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Mumien belegen:

Arteriosklerose so alt wie die Menschheit

Arteriosklerose ist keine Erkrankung der Neuzeit, fanden Wissenschaftler jetzt heraus. Schon Mumien im alten Ägypten hatten solche Gefäßablagerungen.

Mumie wird mit CT gescannt.

Wissenschaftler untersuchen eine 4000 Jahre alte Mumie mit einem Computertomographen. Bild: © pa / AP Photo

Arteriosklerose gilt als eine der Geißeln unserer Neuzeit. Unser moderner Lebensstil mit viel Sitzen am Computer, wenig Bewegung und körperlicher Aktivität sowie ungesunde Ernährung mit reichlich Fett und Zucker gelten als Hauptursachen für Ablagerungen in den Blutgefäßen. Folgen wie Bluthochdruck, Herzinfarkt, Schlaganfall und sogar Krebs werden damit in Verbindung gebracht.

Doch ein internationales Forschungsteam fand jetzt bei Untersuchungen an Mumien aus vier verschiedenen Kulturen und Regionen heraus, dass die Gefäßverkalkung weitaus älter ist als bisher angenommen. Eine ungesunde Lebensweise scheint also nicht die einzige Ursache für Arteriosklerose zu sein.

Mehr als ein Drittel hatte Arterienverkalkung

Die Forscher untersuchten 137 Mumien aus Ägypten, Peru, dem Südwesten der USA und Alaska eingehend per Computertomographie. Mehr als ein Drittel von ihnen zeigte deutliche Verkalkungen in mindestens einer großen Arterie. Und das, unabhängig von kulturellem oder zeitlichem Hintergrund. Die Mumien stammten aus einem Zeitraum von 4.000 Jahren und hatten unter den verschiedensten Bedingungen gelebt. Auch bei den Völkern, die viel Fisch aßen oder sich überwiegend von Gemüse wie Kartoffeln, Mais und Maniok ernährten, waren die Gefäßablagerungen zu finden. Nur eine Gemeinsamkeit stellten die Forscher fest: Je älter die Mumien bei ihrem Tod waren, desto wahrscheinlicher war das Auftreten der Arteriosklerose. Die Forscher glauben deshalb, dass unser Verständnis für die Zusammenhänge rundum die Entstehung von Arteriosklerose eher unvollständig ist. Womöglich spielt das Lebensalter doch eine weitaus größere Rolle im Vergleich zur Lebensweise als bisher angenommen. Dann wäre Arteriosklerose eine normale Alterserscheinung, deren Häufigkeit nur aufgrund der steigenden Lebenserwartung zunimmt.

Ägyptische Mumien schon früher untersucht

Die Forscher hatten schon vor einigen Jahren 44 ägyptische Mumien auf Gefäßablagerungen untersucht. Bereits damals konnten sie bei 22 Mumien per CT-Scan Hinweise auf Arteriosklerose finden. Zu berücksichtigen war allerdings, dass im alten Ägypten vor allem Verstorbene der herrschenden Klasse einbalsamiert wurden. Und diese ägyptische Oberschicht lebte möglicherweise ähnlich ungesund wie wir heute. Daher erweiterten die Wissenschaftler in der aktuellen Studie die Datengrundlage und untersuchten auch Mumien, die auf natürliche Weise durch Klimaeinflüsse konserviert waren. Sie spiegeln wahrscheinlich eher die Durchschnittsbevölkerung wider und können deshalb als repräsentativ angesehen werden.

Arteriosklerose häufigste Todesursache

Laut Berichten der Weltgesundheitsorganisation WHO ist die Arteriosklerose eine der häufigsten Todesursachen weltweit. Immer noch wird angenommen, dass die Krankheit zwar altersbedingt zunimmt, aber vor allem durch ungesunde Ernährung mit viel Fett und Zucker, mangelnde Bewegung und Rauchen verursacht wird. Die Gefäßablagerungen bilden sich langsam über viele Jahre hinweg und Betroffene bleiben oft lange beschwerdefrei. Doch die Folgen wie Herzinfarkt und Schlaganfall können plötzlich auftreten und zu bleibenden Schäden und sogar zum Tod führen. Allerdings scheint eine Rückkehr zur Lebensweise unserer Vorfahren den neuen Ergebnissen zufolge auch keine Lösung zu sein, obwohl uns das von Experten mehr als einmal empfohlen wurde. Denn wahrscheinlich blieben unserer Ahnen größtenteils von der Krankheit verschont, weil sie einfach zu früh starben. Daran konnte selbst Obst und Gemüse wenig ändern.

Quelle: Thompson RC, Allam AH, Lombardi GP, et al.: Atherosclerosis across 4000 years of human history: The HORUS study of four ancient populations. Lancet 2013; DOI: 10.1016/S0140-6736(13)60598-X

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Über Angelika Lensen

Angelika Lensen ist gelernte Bürokauffrau und hat Betriebswirtschaft an der FH studiert. Seit 2010 arbeitet Angelika Lensen als freie Autorin und Journalistin. Neben ihrer Tätigkeit als Redakteurin beim Artikelmagazin, publiziert sie auch Beiträge für andere Online- und Printmedien mit Schwerpunkt Gesundheit, Medizin, Ernährung, Wissenschaft, Naturheilkunde.