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Bankenkrise:

Bad Bank – Giftmüllhalde für faule Kredite und Aktien

Bad Bank – ein Begriff der seit der Schuldenkrise durch die Medien geistert. Was genau ist die Aufgabe der Verwertungsgesellschaft?

Die Bad Bank lagert toxische Kredite und Wertpapiere.

In der Bad Bank werden wertlose Wertpapiere und Kredite einer Bank abgewickelt. Bild: © pa / Bildagentur-online

Seit Josef Ackermann, Chef der Deutschen Bank, Ende 2008 den Begriff „Bad Bank“ in die Diskussion um die Lösung der Finanzkrise einbrachte, hört man darüber Tag ein, Tag aus in allen Medien.

Doch was genau ist denn eigentlich eine Bad Bank? Wörtlich übersetzt bedeutet es ja in etwa böse oder schlechte Bank. Dies bezieht sich jedoch nicht darauf, dass die Bank an sich schlecht ist, sondern ihr Portfolio. Dieses setzt sich nämlich zusammen aus Krediten mit hohem Ausfallrisiko oder Wertpapieren, die im Rahmen der Krise gerade einen schlimmen Kursverlust hinter sich haben und momentan nur noch von geringem Wert sind.

Für private Banken wäre dies natürlich kein erfolgversprechendes Geschäftskonzept. Es handelt sich dabei also um eine staatliche Notlösung in Krisenzeiten.

Die Idee hinter der Bad Bank

Das Konzept der Bad Bank sieht vor, dass in einer Krisenzeit normale Banken ihre Liquidität verbessern können, indem sie eben stark risikobehaftete Wertpapiere und Kredite an eine Bad Bank übergeben und somit ihre Bilanz entlastet wird.

Der Kaufpreis der faulen Positionen errechnet sich aus dem Nominalwert – das ist der Wert des ausgezahlten Kreditbetrages und die Summe der Zinszahlungen bei normaler Abwicklung – abzüglich eines Abschlags für den erwarteten Ausfall. Die Bad Bank hat nur die Funktion einer Verwertungsgesellschaft ähnlich einem Inkassounternehmen, sie nimmt nicht weiter am Finanzmarkt teil.

Das Ziel der Bad Bank sollte es sein, dass die Wertpapiere wieder abgestoßen werden, wenn sich der Markt dafür erholt hat. Im Fall von Krediten kann dies auch bedeuten, dass eine gewisse Zeit lang die Abwicklung ausgesetzt wird, um so den Schuldnern etwas Luft zu verschaffen.

Dies kann schon ausreichen, um zum Beispiel die Zwangsversteigerung einer Immobilie zu vermeiden. Das hätte dann einen positiven Effekt auf die Immobilienpreise, die ebenfalls stabilisiert würden. Neben der verzögerten Abwicklung von Krediten oder dem Wertpapierverkauf kann auch vereinbart werden, dass die entlasteten Banken dazu verpflichtet sind, nach gewisser Zeit die ‚faulen Eier’ wieder zu übernehmen, sobald es die Geschäftslage zulässt.

Da auch eine Bad Bank über ausreichend Liquidität verfügen muss, um einerseits die faulen Werte aufzukaufen, andererseits auch diese Risiken tragen zu können, tritt der Staat als Bürge auf, um das zu gewährleisten.

Was bringt die Bad Bank?

Wenn ein Staat eine Bad Bank einrichtet, dann geschieht dies nicht, um den Privatbanken ein Geschenk zu machen, sondern um noch größere Probleme abzuwenden. Eine solche Institution kommt dann in Frage, wenn das Vertrauen in die Banken tief erschüttert ist und somit die Kreditvergabekriterien zu anspruchsvoll werden.

Dies resultiert meist darin, dass der Interbankenhandel (also die Kreditvergabe der Banken untereinander) zum Erliegen kommt. In einer solchen Vertrauenskrise soll durch die Bad Bank der Handel wieder in Schwung kommen, weil das Misstrauen sinkt.

Dadurch, dass die faulen Werte nicht mehr bilanziert sind, müssen die Banken weniger Eigenkapital zur Risikoabsicherung zurückstellen. Die Liquidität und das Eigenkapital der Banken werden verbessert und dadurch nimmt das Risiko einer Insolvenz ab. So steigt die Bonität der Geldhhäuser und es wird leichter, Kredite für den Geschäftsbetrieb zu erhalten.

Beispiele für Bad Banks

Das Konzept der Bad Bank ist natürlich keine Erfindung von Josef Ackermann, sondern ist schon seit längerem bekannt. So wurde es in der Sparkassenkrise der 1980er Jahre in den USA unter dem Namen ‚Resolution Trust Corporation’ eingesetzt, um massenhaft marode Sparkassen vor dem Zusammenbruch zu retten.

Durch den Zeitpuffer konnte ein Großteil der faulen Kredite wieder eingebracht werden, so dass mit Abwicklung der Bad Bank die tatsächlichen Verluste weit hinter den Risiken und der verfügbaren Bürgschaft zurück blieben. Auch in der schwedischen Bankenkrise Anfang der 1990er Jahre wurden die Probleme erfolgreich mit Hilfe einer Bad Bank gelöst.

Risiken und Nebenwirkungen

Es gibt viele theoretische Konzepte, die bei genauer Umsetzung auch in der Realität erfolgreich sind. Theoretisch ist beispielsweise der Handel mit Emissionszertifikaten zur Senkung der Treibhausgasemissionen eine prima Sache. Problematisch wird es aber erst, wenn die Politik anfängt, ein theoretisches Konzept zu vereinnahmen und im Sinne der Lobbyarbeit umzustricken. Eben wie der Rohrkrepierer der Emissionszertifikate.

Der feine Unterschied zwischen dem Zertifikatehandel und der Bad Bank liegt aber darin, dass das finanzielle Risiko der Bad Bank ungleich höher ist und kurzfristig gigantischen Schaden anrichten kann. Das Problem ist nämlich, dass die Summe der faulen Kredite in deutschen Banken auf etwas 500 Milliarden Euro geschätzt wird – basierend auf der aktuellen Bewertungsgrundlage.

Diese Bewertungsgrundlage sollte jedoch genauer betrachtet werden: Gemäß der gesetzlichen Bilanzvorschriften dürfen (und wollen ausnahmsweise auch) die Banken die Verluste nicht voll einbringen. Die Banken sagen also, dass es momentan keinen Markt für diese Kredite gibt und bilanzieren einen Wert, der zwar schon einen deutlichen Abschlag enthält, jedoch weit über dem aktuellen Kurswert liegt. Und die geschätzten 500 Milliarden sind eben die Kredite zu diesem Wertansatz.

Übernimmt die Bad Bank das gesamte Paket, dann besteht das Risiko, dass ein Großteil der Kredite total ausfällt. In diesem Fall muss die staatliche Bürgschaft in Anspruch genommen werden. Dadurch trägt der Staat ein Risiko, das sich auf weit mehr als die 500 Milliarden beläuft Euro. Es kursieren Schätzungen von bis zu einer Billion Euro. Das ist etwa die Hälfte des Bruttoinlandsproduktes der Bundesrepublik Deutschland – und könnte im Ernstfall die Staatspleite nach sich ziehen.

Das Bewertungsproblem

Die größte Herausforderung wird es für eine deutsche Bad Bank also sein, die zu übernehmenden Kredite gut zu prüfen, um das Risiko akzeptabel einzugrenzen. Und da für die Banken ein großer Anreiz besteht, der Bad Bank möglichst den größten Mist aus dem eigenen Stall unterzujubeln, muss umso sorgfältiger geprüft werden. Das ist bei solchen unvorstellbaren Summen eine kaum zu meisternde Aufgabe.

Allerdings sind die Risiken einer unkontrollierten Pleitewelle der Banken auch nicht viel geringer, man muss sich also eine praktikable Lösung ausdenken – und das möglichst schnell!

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