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Streisand-Effekt und Shitstorm:

Phänomene aus dem Internet

Erscheinungen und Trends die aus dem Internet entstanden sindÜber diverse Online-Trends und Phänomene wie das Ostriching oder Planking haben wir bereits berichtet. Doch das World Wide Web hat nicht nur verrückte Trends für den Alltag zu bieten, sondern formt manchmal eigene, merkwürdige Erscheinungen, die gar einen Fachbegriff erhalten oder selbst zu einem werden. So fürchten einige Stars beispielsweise den Streisand-Effekt oder mancher Konzern sieht sich einem regelrechten Shitstorm ausgesetzt. Verstehen Sie nicht? Hier eine kurze Erklärung.

Der Streisand Effekt

Besonders die heißbegehrten Film- und Musikstars sehen sich das eine oder andere Mal mit einer öffentlich gewordenen Information konfrontiert, die sie lieber im stillen Kämmerlein behalten hätten. In der Folge wird sich dann darum bemüht, diese bestimmte Information wieder aus der Öffentlichkeit zu verbannen. Doch wie es das Schicksal will, wird durch die Bemühungen, die Information zu unterdrücken, eben diese erst recht in den Mittelpunkt gerückt und ist plötzlich von größerem Interesse, als sie es ohne Einschreiten der Stars vielleicht gewesen wäre. In letzter Konsequenz haben die Betroffenen also dafür gesorgt, dass eine unerwünschte Information durch sie selbst erst groß geworden ist – der Streisand-Effekt hat unerbittlich zugeschlagen.

Namensherkunft des Phänomens

Der Name Streisand-Effekt beruht tatsächlich auf einer Situation mit der US-amerikanischen Schauspielerin Barbra Streisand. Im Jahre 2003 verklagte diese nämlich den Fotografen Kenneth Adelmann auf 50 Millionen US-Dollar Schadensersatz. Grund dafür war, dass man Streisands Luxushäuschen auf Bildern des Fotografen sehen konnte, wohlbemerkt bei Luftaufnahmen zusammen mit weit über 10.000 anderen Häusern. Hätte Barbra Streisand die Aufmerksamkeit mit der Klage nicht auf sich und ihr „Häuschen“ gelenkt, wäre wohl kein Mensch auf die Idee gekommen, dass ein winziges Haus auf dem Bild, dem großen Hollywoodstar vergangener Tage gehörte. Durch den Wirbel, den Streisand verursacht hatte, wurden die Fotos und speziell das Haus des Stars zu einem der beliebtesten Fotos im Internet. Frau Streisand hatte also die volle Aufmerksamkeit auf eine Information gelenkt, die sie aus der Öffentlichkeit entfernen wollte. Die Klage wurde im Übrigen abgewiesen, sodass sich besagtes Foto wie ein Lauffeuer im Internet verbreitete.

Ein Opfer für den Shitstorm

Durch diese Aktion wäre Barbra Streisand theoretisch ein gefundenes Fressen für einen Shitstorm gewesen. Dabei handelt es sich nämlich um nicht mehr und nicht weniger, als um eine Welle der Entrüstung im Internet. Allerdings wird diese in der Regel unsachlich, beleidigend und nicht selten auch mit Drohungen durchgeführt. Mit derartigen Shitstorms machen sich verärgerte Bürger und Verbraucher Luft in Blogbeiträgen, über Twitter oder auch in Facebookmeldungen und schießen sich gemeinsam auf ein gemeinsames Opfer ein. Das Wort Shitstorm wird ins Deutsche übrigens mit der etwas freundlicheren Formulierung „Empörungswelle“ übersetzt und hat sogar den Weg in den Duden gefunden. Dort wird das Phänomen wörtlich mit „Sturm der Entrüstung in einem Kommunikationsmedium des Internets, der zum Teil mit beleidigenden Äußerungen einhergeht“ beschrieben.

Berühmtes Beispiel für eine Welle der Entrüstung

Ein Shitstorm, der besonders große Wellen schlug, geht auf eine Aktion von Green Peace im Jahre 2010 zurück. Die Organisation machte auf einen Missstand bei Nestlé aufmerksam, demnach das Unternehmen durch den Abbau von Palmöl den Lebensraum von Orang Utans zerstörte. Green Peace zeigte ein abschreckendes Video und startete eine Social Media Kampagne gegen das Unternehmen. Hiervon bekamen noch nicht viele Benutzer etwas mit. Erst als Nestlé gerichtlich gegen die Aktion vorging, wurde ein wahrer Sturm der Entrüstung ausgelöst. Der Streisand-Effekt hatte also zugeschlagen und Nestlé rückte sich selbst in ein negatives Licht. Sehr viele Verbraucher unterstützten fortan die Aktion von Green Peace und trieben die Kritik an dem Unternehmen eben teilweise auf die Spitze, die in den sehr emotionalen Shitstorm mündete.

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Über Stephan Lenz

Stephan Lenz studierte Philosophie, Soziologie und Anglistik an der Universität Mannheim. Es folgten schriftstellerische Fortbildungen und die freiberufliche Arbeit als Autor und Journalist. Neben unzähligen Artikeln in diversen Magazinen, veröffentlichte er Prosa im Charon Verlag, Hamburg, sowie im Wortkuss-Verlag, München. Er gehört seit vielen Jahren zum festen Stamm der Redaktion des Artikelmagazins.