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Facebook-Elaborat:

Bei Schweighöfer ist weniger mehr

Matthias Schweighöfer mit Lebensgefährtin Ani SchrommSchauspieler Matthias Schweighöfer lehrt Journalisten und Schreiberlingen auf beeindruckende Art und Weise, dass weniger wirklich mehr ist.

Klar, Deutschland ist bekanntlich das Land der Dichter und Denker. In jedem der knapp 81 Millionen Bundesbürger schlummert ein kleiner Goethe. Nicht nur in Universitätsstädten soll jeder zweite Taxifahrer das noch nicht ganz fertige Manuskript seines ersten Romans spazieren fahren, um jede fahrgastfrei Minute zu nutzen, um weiter an dem Elaborat zu werkeln.

Journalisten haben sich zumindest einen Teil des Mini-Goethe-Tums erfüllen können. Ist deren Arbeit doch so etwas wie Literatur in Eile. Während mancher Roman Jahre bis zur Druckreife benötigt, müssen die Schnell-Literaten aus Zeitungs- und Onlineredaktionen täglich Neues liefern.

Ob es dieser Zeitdruck war, den auch Matthias Schweighöfer jüngst verspürte, darüber lässt sich nur spekulieren. Vielleicht dachte der populäre Schauspieler auch schlicht daran, dass manchmal weniger mehr ist und dass in der Kürze die Würze liegt. Vielleicht wollte er sich schlicht auf das Wesentliche konzentrieren, vielleicht aber auch einfach nur mal so kurz grüßen. Auf jeden Fall zeigte er, welche Wirkung schon allein fünf Buchstaben gepaart mit einem Ausrufezeichen haben können.

Fünf Buchstaben, die zusammen ein Wort ergeben, noch dazu ein englisches. Auf jeden Fall postete, wie es Neudeutsch heißt, Schweighöfer ein simples „Hello!“ auf seiner Facebookseite und löste damit eine wahre Welle der Begeisterung aus. Binnen acht Minuten drückten nicht weniger als 1.508 Onlinejunkies ihre Begeisterung für diese wohl überlegten Buchstaben aus und drückten den ominösen Gefällt-mir-Knopf.

Was durchaus nachvollziehbar ist. Denn so ein Gruß ist doch viel mehr als ein einfach dahin gerotztes „Hello“. Er zeigt, das Schweighöfer weiß, dass er auf dieser Welt nicht allein ist. Er zeigt, dass Schweighöfer an die Menschen dort draußen denkt, sich zu ihnen hingezogen fühlt und irgendwie mit ihnen in Kontakt treten möchte.

Dank Schweighöfer wissen wir nun, es gibt sie noch, die Liebe unter den Menschen. Und wir wissen, dass die Menschen sich mit so tiefgründigen philosophischen Ansätze wie dem Schweighöferschen „Hello“ auseinandersetzen möchten. Denn nicht nur, dass der Gefällt-mir-Knopf in Rekordzeit 1.508-mal gedrückt wurde, nein, ein gutes Drittel der Menschen, genauer gesagt 533, fühlte sich berufen, das Schweighöfersche Elaborat zu kommentieren – und dies durchaus nicht negativ.

Journalisten und Schreiberlinge sollten hieraus ihre Lehren ziehen und sich nicht immer auf ellenlange Beiträge und das Schreiben von dicken Wälzern konzentrieren. Vielleicht sollten sie einfach mal einen Punkt machen. Und zwar auf einer leeren Seite.

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Über Karsten-Thilo Raab

Nach seinem Anglistik- und Sportstudium arbeitete Karsten-Thilo Raab viele Jahre als Zeitungsredakteur. Seit mehr als zwei Jahrzehnten schreibt er als Journalist und Autor für eine Vielzahl an Zeitungen, Magazinen und Buchverlagen. Karsten-Thilo Raab berichtet als Journalist, Autor und Fotograf in Wort und Bild über Destinationen weltweit, verfasst daneben Glossen und Kolumnen, veröffentlichte rund 60 Reiseführer und Bücher und wirkte an weiteren rund 70 Büchern und Reiseführern mit.