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Autosterben in Italien:

Lancia – der sterbende Liebling der Stars

Mehr als 100 Jahre hat der Turiner Autobauer Lancia mit seiner Ästhetik und seinem technischen Know-how begeistert. Jetzt verschwindet die Marke vom Markt.

Handwerker trägt das Logo von Lancia auf der SchulterDer eine oder andere mag sich noch an den Werbespot aus dem Jahr 2007 erinnern: Da spielte Carla Bruni, die heutige Gattin von Frankreichs Ex-Präsident Sarkozy, Gitarre im Heck des neuen Lancia Musa. Fünf Jahre später, zum Ausgang des Jahres 2012, wird klar, dass es eigentlich schon eine Abschiedsmelodie war. Denn die traditionsreiche Automarke Lancia aus dem Hause Fiat kränkelte schon damals. Jetzt ist der Tod beschlossen. Ein herber Verlust für Autonarren mit Traditionsbewusstsein, aber der wirtschaftlichen Entwicklung geschuldet. Die Ansage aus dem Stammhaus in Turin kam zum Spätherbst knapp und deutlich: „Wir dürfen uns nicht mehr der Illusion hingeben, dass wir Lancias historisches Image wieder aufbauen können. Die Marke hat nicht mehr die Attraktivität wie in der Vergangenheit“, erklärte Fiat-Chef Sergio Marchionne .

Die drei „F“: Flavia, Fiamina, Fulvia

Es war eine äußerst attraktive Marke, von Beginn an. Im Jahr 1906 war das Unternehmen von Vincenzo Lancia und Claudio Fogolin in Turin gegründet worden. Seit 1969 gehörte es zum Fiat-Konzern und  seit 2010 kooperierte es mit dem US-Autobauer Chrysler. Die traditionsreiche Marke kann auf Pionierleistungen im Automobilbau verweisen. Lancia entwickelte beispielsweise die erste selbsttragende Karosserie und war lange Zeit im Rallye-Sport führend. Autos der Marke Lancia bestachen immer wieder durch überraschendes, geschmackvolles Design. Immer wieder gab es neue Karosserie-Variationen – vielleicht waren es auf Dauer zu viele. Beispielsweise bezauberten nachgerade in den Nachkriegsjahren die Modelle mit den drei „F“. Flavia, Fiaminia und Fulvia. Lancia war immer wieder ästhetischer und technischer Pionier. Und Motorsportfreunde haben den legendären Sportwagen „Stratos“ in guter  Erinnerung, der im Jahr 1973 präsentiert wurde.

Lancia auch bei James Bond

Das alles ist nun endgültig Vergangenheit. Auch das große öffentliche Interesse. Lancia war früher Liebling der Prominenz in aller Welt. Nicht  nur, dass beispielsweise James Bond im Film „Geheimnis Ihrer Majestät“ mit einem Lancia in die Flitterwochen fuhr, dass der Mercedes-Benz-Weltmeister Juan Manuel Fangio privat einen Italiener dieser Marke nutzte und auch einen Lancia in seinem Film „Fangio“ vorführte. Er war allerdings zuvor im Jahr 1956 auch mit einem Lancia-Ferrari Weltmeister geworden; alte Liebe also.

Von Greta Garbo bis Brigitte Bardot

Unzählig sind die Stars und Sternchen, die sich mit einem Lancia-Modell schmückten. Das ging von Caruso über Greta Garbo zu Ernest Hemingway, Gary Cooper oder Max Schmeling. Erich Maria Remarque floh in seinem Lancia Dilmabda zusammen mit Marlene Dietrich aus Deutschland nach Frankreich und widmete dem Wagen sogar eine Erzählung. Das hatte lange zuvor, nämlich in 1923, schon Franz Kafka, gemacht. Er schrieb in sein Tagebuch Eindrücke, die eine Lancia-Reklame auf ihn gemacht hatte. Die Popularität riss auch nach dem Zweiten Weltkrieg nicht ab: Gregory Peck, Audrey Hepburn, Brigitte Bardot oder Marcello Mastroanni fuhren eines dieser eleganten Modelle. Und Konstantin Prinz von Bayern bezeichnete seinen Lancia Dilambda Cabriolet als das „Auto meines Lebens“.

Übrig bleiben wird der Kleinwagen Ypsilon. Der wird in Polen produziert.

Foto: © picture-alliance/ dpa

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Über Klaus J. Schwehn

Nach 25 Jahren spannender Tätigkeit als Parlamentskorrespondent in Bonn (Badische Zeitung, Die Welt, Berliner Tagesspiegel) lebe ich heute in Oberitalien. Meine Arbeitsschwerpunkte sind Politik und Gesellschaft in Italien und Deutschland; aber auch Fragen der Europäischen Union.