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Kostengünstige Wasseraufbereitung:

Sonnenkraft macht verkeimtes Trinkwasser genießbar

Wasserhahn auf, sauberes Trinkwasser marsch? Für uns in Europa ist das weitgehend selbstverständlich, in anderen Ländern aber leider nicht.

Das WADI-Tool auf einer Pet-flascheAn Erkrankungen wie Cholera, Typhus, Ruhr u.ä., die durch verseuchtes Trinkwasser verbreitet werden, sterben täglich weltweit mehr als 3000 Kinder und jährlich knapp zwei Millionen Menschen. Und das, obwohl die Vereinten Nationen (UN) das Recht auf sauberes Wasser zum Menschenrecht erklärt haben. Lichtblick am Horizont könnte die simple Desinfektion mit Hilfe von UV-Licht – solare Wasserdesinfektion, kurz SODIS – sowie die Überprüfung des Reinigungsgrades durch WADI sein – ein einfaches, preiswertes Messgerät für die solare Trinkwasserdesinfektion.

Sauberes Trinkwasser ist Mangelware

Anlässlich des Weltwassertages 2012 verkündeten WHO und Unicef stolz, dass nunmehr beinahe 89 Prozent der Weltbevölkerung Zugang zu sauberem Trinkwasser hätten. Zweifelsohne ein beachtlicher Erfolg. Im Umkehrschluss heißt das allerdings, dass der Zugang derzeit 11 Prozent der Menschheit (rund 783 Millionen Leute) verwährt bleibt.

Ist sauberes Trinkwasser nicht zu haben, sollte das mikrobiell verschmutzte Wasser eben so weit aufbereitet werden können, dass es bedenkenlos und ohne gesundheitsschädliche Auswirkungen getrunken werden kann. Eine solche Wasseraufbereitung scheint im Hinblick auf die ärmsten Länder der Welt, die dortige Infrastruktur und die finanzielle Lage eines Großteils der Menschheit in der so genannten Dritten Welt jedoch illusorisch zu sein – lassen sich doch Klärwerke und Filteranlagen nicht mal eben aus dem Boden stampfen. Doch hier kommen SODIS und WADI ins Spiel.

Kostengünstige Wasserdesinfektion mit Solarkraft

Das WADI-Tool von Helioz besitzt eine Solarzelle zur WasserdesinfektionDie keimtötende Wirkung der UV-Strahlung ist schon seit den 1980er Jahren bekannt und die Eawag, das Wasserforschungsinstitut der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich, entwickelte und testete die SODIS-Methode der solaren Wasseraufbereitung: Verkeimtes, in Glas- oder PET-Flaschen abgefülltes Wasser wird trinkbar, wenn es einige Stunden in der Sonne liegt – übrigens auch in kühlen Weltregionen.

Das Problem an der Sache: Die zur Desinfektion notwendige Dauer variiert je nach Verschmutzungsgrad und Intensität der Bestrahlung. Und wer versuchsweise das Wasser probiert kann eine tödliche Durchfallerkrankung bekommen (ganz abgesehen davon, dass man den Verseuchungsgrad nicht gerade geschmacklich erkennen kann).

WADI schließt nun genau diese Lücke, indem es – solarbetrieben und ohne Zuhilfenahme irgendwelcher Chemikalien – misst, ob das Wasser schon keimfrei ist und mit einem Smiley signalisiert, wann der Flascheninhalt Trinkwasserqualität hat. Das praktische Messgerät kommt in Gestalt eines Aufsatzes daher, der auf herkömmliche PET-Flaschen gesetzt wird.

Start-up-Idee mit Zukunft?

Wasseraufbereitung mit dem WADI-Tool in der ÜbersichtAuf die geniale Idee kam Martin Wesian, der Chef des Start-up-Unternehmens Helioz. Geprägt durch eigene Erfahrungen mit Cholera, die er sich auf langen Reisen in Asien und Südamerika eingefangen hatte, befasste er sich in seiner Diplomarbeit als Wirtschaftsingenieur mit der Frage, wie der Desinfektionsgrad von Trinkwasser mittels SODIS zu messen ist und entwickelte Prototypen von WADI.

Das öffentliche Interesse an WADI stieg schnell und das neu gegründete Unternehmen Helioz erhielt für die Entwicklung des Messgerätes mittlerweile zahlreiche Preise wie etwa 2009 den Energy Globe Award 2011 den Wiener Zukunftspreis oder 2012 den dritten Platz des Kyocera-Umweltpreises.

Solarzellen sind das Herz von WADI. Sie machen teure und für die Ärmsten unerschwingliche Batterien überflüssig und so kostet das Gerät, das Leben retten kann, knapp 10 Euro.

Klingt eigentlich, als ob das Messgerät ein Selbstläufer wäre – und doch gibt es Probleme. Die anvisierte Zielgruppe zeigt sich skeptisch und zweifelt an der Wirksamkeit. Bezüglich der Anwenderschulungen und was die Überzeugungsarbeit angeht, hat Martin Wesian also noch einiges zu tun.

Fotos: © Helioz Research & Development GmbH, Wien

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