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Märchenstunde:

Die Mär von Russlands militärischer Hilfe in der Ostukraine

Die Separatisten in der Ostukraine scheinen ihre Aktionen gezielt zu planen. Das sagt die Bundesregierung und präsentiert einen Schuldigen.

Separatisten in Slawjansk Ostukraine.

Separatisten in der Stadt Slawjansk, die Ausrütung wirkt nicht gerade professionell. Bild: © REUTERS/ Gleb Garanich

Seit Tagen gibt es heftige Unruhen in Charkow, Slawjansk und anderen Städten im Osten der Ukraine. Immer häufiger werden Verwaltungsgebäude, staatliche Institutionen wie Rathäuser und Polizeistationen von Separatisten erobert und besetzt. Dabei gehen sie keineswegs kopflos vor. Deshalb glaubt die Bundesregierung jetzt, dass die prorussischen Aktivisten von Russland gesteuert und unterstützt werden. Beweise liefert sie aber keine.

Einige Medien melden heute, dass die Bundesregierung Anhaltspunkte hat, dass Russland die Separatistengruppen in der Ostukraine unterstützt. Die stellvertretende Regierungssprecherin Christiane Wirtz sagte: „Vieles deutet darauf hin, dass die in der Ostukraine aktiven bewaffneten Gruppen Unterstützung aus Russland erhalten.“

Außerdem fügte Wirtz hinzu: „Wenn man sich das Auftreten, die Uniformierung und die Bewaffnung einiger dieser Gruppen ansieht, kann es sich kaum um spontan aus Zivilisten gebildete Selbstverteidigungskräfte handeln.“

Scheinbar glaubt man auf Seiten der Bundesregierung, dass die Menschen in der Ostukraine zu dumm wären, militärisches Handeln und Auftreten selbstständig durchzuführen. Ohne das im Hintergrund eine böse Macht werkelt. Anders als in Deutschland, wo man sich vorm Dienst bei der Bundeswehr drücken konnte, ist ein Großteil der russischen Männer beim Militär gewesen. Viele von ihnen sind kampferprobte Veteranen, die schon in Afghanistan und in anderen Krisenregionen eingesetzt wurden.

Und dennoch kann die Bundesregierung aus dem Auftreten, Uniformierung und Bewaffnung der prorussischen Aktivsten schließen, dass die Selbstverteidigungskräfte von Russland gesteuert, unterstützt und logistisch mit Waffen beliefert werden. Das lässt tief blicken.

Ostukraine – Ohne Waffen keine Revolution

Nachtrag zum Artikel:

Im übrigen kam auch die New York Times zum selben Ergebnis wie wir, nur eben 20 Tage später. »Behind the Masks in Ukraine, Many Faces of Rebellion«

http://www.nytimes.com/2014/05/04/world/europe/behind-the-masks-in-ukraine-many-faces-of-rebellion.html?ref=world&_r=0

Warum wohl haben die prorussischen Aktivisten in jeder Stadt zuerst Polizeistationen okkupiert? Sicherlich nicht, um sich über einen Strafzettel bei den Beamten zu beschweren, den man wegen falsch Parken erhalten hat. In den Polizeirevieren lagern Waffen und Munition, und die braucht man, will man was revolutionäres durchsetzen.

Und weshalb haben Separatisten die Polizeistationen zuerst mit Knüppeln und Eisenstangen überfallen, wenn sie doch schon längst von Moskau mit Kalaschnikows ausgerüstet wurden? Das macht beim besten Willen keinen Sinn. Hier sollten die PR-Abteilung und der Sprecher vom Dienst die Glaskugel schon etwas genauer befragen.

Hätte Russland die Waffen an die Aktivisten geliefert, hätte man das auch bequemer haben können, nämlich über UPS, FedEx oder German Parcels mit Direktzustellung an jeden Revolutionär. Die Behauptung, dass Russland Waffen und Ausrüstung an die prorussischen Separatisten geliefert hat, klingt nicht glaubhaft. Konkrete Beweise dafür gibt es wie immer keine. Über die Bekleidung muss man nicht viele Worte verlieren. Jeder Reservist hat seine komplette Ausrüstung zuhause, dass ist in der Ostukraine nicht anders als in Deutschland. Zudem ist Military-Bekleidung auch bei Jägern mittlerweile beliebt. Das sollte eigentlich auch den Experten der Bundesregierung einleuchten.

Deutsche Presse: „Waffen kommen aus Russland“

In der deutschen Presse tauchen auch immer wieder Formulierungen auf, wie: „die Separatisten würden russische Waffen tragen“ . Was für eine Erkenntnis, in Ost-Europa nutzen viele Länder Waffen aus Russland. Auch die Polizisten, Soldaten und Spezialeinheiten in der Ukraine nutzen Kalaschnikows. Natürlich steckt hinter dieser Botschaft ein tieferer Sinn. Für Menschen, die sich mit Waffen und militärischen Dingen nicht auskennen, soll hier der Eindruck vermittelt werden, dass eben doch Russland hinter den Bestrebungen in der Ostukraine steckt.

Um das Bild abzurunden wird ein negatives Bild vom bösen Russland und seinem Präsidenten Wladimir Putin gezeichnet.

Sind der Nato die Feinde ausgegangen, dass sie jetzt händeringend nach alten Feinden sucht? Und sind wir schon wieder soweit, dass wir alte Feindbilder aufleben lassen. Die Menschen in Deutschland sagen Nein dazu.

Todesschüsse auf dem Maidan

Da die Bundesregierung militärische Aktionen so gut bewerten kann, stellt sich die Frage, warum bis heute nicht die Scharfschützen vom Maidan ermittelt wurden. Das Märchen, dass die ukrainische Polizei-Spezialeinheit Berkut hinter dem hinterhältigen Anschlag steckt, bei dem Demonstranten und Polizisten getötet wurden, will seit dem Monitor Beitrag vom 10.04.2014 auch niemand mehr glauben.

In Deutschland muss man derartige Revolutionsbestrebungen wie in der Ostukraine nicht fürchten. Wer in Deutschland auf Revolution machen will, wird sich wundern. So eine Revolution würde komplett ins leere laufen. Waffenkammern und Munitionsdepots wurden wegrationalisiert. Denn in Deutschland ist die Bundeswehr soweit kastriert, dass sogar Übungsmunition (Platzpatronen) abgezählt an die Soldaten verteilt werden, weil kein Geld mehr da ist. Schüsse müssen häufig durch lautes Ausrufen „Peng Peng“ vom Soldat simuliert werden. In dem Fall hat die Bundesregierung weitsichtig gehandelt. Man weiß ja nie.

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Über K.M. Wolfskeil