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Actionheld:

Brutalo James Bond – nichts für Kinder

Egal, wer James Bond gerade darstellt – zimperlich war der Filmheld noch nie. Und im Laufe seines Filmlebens wird er immer brutaler.

Filmszene: Daniel Craig alias James Bond in Casino Royal.

James Bond: Mit jeder neuen Folge steigt auch die Brutalität in den Filmszenen. Bild: © picture alliance / AP Photo

Filme mit dem Superhelden James Bond sind seit Jahrzehnten Garant für volle Kinos. Und obwohl das Strickmuster der Filme sehr einfach ist – starker Mann rettet die Welt, respektive eine schöne Frau – pilgern Scharen von Menschen in die Kinos, wenn es neue Abenteuer des Geheimagenten zu sehen gibt. Zart besaitet dürfen die Zuschauer dabei allerdings nicht sein. Wissenschaftler der University of Otago im neuseeländischen Wellington befassten sich näher mit den Gewaltszenen in den beliebten Filmen. Die Ergebnisse ihrer Studie sind im Februar 2013 in der US-amerikanischen Fachzeitschrift JAMA Pediatrics erschienen.

Werden Filme immer gewalttätiger?

Die neuseeländische Forschergruppe besteht nicht aus ausgemachten Liebhabern oder Hassern von James Bond. Vielmehr gingen sie einer These nach: Werden Filme immer gewalttätiger? Und warum dann James Bond? Ganz einfach: Der erste Agentenfilm wurde 1962 ausgestrahlt, der letzte von Team untersuchte 2008. Der aktuelle James Bond – Skyfall – war zum Zeitpunkt der Untersuchung noch nicht erschienen. Somit konnten die Wissenschaftler einen Zeitraum von 46 Jahren Filmgeschichte überblicken, gefüllt von Episoden mit immer gleichem Strickmuster – herrliche Bedingungen zum Vergleich. Zudem sind alle Filme mit der gleichen Altersbeschränkung versehen – in Deutschland muss man mindestens 12 Jahre alt sein, um dem Helden beim Ballern zuschauen zu können. Man kann also davon ausgehen, dass viele Heranwachsende die Filme sehen.

Was gilt als Gewalt im Film?

Nun hängt es ja ein bisschen von der eigenen Empfindlichkeit ab, was man als Gewalt empfindet und was nicht. Besonders, wenn es um in Filmen dargestellte Handlungen geht, die in der Realität zu Verletzungen oder Tod führen. Die Forschergruppe um Helena M. McAnally behalf sich mit einem Instrument, das sie aus der 1997 in den USA benutzten National Television Violence Study entwickelten. Demnach machten sie immer dann ein Strich auf der Gewaltliste, wenn ein Mensch einem anderen schaden wollte. Dabei zählten sie jeden Angriff einzeln – vom Schubser bis zur Waffenbenutzung. Sie unterteilten zudem noch den Schweregrad der Angriffe – unter leichte Gewalt fielen Ohrfeigen und Rempeleien, schwere Gewalt stellte sich durch boxen, treten und Waffenanwendung dar. Wann immer sich im Film ganze Horden von Menschen prügelten, aufeinander schossen oder sich anderweitig an den Kragen gingen, gab es pauschal zehn Striche.

Um auszuschließen, dass die Forscher, selbst schon von den Gewaltszenen abgestumpft, nicht mehr richtig zählten, wurden sechs der 22 Filme per Zufallsverfahren ausgesucht. Diese wurden unabhängigen anderen Wissenschaftlern vorgelegt. Aber das nützte nichts, auch diese vermerkten die gleiche Anzahl von Gewalttaten.

James Bond wird immer brutaler

Setzten die Forscher die Filmlänge ins Verhältnis zur Anzahl der gezeigten Gewalttaten, hatte der 1997 erschienene „Der Morgen stirbt nie“ mit Pierce Brosnan die Gewaltnase vorn. Seine Nachfolger wurden zwar wieder etwas anschmiegsamer, aber insgesamt war den Helden im Laufe der Bondgeschichten mit jedem Mal häufiger Hand oder Waffe ausgerutscht. Als Sean Connery 1962 Dr. No jagte, ging es dabei 109 Mal jemandem an den Kragen, in schwerer oder leichter Form. 22 Filme später, als Daniel Craig nach einem Quantum Trost suchte, tat er das aus guten Gründen: Immerhin musste er im Laufe des Films 250 Mal Gewalt mit ansehen, erleiden oder teilte selber aus. Zwischen diesen 22 Filmen liegt ein beachtlicher Gewaltanstieg – mehr als doppelt so oft wurde gewalttätige Auseinandersetzungen gezeigt, die Fälle der schweren Gewalt hatten sich sogar verdreifacht.

Mehr Gewalt auf der Leinwand

Die Bond-Filme sind weltweit eine der ältesten Filmreihen, zudem verzeichnen alle Episoden höchste Besucherzahlen. Ob man die Filme mag oder nicht – sie sind auf jeden Fall geschmacksbildend. Und es ist davon auszugehen, dass sie als Vorlage für andere Filme dienen. Angesichts dessen, dass auch Kinder und Jugendliche sie sehen können, wirft das Fragen auf. Die Altersbeschränkungen sind eigentlich dazu gedacht, Kinder von sexuellen Inhalten der Filme fernzuhalten – ein Blick auf die Gewaltszenen würde auch nicht schaden. Immerhin werden im Film unzählige Handlungen gezeigt, die im realen Leben zu ernsten Verletzungen oder zum Tode führen würden. Da Psychologen davon ausgehen, dass das Sehen von Gewalt auch gewalttätiges Verhalten begünstigen könnte, wäre eine Neujustierung der Altersempfehlungen angeraten.

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Über Manuela Käselau

Manuela Käselau ist Physiotherapeutin und Shiatsu-Praktikerin (GSD). Parallel studierte sie Phonetik, Niederdeutsche Linguistik und Systematische Musikwissenschaft an der Universität in Hamburg. Als freie Autorin schreibt sie für diverse Online- und Printmedien, hauptsächlich im medizinischen Bereich. Seit 2012 ist sie ein Mitglied der Redaktion.