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Hart wie Stahl:

Alfred Krupp – Deutscher Industrieller und Erfinder

Die Thyssen-Krupp AG dürfte nicht nur den Börsianern ein Begriff sein, so ist der Konzern aus Essen doch Deutschlands größtes Stahl- und Technologiewerk. Doch wo mit modernen Strukturen viele Menschen beschäftigt werden, herrscht noch immer ein Hauch Nostalgie und verweist auf die Wurzeln des Stahlgiganten aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts. Denn damals machte Alfred Krupp aus der Kruppschen Stahlwerkfabrik seines Vaters, das größte Industrieunternehmen Europas.

Krupp war früh Halbwaise

Alfred Krupp wurde am 26. April 1826 in Essen geboren. Sein Vater Friedrich Krupp und seine Mutter Theresia Helena Johanna lebten in einem Stadthaus in Essen. Bereits die Vorfahren der Krupps waren angesehene Kaufleute und Essener Ratsleute. Vater Friedrich betrieb eine mäßig erfolgreiche Gussstahlfabrik in Essen und verstarb im Alter von nur 39 Jahren. Alfred war zu diesem Zeitpunkt gerade einmal 14 Jahre alt, doch wurde er von seinem Vater bereits in das Handwerk der Gussstahlherstellung eingewiesen. Der kleine Betrieb hatte damals nur sieben Angestellte und war zudem mit rund 10.000 Talern verschuldet. Alfred brach seine Schule ab und übernahm die Leitung des Betriebes, der offiziell aber weiterhin seiner Mutter gehörte.

Licht am Ende des Tunnels

Nachdem die Kruppschen Stahlwerke auch unter Alfreds Führung zunächst eher vor sich hindümpelten, kam im Jahre 1830 eine kleine Wende. Durch das Eisenbahnwesen in Deutschland und Europa wurde deutlich mehr Stahl benötigt und das Unternehmen konnte wachsen. Im Jahre 1836 beschäftigte Krupp dann schon 60 Mitarbeiter, die als Kruppianer bezeichnet wurden. Alfred Krupp war sehr um seine Arbeiter bemüht, führte sogar eine Krankenversicherung ein, verlangte im Gegenzug aber uneingeschränkte Loyalität und Identifikation mit der Firma. Die Finanzen des Unternehmens befanden sich jedoch durchweg an der Grenze zum Bankrott, sodass der junge Unternehmer durch gesamt Europa reiste, um ständig neue Kunden zu gewinnen. Die Firma konnte weiter expandieren und Alfred versuchte zunehmend auch sein Hobby in das Unternehmen einzubringen. Entsprechend schmiedete Krupp im Jahre 1843 seinen ersten Gewehrlauf in mühsamer Handarbeit und  bot ihn auch zum Kauf an. Die Reaktionen fielen jedoch bescheiden aus. In einem zweiten Versuch ließ Krupp im Jahre 1847 Gussstahlkanonen herstellen, die von verantwortlichen Militärs ebenfalls dankend abgelehnt wurden.

Der endgültige Durchbruch des Unternehmens

In den Jahren 1852 und 1853 erfand Krupp den nahtlosen Radreifen und landete damit einen Volltreffer in der Eisenbahnbranche. Jahrzehntelang waren die Reifen ein gefragtes Gut und sorgten selbst in den USA für eine reibungslose Fahrt der Eisenbahnen. Der Erfolg machte sich schnell bemerkbar und in den 1850er Jahren konnte das Unternehmen bereits rund 1.000 Arbeiter beschäftigen. Im Jahre 1853 heiratete Alfred Krupp die zwanzig Jahre jüngere Bertha Eichhoff, doch blieb das Herz des Unternehmers bei seiner Firma, in die er seine gesamte Zeit investierte. Auch die Kanonen hatten das Interesse Krupps noch nicht losgelassen.

Rüstungsindustrie setzt auf Stahl

Bislang vertraute das Militär auf die bewährten Bronzekanonen, doch Krupp ließ in seinem Vorhaben nicht locker und bot im Jahre 1857 erneut seine Stahlkanonen zum Kauf. Die preußische Führung war wieder nicht überzeugt und wies die Waffen zunächst mit Bedenken zurück. Krupp verbesserte seine Kanonen weiter und hatte im Jahre 1860 dann auch endlich Erfolg: Die Preußen statteten ihr Heer mit den Kruppschen Stahlkanonen aus. Entsprechend schoss der Umsatz des Unternehmens in die Höhe und man konnte weiter expandieren. 1861 entwickelte Krupp mit 50 Tonnen den schwersten Dampfhammer der Welt und neue Technologien ermöglichten die schnellere und effektivere Verarbeitung der Metalle: die Massenproduktion konnte ihren Lauf nehmen.

Hart, aber fair

Zur Gründung des Deutschen Reiches verdoppelte sich die Produktion des Stahlwerkes und es avancierte zum größten Industrieunternehmen Europas. Krupp war fortan schlicht unter dem Begriff „Firma“ bekannt und Essen gewann als Kruppstadt mehrere zehntausend Einwohner hinzu. Da über dem Unternehmen selbst in den besten Zeiten immer wieder Gefahren schwebten, wie die Finanzkrise der deutschen Schwerindustrie im Jahre 1874, führte Krupp seine Mitarbeiter mit harter Hand. Die Pflichten für die Arbeiter waren streng, doch dafür erhielten sie verbilligte Wohnmöglichkeiten, Versicherungen und die erste Betriebsrente Deutschlands. Selbst Otto von Bismarck nahm Aspekte von Krupp in seine Sozialpolitik mit auf.  Später kämpfte Krupp gegen die Sozialistische Arbeiterpartei, weil er negative Konsequenzen für seine Firma fürchtete. So versuchte er beispielsweise seinen Arbeitern vorzuschreiben, dass sie die Partei nicht wählen dürften. Wer sich den Anforderungen Krupps widersetzte oder an Demonstrationen teilnahm wurde entlassen und verlor sämtliche Privilegien des Unternehmens. Ab den 1880er Jahren wurde die US-amerikanische Stahlindustrie zum harten Konkurrenten und Krupp verlor den amerikanischen Markt für seine Radreifen. Fortan konzentrierte man sich stärker auf Waffen und beteiligte sich damit an der Rüstungsspirale Europas, die sich dann im Ersten Weltkrieg entladen sollte. Alfred Krupp starb am 14. Juli 1887 in seiner Geburtsstadt Essen, doch sein Erbe in Form der ThyssenKrupp AG lebt bis heute erfolgreich weiter.

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Über Stephan Lenz

Stephan Lenz studierte Philosophie, Soziologie und Anglistik an der Universität Mannheim. Es folgten schriftstellerische Fortbildungen und die freiberufliche Arbeit als Autor und Journalist. Neben unzähligen Artikeln in diversen Magazinen, veröffentlichte er Prosa im Charon Verlag, Hamburg, sowie im Wortkuss-Verlag, München. Er gehört seit vielen Jahren zum festen Stamm der Redaktion des Artikelmagazins.