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Uni-Klinikum München:

Genussgipfel – Gesunde Höhenluft lässt Pfunde schmilzen

Soviel Essen wie man möchte - die gute Bergluft macht es möglichWissschaftler wollen nun rausgefunden haben, das Bergluft schlank macht. Was ganz neue Perspektiven für Abnehmwillige nach sich zieht.

Berge! Die meisten mögen ihren Anblick. Erklimmen wollen sie diese jedoch nicht. Es sei denn, sie sind mit dem Messner-Virus befallen, der sich im permanenten Verlangen nach dem Gipfelsturm äußert. Ansonsten beschränken sich die meisten darauf, Berge mit der Gondel zu erobern, um sie dann auf Skiern, auf dem Mountainbike oder auf Schusters Rappen wieder zu verlassen. Zuvor wird ein bisschen Höhenluft getankt und die Aussicht genossen. Nicht zuletzt aufgrund des obligatorischen Schlemmerstopps in einer Jausenstation, wo Deftiges auf den Tisch kommt, ist den meisten dabei bislang verborgen geblieben, dass Bergluft schlank macht.

Und dies sogar, wenn man sich wie ein Koala verhält. Also, sich kaum bewegt und die Wachzeit nutzt, um Futter in sich hineinzustopfen. Der Beweis dieser Theorie gelang nun Medizinern des Uni-Klinikums München um den Gastroenterologen Florian Lippl. Diese hatten 20 übergewichtige Männer eine Woche lang knapp unter dem Gipfel der Zugspitze auf 2.650 Höhenmetern untergebracht. Die Probanten waren gehalten, sich wenig zu bewegen und pro Tag nicht mehr als 5.500 Schritte zurückzulegen. Dafür durften sie so viel essen, wie sie wollten.

Und siehe da, nach sieben Tagen hatten unsere gewichtigen „Bergarbeiter im Dienste der Wissenschaft“ im Schnitt je 1,7 Kilogramm abgenommen. Sogar vier Wochen nachdem die 20 Helden der Zugspitze wieder ihrem normalen Alltag im Tal nachgingen, hatten sie ihr neues Gewicht gehalten. Erklärt wird dieses Phänomen durch den geringeren Sauerstoffanteil in den Bergen, der schnelleres Atmen erfordert, was wiederum den Pulsschlag erhöht und die Fettverbrennung des Körpers steigert. Einen deutlichen Anstieg verzeichneten die Forscher um Florian Lippl zudem beim Leptin-Spiegel, der das Hungergefühl unterdrückt.

Womit eigentlich bewiesen ist, dass statt der gemeinen Diät den kulinarischen Bergfesten die Zukunft bei den Abnehmjüngern gehören dürfte. Dann fällt sogar ausgesprochenen Genussmenschen das Abnehmen leicht, wenn man auf zusätzliche Bewegung verzichten und sich lediglich für ein paar Tage oberhalb der Baumgrenze aufhalten muss.

Für die Bergwelt der Alpen, in der der Tourismus die wichtigste Einnahmequelle ist, dürfte dies eine sensationell gute Nachricht sein. Denn in Zeiten akuten Schneemangels avancieren sie zu einem echten Genussgipfel. Und angesichts der Mengen, die von den Abnehmwilligen vertilgt werden, dürften die Alpenbewohner bald neue Berge sehen – und zwar die Geldberge, die sie mit aufgetischten Speisen scheffeln können.

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Über Karsten-Thilo Raab

Nach seinem Anglistik- und Sportstudium arbeitete Karsten-Thilo Raab viele Jahre als Zeitungsredakteur. Seit mehr als zwei Jahrzehnten schreibt er als Journalist und Autor für eine Vielzahl an Zeitungen, Magazinen und Buchverlagen. Karsten-Thilo Raab berichtet als Journalist, Autor und Fotograf in Wort und Bild über Destinationen weltweit, verfasst daneben Glossen und Kolumnen, veröffentlichte rund 60 Reiseführer und Bücher und wirkte an weiteren rund 70 Büchern und Reiseführern mit.