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Urheberrechtsstreit:

Zankhase gegen Goldhasen

Lindt Goldhase mit der roten Schleife und GlöckchenDer Goldhase von Lindt bevölkert Wochen vor Ostern die Geschäfte – und beschäftigt Gerichte. Der Schokoladenhohlkörper ist nämlich ziemlich zickig. Er duldet keine ähnlich aussehenden Hasen neben sich und prozessiert deshalb gerne munter drauf los.

Wer kennt sie nicht – die schokoladigen Osterhasen von Lindt & Sprüngli mit Schleife und Glocke um den Hals? Der auf den ersten Blick niedliche Kerl ist aber leider recht hohl. Denn er fängt permanent Streit an – mit anderen sitzenden Schokohasen, die sich auch gerne golden anziehen, eine Schleife tragen und zur Seite schauen. Genau das ist ihm beziehungsweise seinem Hersteller ein gehöriger Dorn im Auge. Der Schweizer Konzern Lindt & Sprüngli findet nämlich, dass sein Hase der einzig Wahre ist. Und alle anderen nur billige Imitate.

Schon seit Jahrzehnten werden Hohlfiguren aus Schokolade hergestellt. Seit den 50er Jahren ist dabei für das Ostergeschäft die Form eines sitzenden Hasen, der zur Seite schaut, der absolute Favorit. Manchmal ist er mit einer Schleife verziert – direkt umgebunden oder auch nur aufgedruckt. Und angezogen ist er meist mit Goldfolie. Lindt & Sprüngli stieg in den 90er Jahren auch in das Geschäft mit den Schokohasen ein und ließ sich ihren Hohlkörper 2000 als Marke „Goldhase“ schützen. Gleich danach fing der Streithammel an zu stänkern. Manchmal sogar mit Erfolg. Kleinere Schokohasen knickten die Ohren ein und verschwanden vom Markt.

In Deutschland aber setzte sich das Familienunternehmen Riegelein aus Cadolzburg zur Wehr. Eine auf dem Markt eingeführte Form nachträglich zu monopolisieren empfand der fränkische Schokohersteller als unredlich und frech obendrein. Deutsche Gerichte stimmten dem zu und sprachen 2002, 2004 und 2007 die Riegelein-Schokohasen vom Monopolbegehren frei. Allerdings war der Lindthase immer noch nicht zur Einsicht gekommen, er legte gegen alle Urteile Revision ein. So landeten die Goldhasen letztmalig 2011 vor dem Oberlandesgericht Frankfurt und – der Riegeleinhase gewann wiederum. Seitdem schweigt der Goldschweizer, zumindest vorerst.

Und streitet derweil in Österreich weiter. Hier hat das zänkische Vieh 2004 den Streit vom Zaune gebrochen, den Henne und Ei schon seit Ewigkeiten ausfechten – wer war zuerst da? Der österreichische Mümmler der Firma Hauswirth sitzt ebenfalls, schaut zur Seite und trägt eine rot-weiß-rote Krawatte. Diese ist schon ein Zugeständnis an die Schweizer. Der seit 1951 produzierte Goldhase trug vor dem Rechtsstreit nämlich eine rote Schleife – das reichte dem Hohlschweizer aber nicht, der Prozess ging weiter. Der Oberste Gerichtshof in Wien schlug sich im März 2012 nun endgültig auf die Seite des Zankhasen und gab ihm Recht. Der Hauswirthhase verletzt demnach die Markenrechte des Lindthasen und muss daher sein Äußeres überdenken. Wie das aussieht, ist noch nicht bekannt. Die Firma akzeptiert das Urteil aber und wird daher Vorschläge machen.

Amerikanische Wissenschaftler haben derweil das Problem aber schon gelöst. Wie ein Team von Forschern aus San Diego um Beatrice Golomb ebenfalls im März 2012 bekannt gab, ist es nämlich gar nicht gesund, immer nur phasenweise Schokolade zu essen – denn das macht dick. Vielmehr sollte sich, wer schlank bleiben will, permanent Schokoladiges zuführen. Und das geht mit Saisonprodukten bekanntlich nicht. Daher kann sich der Schweizer seine Schleife und die Goldfolie eigentlich auch gleich an den Hut stecken. Gesundheitsbewusste Menschen essen das ganze Jahr Schokolade! Hatte ich den Haken an der Sache erwähnt? Es sollten immer nur kleine Mengen sein. Und – dunkle Schokolade ist auch gesünder als helle.

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Über Manuela Käselau

Manuela Käselau ist Physiotherapeutin und Shiatsu-Praktikerin (GSD). Parallel studierte sie Phonetik, Niederdeutsche Linguistik und Systematische Musikwissenschaft an der Universität in Hamburg. Als freie Autorin schreibt sie für diverse Online- und Printmedien, hauptsächlich im medizinischen Bereich. Seit 2012 ist sie ein Mitglied der Redaktion.