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Taschengeldladen – einfach gute Dinge kaufen und verkaufen

Überall Sachen, die noch gut sind, aber keiner mehr braucht? Und keine Lust auf Flohmarkt oder eBay? Dann hilft der Taschengeldladen.

Teenager mit ein paar Euroscheinen in der Hand

Kasse gemacht – Teenager hat Kleinkram im Taschengeldladen verkauft. Bild: © fotolia.de

Die meisten Haushalte in Deutschland sind voll von Gegenständen, denn 87 Prozent der Deutschen können sich nicht von Kleinkram trennen. Wobei es Geschlechterunterschiede gibt: Frauen horten zu eng gewordene Kleidung, Männer dagegen Werkzeug. Für die vom Marktforschungsinstitut Innofact durchgeführten repräsentativen Studie „Wohnen und Leben im Sommer 2012“ wurden im Dezember 2011 1.012 erwachsene deutsche Online-Benutzer zu ihrer Wohnsituation befragt. Dabei stellte sich heraus, dass 47 Prozent der Befragten sich nicht von Kassetten beziehungsweise Schallplatten trennen können, Reiseandenken folgen mit 46 Prozent. Immerhin noch 37 Prozent der Deutschen können sich nicht von Schul- und Studienunterlagen trennen und 36 Prozent bewahren ihre Kinderbücher und Spielzeug auf. Mehrfachnennungen waren möglich und geben damit umfassend Einblick in die Tatsache, dass deutsche Wohnungen nicht nur zum Wohnen, sondern auch zum Aufbewahren genutzt werden. Jeder Zehnte verbraucht zwischen einem Drittel bis zur Hälfte der Wohnung zum Aufbewahren all dieser angesammelten Dinge. Und noch immerhin 41 Prozent verbrauchen bis zu einem Zehntel der Wohnung nur zum Horten.

Wohin mit dem Kleinkram?

Nun stellt sich neben dem emotionalen Akt des Trennens von Erinnerungsstücken auch immer die Frage: Wohin mit all den Sachen? Gerade wenn man sie lieb gewonnen hat wirft man sie nicht einfach in den Müll. Das ist zudem auch nicht sinnvoll, wenn sie noch heil sind und anderen Leuten eine Freude machen könnten. Aber wie findet man diese Menschen? Flohmarkt ist ein gängiger Weg, behagt aber nicht jedem. Auch das Versteigern bei eBay braucht eine gewisse Hartnäckigkeit. Ein Taschengeldladen ist da eine gute Alternative. Hier kann man all die überflüssigen Dinge hinbringen, verdient sich mit dem Verkauf ein kleines oder großes Taschengeld hinzu und in der Wohnung ist auch mehr Platz. Es sei denn, man kauft gleich vor Ort wieder ein – den Krimskrams der anderen Kunden.

Im Taschengeldladen die eigenen Sachen anbieten

In Deutschland gibt es bislang zwei Taschengeldläden – seit Oktober 2010 in Berlin-Wilmersdorf und seit Juni 2011 in der Schweriner Schelfstadt. Beide arbeiten nach dem gleichen Prinzip: Die Verkäufer bringen die Sachen, von denen sie sich trennen wollen, in den Laden. Der Ladeninhaber nimmt diese in Augenschein, denn nicht alles kann veräußert werden – sehr teure Gegenstände zum Beispiel, Waffen oder Lebensmittel. Und natürlich müssen die Sachen noch funktionstüchtig und sauber sein. Für alles, was den Eignungstest besteht, überlegt sich der Verkäufer einen Preis und befestigt diesen am guten Stück. Dann mietet er vom Ladenbesitzer ein oder mehr Regalfächer und präsentiert dort seine Sachen – auf Wunsch helfen die Ladeninhaber für eine ansprechende Optik. Jetzt heißt es hoffen, dass es Menschen gibt, die sich für den eigenen Krimskrams erwärmen können. Die beiden Läden haben außer Sonntag an jedem Tag geöffnet, es bleibt also viel Zeit zum Stöbern. Der Verkäufer muss nur kommen und sein Fach auffüllen oder nach Ende der Mietzeit räumen und natürlich das Geld abholen. Vom Verkaufswert bleiben 15 Prozent Provision im Laden.

Im Taschengeldladen macht jeder Gewinn

Über die Hälfte der angebotenen Dinge findet im Taschengeldladen neue Besitzer. Das Angebot ist groß und reicht von funktionsloser Dekoration bis zur hochwertigen Kleidung. Auch Schmuck, Haushaltsgegenstände, Kindersachen, Bücher, Bilder, Kleinmöbel oder CDs sind zu haben. Und da die Verkäufer selbst entscheiden, was sich in ihrem Regal befindet, wechselt das Angebot entsprechend oft. Ein häufiger Besuch im Laden sichert daher den besten Überblick. Außerdem kann man vor Ort auch wunderbar Zeit verbringen beim Bestaunen der Dinge und in bekommt in beiden Läden auch noch einen Kaffee. So werden die einen Dinge los, die sie nicht mehr brauchen und die anderen bekommen, was sie schon immer haben wollten. Und die Ladenbesitzer haben Aufgabe, Arbeit und Verdienst.

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Über Manuela Käselau

Manuela Käselau ist Physiotherapeutin und Shiatsu-Praktikerin (GSD). Parallel studierte sie Phonetik, Niederdeutsche Linguistik und Systematische Musikwissenschaft an der Universität in Hamburg. Als freie Autorin schreibt sie für diverse Online- und Printmedien, hauptsächlich im medizinischen Bereich. Seit 2012 ist sie ein Mitglied der Redaktion.