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Rentensysteme:

Europäer müssen in Zukunft länger arbeiten

Die Systeme der Alterssicherung sind in den europäischen Ländern zwar nach wie vor unterschiedlich, aber sie nähern sich allmählich einander an.

Elektriker bei der Arbeit - Arbeiten bis ins hohe AlterAb 1. Januar 20012 hat sich in Deutschland die Regelaltersgrenze in der Rente schrittweise mit dem Ziel „Rente mit 67“ verschoben. Damit allerdings steht die Bundesrepublik nicht allein: „Europa muss länger arbeiten“. Zwar differieren die Systeme der Alterssicherung in den verschiedenen Ländern Europas nach wie vor erheblich, aber sie nähern sich bei der Rente immer stärker an. Ein Grund dafür ist der wachsende Spardruck, unter dem alle stehen.  Dies führt dazu, dass viele Länder ihre Arbeitnehmer immer später in Rente schicken. Auf Deutschland bezogen bedeutet dies, dass zwar das legendäre Wort des früheren Sozialministers Norbert Blüm – „Die Rente ist sicher“ – weiter gilt. Aber die Rentenformel mit leichten Schwankungen auf Dauer immer schmaleres Salär erbringt. Unter den 82 Millionen Menschen in der Bundesrepublik  waren zur Jahreswende 2011/12 rund 20 Millionen Rentenempfänger. Und Hochrechnungen sagen, dass zum Jahr 2030 unter den dann 79 Millionen Bürgern schon 28 Prozent in einem Alter von über 65 Jahren sind. Sie werden Rente erst zum 67. Lebensjahr beziehen können.

Frühpensionierung in Dänemark wird künftig schwieriger

Ähnlich wird es beispielsweise künftig den Dänen ergehen. In den kommenden Jahren werden immer weniger Menschen die Möglichkeit haben, sich frühpensionieren zu lassen, ohne dass sie arbeitsunfähig sind. Stattdessen wird das gesetzliche Renteneintrittsalter angehoben; und zwar auf 67 Jahre bis zum Jahr 2022. Heute liegt es bei 65 Jahren. Derzeit, sagt die Statistik, gehen die dänischen Frauen im Schnitt mit 61,4 Jahren in den Ruhestand, Männer mit 63,2 Jahren.

„Baby-Renten“ gibt es in Italien nur noch mit Abschlägen

Das Rentensystem in Italien, sagen die Experten, gilt zwar als in sich solide, aber zugleich als unbezahlbar. Die Technokratenregierung des ehemaligen EU-Kommissars Mario Monti hat erhebliche Anstrengungen unternommen, einen Flickenteppich vorhandener Einzelbestimmungen wegzuräumen. Das Rentenalter steigt in diesem Jahr von jetzt theoretisch 65 Jahren auf 66 Jahre, und bis zum Jahr 2018 müssen sich die Frauen dem anpassen. Sie gehen derzeit im Durchschnitt mit 59,4 Jahren in den Ruhestand, die Männer mit 60,8 Jahren. Die bislang so beliebten „Baby-Renten“, die Spielraum schufen für ausgedehnte Schwarzarbeit, konnten von Monti nicht abgeschafft, aber immerhin mit Abschlägen bewehrt werden.

Beitragszeit erhöht sich in Frankreich

Die Franzosen haben ihre Rentenreform – gegen starken Widerstand der Gewerkschaften – bereits im Jahr 2010 beschlossen. Somit steigt das gesetzliche Renteneintrittsalter in den kommenden Jahren schrittweise von bisher 60 auf 62 Jahre. Allerdings müssen die Franzosen künftig länger in die Rentenkassen zahlen, um die volle Rente kassieren zu können. Die Beitragszeit erhöht sich von bisher 40 Jahren auf 41,5 im Jahr 2020. Wer nicht so lange eingezahlt hat, erhält die volle Rente erst mit 67 Jahren anstatt mit 65. Französische Frauen gehen derzeit durchschnittlich mit 59,8 Jahren in Rente, die Männer mit 60,3 Jahren.

Briten mit einem zeitlichen Dreistufenplan

Die Briten gehen derzeit im Schnitt mit 63 Jahren in Rente – und zwar die Frauen mit 62 Jahren, die Männer mit 64,1 Jahren. Das Rentenalter für Frauen wird bis zum Jahr 2018 schrittweise von derzeit 60 auf 65 Jahre angehoben. Dann werden sie mit den Männern gleichgezogen haben. Aber ab 2020 wird das Renteneintrittsalter für alle auf 66 Jahre gehoben; weitere sechs Jahre später, also 2026, soll es bei 67 Jahren liegen.

Die Rumänien sind am fleißigsten

Die reale Arbeitszeit bis zum Eintritt in die Rente schwankt in den europäischen Ländern stark. Die Luxemburger Frauen beispielsweise sind schon mit 57 Jahren „rentenreif“, ihre Männer mit 58,1 Jahren. Nur um ein Geringes länger arbeiten die Ungarn. Ihr Renteneintrittsalter liegt bei 58,7 beziehungsweise 60,1 Jahren. Nach diesen Statistiken sind die Rumänen am fleißigsten – oder am gesündesten: Die Rumäninnen gehen im Schnitt mit 63,2 Jahren in den Ruhestand, die Männer sogar erst mit 65,5 Jahren. Ihnen auf den Fersen sind die Schweizer mit Durchschnittswerten von 62,2 und 64,8 Lebensjahren.

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Über Klaus J. Schwehn

Nach 25 Jahren spannender Tätigkeit als Parlamentskorrespondent in Bonn (Badische Zeitung, Die Welt, Berliner Tagesspiegel) lebe ich heute in Oberitalien. Meine Arbeitsschwerpunkte sind Politik und Gesellschaft in Italien und Deutschland; aber auch Fragen der Europäischen Union.