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Unternehmer im Portrait: Karl Ludwig Schweisfurth

Hermansdorfer Landwerkstätten - Schweine auf der WieseKarl Ludwig Schweisfurth gilt als einer der Begründer der ökologischen Lebensmittelproduktion. Schweisfurth ist Metzgermeister und Diplom-Kaufmann. Er wurde 1930 in Herten geboren. Sein Großvater war der Gründer des fleischverarbeitenden Unternehmens Herta.

Unter Karl Ludwig Schweisfurth wuchs das Unternehmen zum größten industriellen fleischverarbeitenden Betrieb Europas heran. Es ist seit 1985 im Besitz des Nahrungsmittelkonzerns Nestle, an den Schweisfurth den Betrieb veräußerte, nachdem keiner seiner beiden Söhne das Unternehmen weiterführen wollte.

Zum Zeitpunkt des Verkaufs beschäftige Herta 5000 Mitarbeiter und unterhielt Fabriken und Niederlassungen in fast allen Ländern Westeuropas. Der Jahresumsatz betrug damals fast 1,5 Milliarden Deutsche Mark.

Pionier im Umdenken – Schweisfurths Hermannsdorfer Landwerkstätten

Mit den „Hermannsdorfer Landwerkstätten“ initiierte Schweisfurth ein Modellprojekt, mit dem gleichsam an Wirtschaftlichkeit und ökologischer Nachhaltigkeit orientierte Nahrungsmittelproduktion praktisch umgesetzt werden sollte. Auf einem Gut im Osten der bayrischen Landeshauptstadt München wurden Schweine nach den Grundsätzen der ökologischen Landwirtschaft gehalten.

Schweisfurth vollzog nach dem Verkauf von Herta somit einen Bewusstseinswandel, der in der damaligen Zeit noch eher ungewöhnlich war. Ein Zitat von ihm lautet: „Mir war schlagartig klar, dass Fleisch von derart gequälten Tieren keine lebensfördernde Nahrung für uns Menschen sein kann.“ In diesem Zusammenhang ist auch seine im Goldmann Verlag veröffentlichte Autobiografie „Wenn´s um die Wurst geht – Gedanken über die Würde von Mensch und Tier“ zu verstehen.

Die Hermannsdorfer Landwerkstätten sind heute ein Betrieb, der die gesamte Wertschöpfungskette der ökologisch-nachhaltigen Nahrungsmittelproduktion abdeckt. Zum Betrieb zählen Stallungen und Schlachtungen, Fleischereien, Molkereien und Bäckereien sowie eine Brauerei und gastronomische Angebote. Zum Unternehmen gehören auch eine Biogasanlage und eine eigene Kläranlage.

Nahrungsmittelproduktion mit ökologischer NachhaltigkeitDie Landwerkstätten werden oft als Pionierbetrieb im Segment der nachhaltigen Lebensmittelherstellung betrachtet, weil es erfolgreiche Projekte in dieser Größenordnung zuvor zumindest in Deutschland nicht gegeben hat. Der Vertrieb der hauseigenen Produkte erfolgt über eigene Geschäfte sowie Märkte. Der geographische Schwerpunkt liegt hierbei auf dem Großraum München, wo 12 Geschäfte betrieben werden.

Die Hermannsdorfer Landwerkstätten werden heute von Karl Schweisfurth, dem Sohn von Karl Ludwig Schweisfurth, weitergeführt.

Das Schullandheim „Dorf für Kinder und Tiere“ in Herrmannsdorf bietet außerdem für Kinder die Möglichkeit, eine Woche lang mitten zwischen den Tieren Lebensmittel selbst herzustellen, von der Feldarbeit über Käsen, Backen und Wursteln bis zum gemeinsamen Kochen. „Eingebettet in ein pädagogisches Konzept erfahren sie außerdem, was es heißt, das dörfliche Gemeinwesen demokratisch zu organisieren“, beschreibt die Stiftung auf ihrer Webseite das Ziel von „Bildung mit Hand, Herz und Verstand“.

Die Schweisfurth-Stiftung

Schweisfurth selbst gründete 1985 die nach ihm benannte Stiftung und war bis zum Jahr 2008 in der Stiftung tätig. Sie setzt sich eigenen Angaben zufolge mit der Förderung einer lebenswerten, nachhaltig gestalteten sowie menschen- und tiergerechten Zukunft der Erde ein. Die Stiftung ist im In- und Ausland tätig. Der Schwerpunkt der Tätigkeiten im Ausland liegt auf China.

Schweisfurth wurde 1999 der B.A.U.M. Umweltpreis verliehen. B.A.U.M. ist die größte von der freien Wirtschaft organisierte Umweltinitiative Europas. Sie wurde 1984 und damit in der Zeit ins Leben gerufen, in der auch Schweisfurths Bestrebungen im Sinne der ökologischen Landwirtschaft begannen.

Bei seinem Ausscheiden aus der Schweisfurth-Stiftung appellierte Karl Ludwig an Wohlhabende und legte ihnen Engagement für gesellschaftliche Zwecke nahe. Er legte dar, dass es sinnlos sei, „der Reichste auf dem Friedhof“ zu sein.

In seiner Geburtsstadt Herten wird jedoch immer wieder moniert, dass die Familie Schweisfurth sich im Zeitalter des Nationalsozialismus auch durch die Ausbeutung von Zwangsarbeitern bereichert hat.

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