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Soziale Mission:

Facebook und Zuckerberg gehen an die Börse

Facebook wird bald an der Börse gehandeltNun ist es bald soweit und Broker rund um den Globus dürfen bald Wertpapiere eines der größten Internetunternehmen der Welt handeln: Facebook geht an die Börse. Doch Mark Zuckerberg, Gründer des sozialen Netzwerkes Facebook, sieht den Schwerpunkt seines Unternehmens nicht im Profit, sondern vielmehr in einer Art „sozialen Mission“. Entsprechend will der Jungunternehmer keinen Gewinn aus seinen Nutzern schlagen, sondern das verdiente Geld in neue Dienste stecken und die Welt damit auf die Zukunft vorbereiten.

Der Internet-Gigant Facebook

Betrachtet man sich Facebook und seinen Gründer Mark Zuckerberg rückwirkend, scheint es sich um eine vorbildliche und beispiellose Karriere zu handeln. Da tüftelt ein einfacher US-amerikanischer Student an einem kleinen, sozialen Netzwerk und heraus kommt ein milliardenschweres Unternehmen, das bald die Börse von hinten aufrollen wird. Doch so neu war das System von Facebook eigentlich gar nicht und dennoch verbreitete sich genau dieses System wie ein Lauffeuer. Es entwickelte sich in nur acht Jahren zum wahren Internetgiganten und revolutionierte das gesamte Internet, von Web 2.0 war dann plötzlich die Rede und die Nutzer wurden plötzlich wichtig in einem an sich geschlossenen System. Per Knopfdruck konnte man seine Gefühle mitteilen, den abendlichen Kinobesuch kurz kommentieren und sich vielseitig sozial Vernetzen, das traf wohl den Nerv der Nutzer.

Nicht alles Gold was glänzt

Getroffen wurde auch der Nerv der Datenschützer, die in dem sozialen Dienst einige Verletzungen ihrer Richtlinien fanden. Die Nutzer hatte das überwiegend nicht gestört, so wurde immer munter weiter geschrieben, welch Kleinigkeiten den Alltag versüßten und gnadenlos mitgeteilt was auch immer die Freude trübte. Letztlich konnten die Datenschützer der Datensammelwut dann doch ein wenig Einhalt gebieten, doch  schienen Negativschlagzeilen für Facebook ohnehin nicht so recht zu passen. Denn das soziale Netz ist den eigenen Darstellungen zu Folge ein System, das den Menschen mit besten Absichten transparenter gestaltet, soziale Kontakte pflegt und die Welt eben einfach besser macht. Dementsprechend ließ und lässt sich Zuckerberg auch nicht durch Anfeindungen von seinem missionarischen Kurs abbringen und will nun neben den Herzen und Werbeprofilen der Nutzer auch die Börse im Sturm erobern.

Größter Börsengang eines Internetunternehmens

Der Börsengang von FacebookRund fünf Milliarden US-Dollar will Facebook mit seinem geplanten Börsengang schöpfen. Diese unglaubliche Summe geht jedenfalls aus den Unterlagen hervor, die das Unternehmen bei der US-Börsenbehörde SEC einreichte. Das Börsenprospekt von Facebook verrät noch einiges mehr, lässt aber gleichzeitig auch einiges offen. So geht aus den Unterlagen hervor, dass das soziale Netzwerk im vergangenen Jahr rund eine Milliarde US-Dollar Gewinn verbuchen konnte. Im Vergleich hierzu wirken die angestrebten 5 Milliarden Dollar durch Aktienverkäufe schon gar nicht mehr so viel. Entsprechend dieser Zahlen wird der Wert des Unternehmens dann auch auf satte 75 bis 100 Milliarden Dollar geschätzt. Für einige Experten deutlich zu hoch gegriffen, doch noch schweigt das Management Facebooks zu diesem Thema und auch zur Anzahl, sowie zum Preis der auszugebenden Wertpapiere. Diese Zahlen sollen bis zum Börsengang im Frühjahr, spätestens im Sommer, jedoch nachgereicht werden. Man darf gespannt sein. Denn dann wird sich auch zeigen, wie viele von den 70% Anteilen das Management des Unternehmens selbst halten wird. Auf Zuckerberg fallen übrigens bislang rund 28% der Unternehmensteile aus.

Dem globalen Dorf noch einen Schritt näher rücken

Doch wie eingangs bereits erwähnt, ist dem Gründer das Geld angeblich nicht wichtig. Vielmehr versucht er seinen eigenen Worten entsprechend „die Welt zu vernetzen, jedem eine Stimme zu geben und dabei zu helfen, die Gesellschaft für die Zukunft vorzubereiten.“ Große Worte, aber betrachtet man die bisherigen Zahlen der Nutzer und vor allem auch die Art und Weise, wie Facebook letztlich genutzt wird, sind diese Worte vielleicht gar nicht so unrealistisch, wie sie im ersten Moment klingen mögen. Denn immerhin hat Zuckerberg etwa 845 Millionen weltweit auf seine Plattform gelockt, von denen offiziellen Angaben zu Folge rund 483 Millionen Menschen täglich die Facebook-Webseite besuchen. Ein Traum für den Betreiber, ein Traum für die Marketingunternehmen und ein Alptraum für den weitsichtigen Kritiker, der dabei zusehen muss, wie immer mehr Menschen immer gläserner werden. Selbst in Deutschland sind bereits etwa 23 Millionen registrierte Benutzer vorhanden, Tendenz steigend. Wo das alles noch hinführen soll, wie sozial die soziale Mission dann wirklich sein wird und vor allem, was mit den kleinen Wertpapierchen dann tatsächlich an der Börse passieren wird, all das wird die Zukunft zeigen. Den Börsengang als soziale Mission zu verkaufen, hinterlässt jedenfalls schon einen leicht perfiden Beigeschmack.

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Über Stephan Lenz

Stephan Lenz studierte Philosophie, Soziologie und Anglistik an der Universität Mannheim. Es folgten schriftstellerische Fortbildungen und die freiberufliche Arbeit als Autor und Journalist. Neben unzähligen Artikeln in diversen Magazinen, veröffentlichte er Prosa im Charon Verlag, Hamburg, sowie im Wortkuss-Verlag, München. Er gehört seit vielen Jahren zum festen Stamm der Redaktion des Artikelmagazins.