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High-Tech-Helfer:

Hilfe aus der Wand soll Senioren den Alltag erleichtern

Roboter, die Senioren im Haushalt helfen, lassen noch ein wenig auf sich warten. Doch eine High-Tech-Wand kann erst Mal für Entlastung im Alltag sorgen.

Prof. Kerstin Wessig und ein Proband testen die Assistenz-Wand.

Prof. Kerstin Wessig testet mit einem Proband die intelligente Assistenz-Wand per Tablet-PC. Bild: © U. Benz / TUM

Wie die Technische Universität München meldet, könnten für den Haushalt älterer Menschen bald außergewöhnliche Assistenten zum Einsatz kommen. Denn Wände sollen zukünftig nicht nur als Raumtrenner dienen, sondern die Senioren aktiv unterstützen. Forscher entwickelten ein System, das sich hinter einer unscheinbaren Wandverkleidung versteckt und auf Brille oder Hausschlüssel aufpassen soll, Gesundheitsdaten auswertet und in direktem Kontakt mit Ärzten sowie Hilfsdiensten steht. Die intelligente Garderobe wurde am 20. Februar auf der Munich Creative Business Week vorgestellt.

Das Info-Terminal für Zuhause

Viele ältere Menschen wollen so lange wie möglich in ihren eigenen vier Wänden bleiben und sich selbst versorgen. Doch wenn die Leistung von Körper und Geist nachlässt, tauchen Probleme auf, die kleine alltägliche Aufgaben erschweren können. So ist zum Beispiel die Brille verlegt und nicht mehr auffindbar oder man macht sich auf den Weg zum Einkaufen und der Haustürschlüssel wird in der Wohnung vergessen. Aus Unsicherheit über die körperliche Fitness oder auch weil das Wetter nicht mitspielen könnte, gehen viele Senioren erst gar nicht mehr aus dem Haus. Für genau solche Fälle haben Forscher der Technischen Universität München (TUM) in Zusammenarbeit mit Unternehmen nun ein System entwickelt, das die Probleme minimieren soll. In eine einfache Wandverkleidung soll ein Tablet-PC eingelassen werden, der als zentrale Anlaufstelle in der eigenen Wohnung dienen soll und Informationen, wie die Wettervorhersage, die Busverbindung oder auch die Telefonnummern der Kinder bereithält. Das Blättern in Zeitungen, die Suche nach Merkzetteln oder auch das Studieren von Fahrplänen könnte durch den Tablet-PC vollständig ersetzt werden.

Aktive Hilfe aus der Wand

Der erste Prototyp des Systems wurde in eine Garderobe integriert und soll entsprechend im Flur zur Anwendung kommen. Dabei soll natürlich deutlich mehr geboten werden als reine Informationen. Beim Öffnen der Haustür warnt das System beispielsweise, wenn der Hausschlüssel nicht seinem Kasten entnommen wurde. Zudem sollen Gegenstände wie Brillen durch ein sogenanntes „Indoor Positioning System“ geortet werden, wenn diese verlegt wurden. Über eingebaute Biosensoren sollen die Nutzer wichtige Vitalwerte wie Blutdruck oder Blutzucker messen können. Das System gibt dann Empfehlungen, ob Bewegung angebracht wäre oder ein Medikament eingenommen werden sollte. Stellen die Sensoren einen kritischen Gesundheitszustand fest, können sie direkten Kontakt mit Hilfsdiensten aufbauen. Ärzte könnten das Terminal beispielsweise auch dauerhaft nutzen, um die Werte der Patienten zu überwachen und soziale Dienste könnten sich direkt mit ihren Patienten austauschen, um beispielsweise Einkäufe zu organisieren oder Arzttermine abzustimmen. Aus technischer Sicht könnte das System auch selbständig die Klimaanlage einschalten, wenn vergessen wurde zu lüften.

Weitere Wohnbereiche sind geplant

Die Forscher geben an, dass sie langfristig die Entwicklung solcher Systeme für jeden Wohnbereich planen. In der Küche könnte beispielsweise der Herd überwacht werden oder höhenverstellbare Schränke könnten das Kochen erleichtern. Auch spielt man mit dem Gedanken, einen Roboter einzusetzen, der einfache Transportaufgaben im Haushalt erledigen kann, beispielsweise die Einkäufe vom Flur in die Küche bringen und ähnliches. Wichtig ist den Wissenschaftlern laut eigener Aussage in jedem Falle, dass die älteren Menschen so lange wie möglich eigenständig bleiben können. Die High Tech Assistenten sollen dabei nur solche Aufgaben abnehmen, die selbst nicht mehr erledigt werden können. Neben aller technischer Finesse haben die Forscher bei der intelligenten Garderobe auch ihren eigentlichen Sinn nicht außer Acht verloren: Selbstverständlich werden Kleiderhaken ebenso enthalten sein wie auch ein praktischer Schuhanzieher auf dem Boden.

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Über Stephan Lenz

Stephan Lenz studierte Philosophie, Soziologie und Anglistik an der Universität Mannheim. Es folgten schriftstellerische Fortbildungen und die freiberufliche Arbeit als Autor und Journalist. Neben unzähligen Artikeln in diversen Magazinen, veröffentlichte er Prosa im Charon Verlag, Hamburg, sowie im Wortkuss-Verlag, München. Er gehört seit vielen Jahren zum festen Stamm der Redaktion des Artikelmagazins.