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SOEP-Studie:

Künstler sind glücklicher mit ihrer Arbeit

„Künstler ziehen aus der Tätigkeit selbst einen viel größeren Nutzen als aus dem Geld, das sie damit verdienen“, berichtet Lasse Steiner, einer der Autoren der Studie „SOEPpaper 430“, die auf Daten des Sozio-oekonomischen Panels – kurz SOEP – beruht.

Fotografin bei ihrer Arbeit.

Künstler sind glücklicher und zufriedener als andere Menschen in ihrem Job. Bild: © fotolia.de

So sollen die Vertreter der künstlerischen Berufe entsprechend auch deutlich glücklicher und zufriedener mit ihrer Arbeit sein als andere Arbeitnehmer. Das liege laut Steiner vor allem daran, dass Künstler ihre Arbeit als selbstbestimmter und vielseitiger empfänden.

Geld ist nicht so wichtig

Längste laufende Langzeitstudie:
Das Sozio-oekonomische Panel – SOEP – handelt es sich um die längste laufende Langzeitstudie Deutschlands. Seit dem Jahr 1984 werden über 12.000 Privathaushalte jährlich befragt. Dabei kommen verschiedene Daten, wie zum Einkommen, Erwerbstätigkeit, Bildung und Gesundheit zusammen. Befragt werden immer die gleichen Haushalte, wodurch ein repräsentatives Gesamtbild entsteht.

Die meisten ökonomischen Modelle beruhen auf der Annahme, dass es bei der Arbeit in erster Linie darum geht, möglichst viel Geld mit einem möglichst geringen Zeitaufwand zu verdienen. Und diese Annahme ist ganz und gar nicht neu, sondern so alt wie die Ökonomie selbst und wird von einer Vielzahl an Menschen auch schon seit Jahrhunderten tagtäglich gelebt. Doch betrachtet man die Daten der SOEP-Studie genauer, scheint dieses ökonomische Phänomen für Künstler eben nicht zu gelten. Denn wie die SOEP-Daten belegen, verdienen die Künstler im Durschnitt weniger als andere Berufstätige, doch ist den kreativen  Vertretern der Arbeitswelt das Einkommen auch nur halb so wichtig, wie anderen Arbeitnehmern. Besonders auffällig ist im Gegenzug sogar das Verhältnis zwischen Arbeitszeit und Zufriedenheit. So versichert Steiner, dass die Künstler im Gegensatz zu den anderen Berufstätigen umso glücklicher mit ihrer Arbeit sind, desto mehr sie pro Woche arbeiten können. Für einige Arbeitnehmer dürfte diese Feststellung Überraschung und Graus zugleich sein, hangeln sich doch manche Angestellte geradezu von Wochenende zu Wochenende.

Der Weg ist das Ziel

Der Ökonom Lasse Steiner hat eine einfache Erklärung dafür, dass Künstler wohl zufriedener mit ihrer Arbeit sind als andere Berufstätige. Denn laut des Experten ist es schlicht und ergreifend die Tätigkeit selbst, die den Künstler glücklich macht. Der Bildhauer, Maler oder Dichter verrichtet ganz einfach gerne seine Arbeit und betrachtet die Bezahlung dafür nicht selten als notwendiges Übel. Auch mit der Tatsache, dass rund jeder dritte Künstler sein eigener Chef ist, begründet Steiner die Zufriedenheit der Künstler. In anderen Berufsgruppen kann nur jeder Zehnte seine Arbeit auch selbst bestimmen und ist nicht auf Arbeitszeiten, -geschwindigkeiten oder sonstige Vorgaben angewiesen. Doch von der Selbstbestimmung abgesehen, empfinden Künstler ihre Arbeit auch häufig als besonders vielseitig und würden deutlich mehr bei ihrer Arbeit lernen als in anderen Berufen.

Daten aus 19 Jahren ausgewertet

Dass Künstler zufriedener mit ihrer Arbeit sind, ist kein Ergebnis einen kurzfristigen Umfrage, sondern Resultat aus rund 19 Jahren repräsentativer Befragungen des SOEP. Zwischen den Jahren 1990 und 2009 wurden 28.000 Arbeitnehmer zu diesem Thema befragt, worunter sich rund 300 Künstler befanden. Die Teilnehmer konnten ihre Zufriedenheit auf einer Skala von 0 (ganz und gar unzufrieden) bis 10 (ganz und gar zufrieden) angeben. Die Studie selbst läuft dauerhaft weiter.

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Über Stephan Lenz

Stephan Lenz studierte Philosophie, Soziologie und Anglistik an der Universität Mannheim. Es folgten schriftstellerische Fortbildungen und die freiberufliche Arbeit als Autor und Journalist. Neben unzähligen Artikeln in diversen Magazinen, veröffentlichte er Prosa im Charon Verlag, Hamburg, sowie im Wortkuss-Verlag, München. Er gehört seit vielen Jahren zum festen Stamm der Redaktion des Artikelmagazins.