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Zinstricks:

So tricksen Banken bei Zinsanlagen

Banken stellen verzinsliche Anlagen oft besser dar als sie sind. Mit Rechentricks und versteckten Haken im Kleingedruckten polieren sie ihre Angebote zulasten von Transparenz und Ertrag auf. Nur wer genau hinsieht erfährt, was eine Geldanlage wirklich einbringt.

Zinstricks: Banken lassen den Zinseszins unter den Tisch fallen.

Banken versprechen oft viel, allerdings sollten Kunden etwas genauer hinschauen. Bild: © fotolia.de

Ein zunehmend beliebter Trick bei mehrjährigen Festgeldanlagen betrifft den Zinseszins. Er fällt bei immer mehr Banken einfach unter den Tisch. Bei einer fünfjährigen Festgeldanlage werden zum Beispiel die Zinsen nicht jährlich dem Konto gutgeschrieben und mit verzinst. Stattdessen erfolgt eine gesammelte Zinsgutschrift bei Fälligkeit. Der angegebene Zinssatz ist dann höher als die eigentliche Rendite. Je länger die Laufzeit einer Anlage ist, desto stärker wirkt sich dieser Effekt aus.

Beliebt in den Werbeabteilungen der Institute sind nach wie vor vollmundige Bonus-Versprechen. „100 Prozent Treue-Bonus“ soll es dann geben. Der Bonus bezieht sich auf die regulären Zinsen eines Sparplans. Sie werden nachträglich um den Bonus erhöht, wenn eine bestimmte Laufzeit eingehalten wurde.

Der größte Haken ist meistens der niedrige Grundzins. Selbst bei Laufzeiten von 15 oder 20 Jahren steigt er kaum über 1,5 Prozent im Jahr. Selbst bei einer Verdopplung der Zinserträge am Laufzeitende ist die Rendite dann  nicht attraktiv. Dazu kommt ein steuerlicher Nachteil: Wird der Bonus in einer Summe gutgeschrieben, ist er im betreffenden Jahr auch vollständig steuerpflichtig. Vor allem bei Kleinsparern, deren Sparerfreibetrag normalerweise nicht ausgeschöpft ist wirkt sich das negativ aus.

Flexibilität muss teuer bezahlt werden

Da Flexibilität bei deutschen Sparern ebenso gut ankommt wie Sicherheit bieten Banken entsprechende Produkte an. Über Festgeldkonten kann z. B. vor Fälligkeit verfügt werden. Der Haken: Wird frühzeitig auf das Konto zugegriffen, reduziert sich die Verzinsung rückwirkend dramatisch. Mit einem guten Tagesgeldkonto können die Festzinsanlagen dann nicht mehr mithalten.

Wird in einem Produktangebot die Bezeichnung „Wertzuwachs“ verwendet, können Verbraucher fast sicher von einem Trick ausgehen. Benutzt wird der Ausdruck meistens für Anlagen mit progressiver, d. h. jährlich ansteigender Verzinsung. Das Profil solcher Produkte ist dem von Bundesschatzbriefen nachempfunden.

Der jährliche Wertzuwachs wird errechnet, indem die Zinserträge (und nicht die Zinssätze) über die einzelnen Jahre addiert und dann durch die Anzahl der Laufzeitjahre dividiert werden. Die eigentliche Rendite errechnet sich jedoch aus dem arithmetischen Mittel der Zinssätze (und nicht der Zinserträge) und liegt höher.

Vorsicht vor Auto-Prolongation

Ein weiterer Stolperstein wartet bei Fälligkeit von Festzinsanlagen. Viele Banken legen im Kleingedruckten fest, dass ohne anderweitige Weisung des Kunden eine automatische Wiederanlage erfolgt. Es gelten die dann festgelegten Konditionen. Häufig liegt die Verzinsung dann deutlich niedriger als bei Wettbewerbern. Banken setzen darauf, dass ein Teil der Kunden die Kündigung vergisst.

Genau hinsehen ist auch bei Kombinationsangeboten angesagt. Banken zahlen gerne 5, 6 oder 8 Prozent Zinsen für Festgeld  mit sechs Monaten Laufzeit, wenn genauso viel Geld in Investmentfonds angelegt wird. Selbst wenn Fonds ohnehin auf dem Einkaufszettel stehen lohnen sich solche Angebote selten. Bei den Fonds handelt es sich regelmäßig um Ladenhüter, für die im schlimmsten Fall auch noch der volle Ausgabeaufschlag bezahlt werden muss.

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