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Historisches zur Trillerpfeife:

Wie kam die Schiedsrichterpfeife ins Spiel?

Gehör verschaffen - die Trillerpfeiffe der SchiedsrichterOb beim Fußball, Handball oder Rugby – ohne Schiedsrichterpfeife geht nichts. Fast verwunderlich, dass das nicht schon immer so war. Die Pfeife kam erst ins Spiel, als der Neuseeländer William Atack beim Schiedsen die Nase voll hatte vom Geschrei auf dem Feld. Als er zufällig in seine Westentasche griff, fand er dort eine Hundepfeife – das brachte ihn auf eine Idee.

Viele Mannschaftsspiele sahen zwar schon früh einen Schiedsrichter vor, um das Spiel zu lenken, aber er musste sich ohne Hilfsmittel Gehör verschaffen. Keine leichte Sache im Tumult eines Spieles, zumal bei johlender Zuschauermenge. William Harrington Atack, selbst aktiver Sportler, schiedste Rugbyspiele, im Juni 1884 nahm er seine Hundepfeife mit auf den Platz. Vor dem Spiel erbat er die Erlaubnis der Mannschaften, die Pfeife einsetzen zu dürfen, so kam die Schiedsrichterpfeife das erste Mal aufs Feld.

Eine Hundepfeife ist im Grunde dazu da, Hunde abzurichten, zu trainieren und zu dirigieren. Der Hund lernt, auf Pfeifensignale mit vorher antrainiertem Verhalten zu reagieren. Die Schiedsrichterpfeife hat letztlich keinen anderen Zweck. Wenn der Schiri sie benutzt, haben die Spieler zu parieren. Sei es, weil das Spiel beginnt, endet, unterbrochen werden muss oder Regelverletzungen angezeigt werden.

Es gibt zwei Sorten von Trillerpfeifen

Eine Kugel im Resonanzraum wird durch Pusten in Bewegung gebracht und erzeugt zwei Schallwellen, die sich in typischer Weise zu einem schrillen Ton überlagern oder der Luftstrom wird in der Pfeife speziell gelenkt, ohne Kugel. Schiedsrichterpfeifen erzeugen Töne von 98 bis 100 Dezibel Schalldruckpegel, ab 120 Dezibel beginnt die Schmerzschwelle. Die Pfeifen beim Schiedsen nutzen also die Möglichkeiten des Menschenohres voll aus.

Und das mit Erfolg. Dass Schiedsrichter eine Pfeife benutzten, setzte sich schon bald in vielen Sportarten durch, zunächst praktisch, dann auch im Regelwerk. Dass gerade Atack auf diese wegweisende Idee kam, fügt sich ganz stimmig in seinen Lebenslauf. Sein Leben lang war er ein Mann der Tat.

Wer war dieser William Harrington Atack?

Der 1857 in England Geborene kam im Alter von zwei Jahren mit seinen Eltern nach Neuseeland. Er war ein exzellenter Schüler, erwarb diverse Stipendien, war zudem ein guter Rugby- und Cricketspieler. Beruflich entschied er sich für den Journalismus und wusste auch hier, sich Gehör zu verschaffen. In Canterbury arbeitete er ab 1875 bei der Lyttelton Times. Mit 29 Jahren wechselte er 1886 nach Wellington und wurde Chef der United Press Association, aus der später die New Zealand Press Association wurde. Die Geschäfte führte er 44 Jahre lang mit autoritärer Hand, das reichte gelegentlich bis zu jähzornigem Verhalten. Seine Familie beschreibt ihn ebenfalls als genauen und anspruchsvollen Menschen. Mit 74 Jahren zog William Atack sich aus dem Arbeitsleben zurück, er starb 1946, 89-jährig. Generationen von Schiedsrichtern sind ihm dankbar, dass das Schreien auf dem Platz aufgehört hat.

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Über Manuela Käselau

Manuela Käselau ist Physiotherapeutin und Shiatsu-Praktikerin (GSD). Parallel studierte sie Phonetik, Niederdeutsche Linguistik und Systematische Musikwissenschaft an der Universität in Hamburg. Als freie Autorin schreibt sie für diverse Online- und Printmedien, hauptsächlich im medizinischen Bereich. Seit 2012 ist sie ein Mitglied der Redaktion.