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Chronisch unterbezahlt:

Die schlecht bezahltesten Jobs Deutschlands

Friseure verdienen unter TarifEigentlich sollte man meinen, dass man mit einem Vollzeitjob in Deutschland auch ohne Einschränkungen gut über die Runden kommt. Doch leider entspricht das nicht ganz der Realität. Vor allem junge Arbeitnehmer müssen teilweise mit einem Jahreseinkommen um die 20.000 Euro auskommen. Das reicht meist gerade einmal für die Miete und die Nebenkosten. Welche Berufe genau von den Niedrigstlöhnen betroffen sind, hat Karrierecoach und Bestseller-Autor Martin Wehrle genauer unter die Lupe genommen.

Wichtige Berufe, aber schlechte Bezahlung

Rund 74% der berufstätigen, unter 20 Jahre alten Arbeitnehmer haben in Deutschland einen Niedriglohn zu beklagen, der gerade so für das Nötigste ausreicht und manchmal kaum für das. Besonders auffällig ist dabei, dass sich Frauen doppelt so häufig mit einem niedrigeren Lohn zufrieden geben müssen als Männer. Weiterhin auffällig ist auch, dass es sich bei den schlecht bezahlten Berufen nicht um exotische Jobs handelt, die keiner braucht, sondern um renommierte Tätigkeiten, ohne die es ganz schön schlecht um die Gesellschaft bestellt wäre, würden diese nicht mehr existieren. Hier ein Überblick.

Wenn es um die Haarpracht geht

Könnten Sie mit rund 15.800 Euro brutto jährlich leben? Die meisten Friseure und Friseurinnen müssen das, denn unterm Strich kommt bei der Jahresbilanz nicht viel mehr heraus. Natürlich gibt es Ausnahmen wie große Star-Friseure, aber im Schnitt sieht es wirklich düster aus mit der Bezahlung im Haarstyling-Umfeld. Denn magere drei bis acht Euro gibt es die Stunde und das dafür, dass motivierte Menschen im Haarsalon den Geschäftsmann oder Banker erst wieder salonfähig machen. Trotzdem führen die Friseure die Negativliste mit Abstand an.

Einmal waschen und bügeln, bitte

Wenn der Cashmere-Pulli einen Fleck hat oder das Abendkleid eine Wäsche benötigt, kommt wohl niemand auf die Idee, die Kleidung einfach in die Waschmaschine zu werfen, sondern gibt die teuren Klamotten in die Hände von Profis, damit der Schmutz nicht nur effektiv, sondern auch schonend entfernt wird. Je nach Stoff wird dann noch nachbehandelt und gebügelt. Das ist sicherlich eine wichtige Arbeit, aber scheinbar keine wertvolle, denn die Wäscher und Bügler erhalten einen Stundenlohn von durchschnittlich acht bis vierzehn Euro nach tariflicher Vereinbarung. Nur dumm, dass viele Betriebe keine Tarifzugehörigkeit aufweisen und die Angestellten teilweise deutlich weniger Geld für ihre Arbeit erhalten.

Freie Sicht voraus

Reinigungskräfte verdienen zu wenig Geld für ihre ArbeitHaben Sie sich auch schon gewundert, wer eigentlich immer die Gläser sauber macht, wenn sie im fünften Stock durch das Bürofenster starren? Vermutlich waren es die schlecht bezahlten Glas- und Gebäudereiniger, die tagtäglich für eine klare Sicht sorgen. Doch sonderlich hoch honoriert wird auch dieser Beruf nicht. Im Westen wurde immerhin ein tariflicher Mindestlohn von 8,15 Euro pro Stunde festgelegt, im Osten sind es gerade mal 6,58 Euro. Das sind sicherlich keine Löhne für die man sich ein Bein ausreißen würde. Ganz im Gegenteil würden viele für diesen Stundenlohn noch nicht einmal morgens aufstehen, geschweige denn den Putzlappen in schwindelerregenden Höhen schwingen.

Waren die Krümel da vorhin auch schon?

Wer genießt nicht das saubere Hotelzimmer, freut sich über das frisch geputzte Arbeitszimmer oder schlendert am liebsten durch aufgewischte Supermarktgänge? Eben. Aber zu würdigen weiß man das nicht, jedenfalls nicht, wenn man sich den Lohn von den Putzfrauen und –Männern genauer betrachtet. Vier bis acht Euro die Stunde sind nicht viel für saubere und hygienische Räumlichkeiten und die wollen wir doch eigentlich alle.

Sicherheit geht vor!

Manchmal kommen die Menschen untereinander ja gut klar. Manchmal aber auch nicht, zum Beispiel bei Fußballspielen, weshalb andere Menschen bezahlt werden, um aufzupassen, dass nichts passiert. Auch im Schwimmbad beispielsweise, gibt es die wichtigen Bademeister, die ständig darauf achten, dass ja niemand ertrinkt oder man denke nur an die Wächter, die jede Nacht mehrere Unternehmen abklappern und unentwegt im Auge behalten. Was alle gemeinsam haben ist, dass sie nicht sonderlich gut bezahlt werden. Die teilweise sogar gefährlichen Jobs werden nämlich mit durchschnittlich vier bis zehn Euro entlohnt, etwas mau also.

Darf es ein bisschen mehr sein?

Wer Fleisch und Wurst verarbeitet hat einen ziemlich sicheren Job, aber auch einen der Sorte die nicht unbedingt gut bezahlt werden. Durchschnittlich vier bis neun Euro pro Stunde sprechen für sich. Und das obwohl es sich bei der Fleischverarbeitung durchaus um eine Arbeit handelt, auf die man mitunter am wenigsten verzichten wollen würde.

Schuften bis in die Nacht

Köche und Kellner haben es wahrlich nicht leicht, sondern ständig mit Stress und Zeitdruck zu kämpfen. Und besonders Kellner könnten bei ihren zurückgelegten Wegstrecken sicherlich Kilometergeld verlangen. Vielleicht sollten sie dies auch tun, weil der Lohn dann unter Umständen ein wenig höher ausfallen könnte. Mit durchschnittlich fünf bis zehn Euro die Stunde lassen sich jedenfalls keine großen Sprünge wagen. Doch die Köche können problemlos auf den Leidgesang einstimmen. Mit ebenfalls fünf bis zehn Euro pro Stunde gehören nämlich auch sie nicht zu den Großverdienern.

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Über Stephan Lenz

Stephan Lenz studierte Philosophie, Soziologie und Anglistik an der Universität Mannheim. Es folgten schriftstellerische Fortbildungen und die freiberufliche Arbeit als Autor und Journalist. Neben unzähligen Artikeln in diversen Magazinen, veröffentlichte er Prosa im Charon Verlag, Hamburg, sowie im Wortkuss-Verlag, München. Er gehört seit vielen Jahren zum festen Stamm der Redaktion des Artikelmagazins.