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Schuldenkrise:

Spanische Fußballclubs sind hoch verschuldet

Fussballspieler Cristiano Ronaldo zahlt in Spanien nur 24% SteuernDie spanischen Fußballvereine zählen mit zu den besten Mannschaften der Welt. Die Ersatzbank eines spanischen Spitzenklubs kommt dabei nicht selten auf einen höheren Spielerwert als zwei, drei kleine deutsche Erstligisten zusammen. Auf dem Platz macht sich das natürlich umgehend bemerkbar, doch wer bezahlt den Spaß eigentlich? Richtig, in erster Linie natürlich die Vereine, doch werden für die teuren Transfers und laufenden Kosten Kredite geschöpft, die im Ernstfall zu Lasten der Steuerzahler gehen und wie im Falle der Euro-Rettungsschirme auch auf die Geldbeutel des deutschen Steuerzahlers schlagen.

Spanien wackelt innerhalb der EU

Neben Griechenland und weiteren Wackelkandidaten, ist es auch um Spanien in finanzieller Hinsicht nicht gut bestellt. Das Land ist stark verschuldet, die Zahl der Arbeitslosen steigt und insgesamt sieht es mit der Wirtschaft nicht besonders rosig aus. Was im Extremfall passieren wird, dürfte klar sein: Die Rettungsschirme werden die europäischen Steuerzahler zur Kasse bitten und Spanien aus dem Schlamassel ziehen. Was viele Kritiker dabei ärgert, ist, dass neben drastischen Sparmaßnahmen auch die spanischen Fußballvereine zur Entspannung beitragen könnten. Denn diese haben alleine eine Steuerschuld in Höhe von 750 Millionen Euro. Hinzu kommen mehr als 500 Millionen Euro Rückstand aus Sozialversicherungen, welche die Vereine ihrem Staat bislang schuldig geblieben sind. Alleine der Verein Atletico Madrid schuldet dem Finanzamt etwa 155 Millionen Euro – eine ganze Menge also. Doch statt die offenen Beträge zu begleichen, wird sich munter weiter verschuldet und weiter Geld für Top-Spieler aus aller Welt ausgegeben.

Der Staat fördert die Vereine zusätzlich

Spanische Fussballvereine sind hochverschuldet und zahlen keine SteuernWas in anderen Ländern für Aufruhr unter den Staatsvertretern sorgen würde, wird in Spanien nicht nur geduldet, sondern aktiv gefördert. Denn für Spanien ist der Fußball weit mehr als nur Sport, nämlich ein Prestige-Objekt und einer der wichtigsten Wirtschaftszweige des Landes. Und würde der Staat alle Schulden der Clubs auf einen Schlag zurückfordern, würde die erste Liga aller Wahrscheinlichkeit nach zusammenbrechen – das will man natürlich nicht. Entsprechend sieht man sich in der Pflicht, die Vereine wirtschaftlich zu unterstützen und scheinbar nicht nur die. So erhalten auch Top Spieler, wie Christiano Ronaldo oder Kaka vergünstigte Steuersätze für ihr Einkommen. In Zahlen ausgedrückt zahlen die Spieler 24% Steuern, so viel wie ein spanischer Hilfsarbeiter. Für die Kritiker eine Ungerechtigkeit sondergleichen, die der Geschäftsführer von Bayer 04 Leverkusen, Wolfgang Holzhäuser, schlicht als „Unding“ bezeichnet. Das Argument, dass Spitzensportler nur über einen sehr kurzen Zeitraum so viel Geld verdienen und deshalb Vorteile bei den Steuern eingeräumt bekommen, lassen die Kritiker nicht gelten.

Sportliche Problematik mit politischem Ausmaß

Solange Spanien nicht in der Krise steckte, war die Fußball-Wirtschaft vielleicht keine gerechte, aber dennoch eine, die sich das Land scheinbar leisten konnte. Dieser Punkt hat sich jedoch geändert. Wenn das Finanzsystem Spaniens droht zusammenzubrechen, dann wird Geld aus dem gesamten EU-Raum in das Land fließen und auch der deutsche Steuerzahler wird für die Kosten der Topspieler aufkommen müssen. Für den Wirtschaftsexperten und Präsidenten des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung Hans Werner Sinn ist die Situation kritisch. Er sieht in den Steuervorteilen eine verbotene Beihilfe, die durch eventuelle Rettungsschirme anderer Länder nicht unterstützt werden sollte. Der Staat müsse seine Steuerschulden und Sozialabgaben einfordern, auch auf die Gefahr hin, dass der eine oder andere Verein Pleite ginge. Schließlich hätten die Clubs ohnehin auf großem Fuße gelebt. Durchaus harte Worte, doch auch der Geschäftsführer von Borussia Dortmund Hans-Joachim Watzke schließt sich an und ist der Meinung, dass es nicht angehen könne, dass spanische Clubs über ihre Verhältnisse leben und die Allgemeinheit im Anschluss dafür aufkommen soll. Für die UEFA, den europäischen Fußballbund, ist die Handhabe kein Problem und verstoße nicht gegen die Wettbewerbsbestimmungen. Derweil ermittelt jedoch eine EU-Kommission aufgrund illegaler Subventionen. Je nach dem zu welchem Ergebnis diese Kommission kommen wird, kann eine Entscheidung einschneidenden Einfluss auf den spanischen Fußball nehmen. Man darf gespannt sein.

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Über Stephan Lenz

Stephan Lenz studierte Philosophie, Soziologie und Anglistik an der Universität Mannheim. Es folgten schriftstellerische Fortbildungen und die freiberufliche Arbeit als Autor und Journalist. Neben unzähligen Artikeln in diversen Magazinen, veröffentlichte er Prosa im Charon Verlag, Hamburg, sowie im Wortkuss-Verlag, München. Er gehört seit vielen Jahren zum festen Stamm der Redaktion des Artikelmagazins.