Startseite / Wirtschaft / Frauen werden seltener abgestraft als Männer

Hartz-IV-Sanktionen:

Frauen werden seltener abgestraft als Männer

Sanktionen bei Hartz IV sind in den letzten Jahren gestiegen. Einer Studie zufolge werden Männer häufiger abgestraft als Frauen.

Sanktionen durch das JobCenter - Männer werden häufiger bestraft als FrauenZeigt man sich als Arbeitslosengeld-II Empfänger nicht kooperativ oder versäumt zu häufig angeordnete Termine oder Bewerbungen, so drohen unweigerlich Sanktionen in Form von Kürzungen der Bezüge. Einer aktuellen Studie des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zufolge, treten bei den Abstrafungen allerdings deutliche Unterschiede zu Tage.

Männer werden häufiger bestraft als Frauen

In Westdeutschland werden während der ersten 120 Bezugswochen bei 8,3% der männlichen Hartz-4 Empfänger Strafen aufgrund von Pflichtverletzungen verhängt. Zum Vergleich sind es im selben Zeitraum bei Frauen nur 4,2%, die eine Kürzung der Bezüge hinnehmen müssen. Auch in Ostdeutschland zeigt sich ein ähnliches Bild: Dort wurden 5,6% der Männer abgestraft, aber nur 2,3% der Frauen. Wie es zu diesen massiven Unterschieden kommt, erklärt die Studie indes nicht. Möglicherweise werden Männer vom Jobcenter oder der ARGE häufiger in die Pflicht gerufen als Frauen oder die Herren zeigen sich weniger kooperativ als die weiblichen Sozialhilfeempfänger.

Auch bei Paaren sind die Frauen weniger von Sanktionen betroffen

Bei Paaren, die auf die Bezüge von Hartz 4 angewiesen sind, gibt es teilweise noch größere Unterschiede. So spricht die Studie von 9,5% sanktionierten Vätern im Westen, während die Mütter nur mit einer Zahl von 0,6% betroffen sind. Im Osten sind es 4,5% der Väter und nur 0,4% der Mütter. Der Grund für die Unterschiede bei Paaren mit einem Kind unter drei Jahren ist offensichtlicher: Erziehende Mütter seien nicht für die Vermittlung in ein Arbeitsverhältnis verfügbar. Dies erklärt jedoch nicht, warum sich bei kinderlosen Paaren ein ähnliches Bild abzeichnet. Denn auch hierbei wurden Männer mehr als doppelt so häufig bestraft als Frauen.

Auch das Alter und der Abschluss spielen eine Rolle

Bei den Unterscheidungen der Abstrafungen wies nicht nur das Geschlecht markante Unterschiede auf, sondern auch das Alter der Arbeitslosengeld-II Empfänger. Personen mit einem Alter über 50 Jahren wurden mit 2,3% kaum sanktioniert, während unter 25-jährige mit 6,9% mehr als dreimal so häufig betroffen waren. Dieser Umstand sei darauf zurückzuführen, dass es deutlich mehr Aktivierungsbemühungen bei den jüngeren Sozialhilfeempfängern gebe. Eine weitere Auffälligkeit der Studie betrifft den Schulabschluss der sanktionierten Personen. Unter den Menschen, die über eine Fachhochschul- oder Hochschulreife verfügten, wurden lediglich 2,8% abgestraft, während es die Menschen ohne Schulabschluss mit 6,8% deutlich häufiger traf.

© Pixel Trader Ltd. 2013 Alle Rechte vorbehalten

Über Stephan Lenz

Stephan Lenz studierte Philosophie, Soziologie und Anglistik an der Universität Mannheim. Es folgten schriftstellerische Fortbildungen und die freiberufliche Arbeit als Autor und Journalist. Neben unzähligen Artikeln in diversen Magazinen, veröffentlichte er Prosa im Charon Verlag, Hamburg, sowie im Wortkuss-Verlag, München. Er gehört seit vielen Jahren zum festen Stamm der Redaktion des Artikelmagazins.