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Evolution:

Intelligenz und Zivilisation – ein Widerspruch?

Mit zunehmender Zivilisation werden die Menschen dümmer, hat ein Forscher aus den USA herausgefunden. Von der Intelligenz der alten Griechen könnten wir uns eine Scheibe abschneiden.

Zivilisation: Die Evolution der Menschheit  - von der Intelligenz zur Dummheit.

Der amerikanische Zellbiologe Prof. Gerald Crabtree behauptet – die Menschheit wird immer dümmer. Bild: © fotolia.de

Was treibt ihn an, den modernen Menschen? Immer mehr Geld und Statussymbole anzuhäufen, einerseits – die Essenz des Kapitalismus. Überfluss, ja: höher, schneller, weiter. Und dann gibt es den uralten Antrieb eines jeden Lebens, nämlich sich fortzupflanzen. Dafür brauchten unsere Vorfahren mehr Intelligenz. Sie mussten Tiere jagen, herausfinden, welche Beeren essbar sind. Wir gehen in den Supermarkt und finden dort ein ungeheures Überangebot vor. Und verblöden dabei.

„Unser Intellekt ist zerbrechlich“

Seit mindestens 2.000 Jahren geht es mit der Intelligenz der Menschheit bergab. Zu diesem Schluss ist Gerald Crabtree von der Stanford University gekommen, nachdem er sich eingehend mit Intelligenz-Genen befasst hat. Diese seien stark fehleranfällig, sagt der Wissenschaftler. Die Gene neigen zu Mutationen, die die Intelligenz beeinträchtigen. Dies haben Auswertungen verschiedener aktueller Studien ergeben. Schon vergleichsweise geringe Veränderungen an den Genen haben deutliche Folgen für den Intellekt. Was fehlt, ist der evolutionäre Druck.

Evolutionärer Druck kurbelt die Intelligenz an

Vor einigen tausend Jahren mussten die Menschen clever sein, um zu überleben. Sie mussten sich ihr Lebensumfeld erst erobern und erschließen, sich ihre Nahrung mühsam beschaffen. Dazu bedurfte es eines scharfen Verstandes. Es ging ums nackte Überleben. Kurz gesagt, wer zu blöd war, starb, bevor er sich fortpflanzen konnte.

Das große Wort mit Z – die so genannte Zivilisation – änderte die Dinge für die Menschen. Mit dem Ackerbau war plötzlich Nahrung im Überfluss vorhanden, und somit war nicht mehr so viel Intelligenz vonnöten, um sich fortpflanzen zu können, erläutert Crabtree. Der evolutionäre Druck ließ nach und dies beeinflusste die anfälligen Intelligenz-Gene negativ. Sie mutierten. Laut Crabtrees Berechnungen mutieren binnen 120 Generationen beziehungsweise 3.000 Jahren im Schnitt zwei dieser Gene – was zu gesteigerter Dummheit führt.

Der Gipfel menschlicher Intelligenz ist längst überschritten

Vor 6.000 bis 2.000 Jahren waren die Menschen deutlich intelligenter als heute, vermutet der amerikanische Wissenschaftler. Seither verblöden wir Stückchen für Stückchen. Die Intelligenz-Gene der Menschen sind geschwächt. Nicht wirklich schmeichelhaft, was Crabtree da seinen Zeitgenossen verklickern will. Einen möglichen Ausweg der Misere der grauen Zellen sieht der Wissenschaftler – ja, in der Wissenschaft. Eine neue Idee ist es ja nicht, im Erbgut herumzumanipulieren. Vielleicht, so die Überlegung, lassen sich ja künftig die Mutationen in den Intelligenz-Genen korrigieren.

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Über Lucy M. Laube

Lucy M. Laube ist eine freie Journalistin und diplomierte Sozialwissenschaftlerin. Zu ihren bisherigen beruflichen Stationen zählen unter anderem Radio Bremen, Greenpeace und das Goethe-Institut. Seit Anfang 2012 schreibt sie als Redakteurin für das Artikelmagazin.