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E-Mail-Tracking:

Der Spion in der elektronischen Post

Mit dem E-Mail-Tracking lassen sich nicht nur Daten auf fremden Rechnern auslesen. Immer mehr Firmen nutzen „Spione“ zur Werbeoptimierung.

E-mail-Tracking - Firmen setzen auf Spionage zur WerbeoptimierungWie das US-amerikanische Magazin Forbes berichtet, werden kleine Spionagemaßnahmen, die in gewöhnlichen E-Mails versteckt sind schon lange nicht mehr nur von Hackern genutzt, die den Opfern schaden wollen, sondern zunehmend auch von seriösen Firmen, die dem Verhalten Ihrer Kunden ganz genau auf die Finger schauen wollen. Entsprechend ist das E-Mail Tracking zum beliebten und auch verbreiteten Weg geworden, Informationen im großen Stil zu sammeln.

HTML-Format schleust die Informationen

Wie Forbes erklärt, können in den E-Mail Nachrichten über das HTML-Format unsichtbare Bilder versteckt werden, die das Nutzerverhalten aufzeichnen und an den Absender übermitteln. So kann der Absender der Nachricht beispielsweise ermitteln, ob die E-Mail überhaupt geöffnet wurde, wie lange sie gelesen wurde und ob ein Link angeklickt wurde. Das Marketing der Firmen lässt sich über diese Daten entsprechend besser planen, worauf auch zunehmend mehr Marketingabteilungen setzen: Fast jedes größere Unternehmen nutzt die kleinen Spione bereits, um die Werbung für den Kunden optimieren zu können.

Jeder kann „Spione“ einsetzen

„Möglich ist das schon lange. Viele Mail-Programme zeigen HTML standardmäßig gar nicht mehr an, weil neben Tracking auch Betrugsversuche und Malware ein Problem darstellen. Viele Menschen wissen gar nicht, dass bei laschen Sicherheitseinstellungen praktisch jede Webseite komplett im Mailprogramm geladen werden kann“, erklärt Christian Jeitler von der österreichischen Webseite www.quintessenz.at, einer Organisation, die sich für den Datenschutz einsetzt. Beunruhigend an der ganzen Sache ist, dass im Grunde jeder Privatanwender durch kostenlose Tools aus dem Internet solche verfolgbaren E-Mail Nachrichten erstellen kann. So gesellt sich zu der neugierigen Marketingabteilung eines Konzerns vielleicht auch schnell ein heimlicher Verehrer oder der Arbeitskollege, der die Mails an das Opfer manipuliert.

Eigene Firmen für Spionage-Mails

Dass die kontrollierten E-Mails nicht nur Ausnahmefälle darstellen, sondern wohl eher an der Tagesordnung stehen, zeigt die Tatsache, dass es mehrere Firmen gibt, die sich eigens auf die Erstellung solcher Spionage E-Mails spezialisiert haben. Der US-amerikanische Datenhändler „Epsilon“ übernimmt beispielsweise das Versenden der E-Mails von Unternehmen wie der Citibank oder des Hilton. Wer schon einmal mit einem Klienten der Firma in Kontakt stand, dessen Daten sind bei Epsilon hinterlegt und liegen zur werbetechnischen Analyse bereit. Die Datensammler verfügen bereits über Informationen von mehr als 250 Millionen Menschen weltweit. Doch selbst wenn derartige Unternehmen offiziell sorgfältig mit den Daten umgehen, so entstehen unkalkulierbare Risiken durch Hackerangriffe. So erst kürzlich geschehen, als eine Vielzahl von Daten gestohlen wurden, unter anderem auch von Menschen, die vermutlich noch niemals von „Epsilon“ gehört haben.

Schieben Sie einen Riegel vor

Als Verbraucher ist man der Datensammelwut der Unternehmen selbstverständlich nicht machtlos ausgeliefert. Experten empfehlen daher, die HTML-Darstellung in den E-Mail Programmen einfach auszustellen. Mittlerweile zählt dies bei vielen Programmen zum Abrufen der E-Mail Nachrichten zur Standardeinstellung, sodass man das HTML im umgekehrten Fall erst aktivieren muss, um die kompletten Inhalte des Newsletters oder Sonderangebotes mancher Unternehmen zu sehen. Vertraut man dem Absender, kann man dies natürlich gerne tun, es soll schließlich auch Menschen geben, die sich über personalisierte Werbung freuen, welche immer exakter die Bedürfnisse trifft. Wer dies jedoch nicht möchte, der sollte die HTML-Funktion in E-Mails einfach deaktiviert lassen.

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Über Stephan Lenz

Stephan Lenz studierte Philosophie, Soziologie und Anglistik an der Universität Mannheim. Es folgten schriftstellerische Fortbildungen und die freiberufliche Arbeit als Autor und Journalist. Neben unzähligen Artikeln in diversen Magazinen, veröffentlichte er Prosa im Charon Verlag, Hamburg, sowie im Wortkuss-Verlag, München. Er gehört seit vielen Jahren zum festen Stamm der Redaktion des Artikelmagazins.