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Umfrage:

Leiharbeit für Ingenieure, IT-Experten und Techniker

Leiharbeit greift nicht nur bei Arbeitern um sich, sondern auch bei hochqualifizierten Arbeitskräften – die Bedingungen sind aber nicht besser.

Miniatur Arbeiter mit Helm und Regenjacke.

Jobkrise trifft Höherqualifizierte: Auch Fachkräfte sind häufig von Leiharbeit betroffen. Bild: © fotolia.de

Leiharbeit oder Fremdfirmeneinsätze machen auch vor hochqualifiziertem Fachpersonal nicht halt. Und auch wenn der Verdienst dabei zwar höher ausfällt, sind die Bedingungen oft nicht besser als man es von den Einsätzen ungelernter Hilfsarbeiter kennt. Für eine Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) in der Hans-Böckler-Stiftung, wurden rund 1.400 Ingenieure, Techniker und IT-Experten befragt, die sich in der Leiharbeit oder im Fremdfirmeneinsatz befinden.

Anderes Geld für gleiche Arbeit

Der für die meisten interessanteste Punkt ist natürlich im Einkommen zu finden. Hier zeigt sich auch gleich eines der größten Defizite. Denn auch im hochqualifizierten Bereich verdienen die Leiharbeiter deutlich weniger als die festangestellten Mitarbeiter. Ingenieure in der Leiharbeit erhalten dabei im Schnitt 18,4% weniger Gehalt als Stammmitarbeiter. Bei den Technikern differiert das Einkommen um 18,5% und bei den IT-Experten letztlich gar um 22,1%. Zudem erhalten Leiharbeiter und Fremdfirmenarbeiter in der Regel kein Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld oder Gewinnbeteiligungen.

Vereinbarte Arbeitszeit wird öfter überschritten

Während sich die Festangestellten in den Feierabend oder das Wochenende verabschieden, heißt es für die Leih- und Fremdarbeiter meistens noch weiter zu schuften. So fiele bei den meisten Befragten die tatsächliche Arbeitszeit zum Teil deutlich länger aus als die vertraglich vereinbarte. Besonders groß war dabei die Abweichung bei den Fremdfirmeneinsätzen. Nur 17% gaben an, eine vertragliche Arbeitszeit von mehr als 40 Stunden pro Woche zu haben. Tatsächlich waren es aber fast zwei Drittel, die die 40 Wochenstunden deutlich überschritten.

Die Zufriedenheit der Leiharbeiter bewegt sich im Mittelmaß

Wer rundum zufrieden mit seinem Job ist, der arbeitet motivierter, engagierter und ist insgesamt leistungsfähiger. Unter den Leiharbeitern konnte allerdings nur durchschnittliche Ergebnisse erzielt werden. Auf einer Skala von 1 (überhaupt nicht zufrieden) bis 5 (rundum zufrieden) erreichte der durchschnittliche Wert der Leiharbeiter eine ebenso durchschnittliche 3,4. Die Arbeiter im Fremdeinsatz waren mit durchschnittlich 3,6 Punkten ein wenig zufriedener. Größte Unzufriedenheit herrschte jedoch bei der Bezahlung. 44% der befragten Leiharbeiter waren weniger oder überhaupt nicht zufrieden mit ihrem Lohn, nur 5% gaben an, rundum zufrieden zu sein. Bei den Beschäftigten im Fremdfirmeneinsatz waren 34% weniger oder überhaupt nicht zufrieden mit ihrem Gehalt und rund 8% waren rundum zufrieden.

Tarif ist nicht gleich Tarif

Auch bei den Berufen, für die es tarifliche Vereinbarungen gibt, lag das Einkommen der Festangestellten und Leih- beziehungsweise Fremdarbeiter um rund ein Fünftel auseinander. Vor allem in der Leiharbeit ist der Grund hierfür, dass für den Beschäftigten eben nicht der Branchentarif maßgebend ist, sondern alleine der Leiharbeitstarif. Da diese jedoch teils gravierend auseinanderliegen können, zahlen viele Leiharbeitsfirmen übertarifliche Gehälter, um überhaupt hochqualifizierte Leiharbeiter zu bekommen. Insgesamt betrachtet haben die Leih- und Fremdarbeiter in tariflich geregelten Branchen aber mehr Einkommen erzielt als solche Arbeitnehmer in Berufen ohne tarifliche Vereinbarung.

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Über Stephan Lenz

Stephan Lenz studierte Philosophie, Soziologie und Anglistik an der Universität Mannheim. Es folgten schriftstellerische Fortbildungen und die freiberufliche Arbeit als Autor und Journalist. Neben unzähligen Artikeln in diversen Magazinen, veröffentlichte er Prosa im Charon Verlag, Hamburg, sowie im Wortkuss-Verlag, München. Er gehört seit vielen Jahren zum festen Stamm der Redaktion des Artikelmagazins.