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Petaflops:

SuperMUC ist Europas schnellster Hochleistungsrechner

Im Leibnitz Rechenzentrum ist Europas schnellster Computer »SuperMUC« ans Netz gegangen. Konrad Zuse hätte seine wahre Freude daran gehabt.

Die Daten sind unvorstellbar: Die Anlage hat eine maximale Leistung von drei Petaflops. Und das sind keine „Flops“, sondern drei Billiarden Rechenschritte pro Sekunde, das entspricht einer Rechenleistung von mehr als 110.000 PCs. Die Rede ist von Europas größtem Supercomputer, der Ende Juli 2012 im Leibniz-Rechenzentrum Garching bei München unter dem Namen SuperMUC in Betrieb genommen worden ist. Der Computer steht auf einer Fläche von 500 Quadratmetern und wiegt 100 Tonnen. Super ist der Rechner also in allen Belangen.

Physiker, Geowissenschaftler, Astronomen, Mathematiker und Mediziner werden – genauso wie Ingenieure und Klimaforscher – von dem Riesenrechner profitieren können. Denn er wird Klimaveränderungen und die Auswirkungen von Katastrophen wie Erdbeben berechnen oder Modelle zu den Bewegungen unter der Erdkruste darzustellen in der Lage sein. Im Geschwindschritt. Forscher aus Deutschland sowie 23 weiteren Ländern werden diese neue IBM-Anlage nutzen. Dabei soll es gerecht zugehen: Über die Zulassung entscheidet ein internationales Gremium. Trotz seiner gigantischen Leistung liegt dieser deutsche Super-Computer im internationalen Vergleich nur an vierter Stelle. Spitzenreiter ist der Rechner „Sequoia“ in den USA. Mit 16,32 Petaflops ist er rund fünfmal schneller als der deutsche.

Ein Deutscher war Vater  des Computers

Der größte Rechner also steht in den USA, Europas größter in Deutschland. Irgendwie passt dies: Die Muttersprache des Computers ist englisch. Folgerichtig gibt es nicht wenige, die der Meinung sind, der PC sei entweder von Alan Turing oder Bill Gates erfunden worden. Falsch. Der Vater des Computers ist ein Deutscher. Er hieß Konrad Zuse, ist am 22. Juni 1910 in Berlin geboren worden und ist inzwischen von vielen vergessen.

Der erste programmierbare Rechner hieß Z3

Konrad Zuse hatte in Berlin Bauingenieurwesen studiert. Dabei trieb ihn der Gedanke um, immer wiederkehrende Rechenvorgänge von einer Maschine ausführen zu lassen. Folgerichtig bastelte er schon im Jahr 1938 einen ersten mechanischen Rechner, Z1 genannt. Die Bastelei ging weiter. Und im Jahr 1941, mitten im Zweiten Weltkrieg, entwickelte Zuse zusammen mit Freunden im Wohnzimmer der Eltern aus Altmaterial den ersten elektronischen, programmierbaren Rechner der Welt, den Z3. Wohl wissend, dass seine Erfindung eine Woche Rechenarbeit eines ganzen Planungsbüros binnen weniger Stunden erledigen konnte, machte er angesichts der politisch-militärischen Umstände im NS-Deutschland seine Arbeit nicht publik. Das gebaute Exemplar wurde im Krieg zerstört – ein rekonstruiertes Modell ist im Deutschen Museum in München zu sehen.

Auch die erste Programmiersprache stammt von Zuse

Mit dem Z3 war die Arbeit aber längst nicht zu Ende: Ein Nachfolgemodell, Z4, entstand in den letzten Kriegstagen, wurde aus Berlin geschmuggelt und im Allgäu – unentdeckt von den kriegführenden Parteien – versteckt. Dieses Modell überdauerte die Kapitulation des Deutschen Reiches und ging im Jahr 1949 an die Eidgenössische Technische Hochschule (ETH) Zürich. In den Jahren 1945/46 hatte Zuse zusätzlich mit dem „Plankalkül“ die erste höhere Programmsprache entwickelt. Und im Jahr 1949 gründete er die erste Computerfirma in Deutschland. Hier wurde auch der erste Plotter mit der Bezeichnung Z64 gebaut.

Maler mit dem Pseudonym Kuno See

Der Erfinder blieb im Erfolg stets bescheiden. Es habe viele neben ihm gebraucht, um den Computer, wie er heute bekannt ist, zu entwickeln, war stets seine leicht abwehrende Reaktion auf zu viel Lob. Der Computer war ihm auch nicht alles. In seiner Freizeit malte er gern; seine Werke konnte man in vielen Ausstellungen sehen – und etliche wirken so wie Computerbilder des 21. Jahrhunderts. Die Bilder signierte er mit dem Pseudonym Kuno See. Und zur Abwechslung baute er zwischendurch auch mal einen Windturm zur optimalen Ausnutzung der Windenergie. Den PC-Boom in aller Welt hat er nicht mehr erlebt: Zuse starb am 18. Dezember 1995. Verewigt worden ist er in der Berliner „Straße der Erinnerungen“ in der Reihe „Helden ohne Degen“.

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Über Klaus J. Schwehn

Nach 25 Jahren spannender Tätigkeit als Parlamentskorrespondent in Bonn (Badische Zeitung, Die Welt, Berliner Tagesspiegel) lebe ich heute in Oberitalien. Meine Arbeitsschwerpunkte sind Politik und Gesellschaft in Italien und Deutschland; aber auch Fragen der Europäischen Union.