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Riskante Muntermacher:

Energy-Drinks erhöhen den Blutdruck

Anhand neuer Studienergebnisse wird Menschen mit Bluthochdruck, Diabetes und Herzproblemen vom Genuss der coolen Energy-Drinks abgeraten.

Die Muntermacher - Energy-Drinks in der KritikEnergy-Drinks geben nicht nur einen Frische-Kick, sondern auch einen Kick für Blutdruck und Herzrhythmus. Und auch für Kinder und Jugendliche kann ein exzessiver Konsum der coolen Drinks zu ernsten Gesundheitsproblemen führen. Energy-Drinks sollen schnell Energie liefern, Müdigkeit vertreiben und Munter machen. Der Wachmacher für zwischendurch. Doch bei mehr als vier Dosen täglich kann es zu Herzrhythmusstörungen kommen.

Wissenschaftler der Schlesischen Universität Kattowitz testeten in einer Studie die Wirkung von Energy-Drinks mit 120 und 360 mg Koffeingehalt an 18 gesunden Probanden im Alter zwischen 20 und 35 Jahren. Die Wissenschaftler unter der Leitung der Nierenspezialisten Dr. Magdalena Szotowska stellten fest, dass es durch die 120-mg-Koffein-Dosis nicht zu nennenswerten Veränderungen bei Blutdruck und Pulsfrequenz kam. Das Getränk mit der 360-mg-Dosis verursachte allerdings einen deutlichen Blutdruckanstieg (systolisch 9.0 mmHg, diastolisch 9.4 mmHg) sowie eine erhöhte Pulsfrequenz von im Schnitt fünf Schlägen pro Minute. Zusätzlich zeigten sich bei diesen Studienteilnehmern Herzrhythmusstörungen mit Herzrasen (Tachykardie), Angstzuständen und Schlaflosigkeit. Dr. Szotowska ist nicht davon überzeugt, dass der systolische Blutdruckanstieg zwingend dem Energy-Drink zuzuordnen ist, weil er nur 15 Minuten nach dem Verzehr auftrat. Der diastolische Anstieg allerdings, der 30 Minuten nach dem Genuss der 360-mg-Dosis Koffein auftrat sowie das Herzrasen 90 Minuten nach dem Konsum sind sehr wahrscheinlich eine Folge des Drinks.

Energy-Drinks – die kombinierten Inhaltsstoffe sind problematisch

Dr. Szotowska glaubt, dass die Kombination der verwendeten Substanzen Saccharose, Taurin und Inosit mehr für die unerwünschten Nebenwirkungen verantwortlich ist als das Koffein alleine. Deshalb ist eine weitere Studie geplant. Dr. Szotowska rät vor allem Patienten mit Bluthochdruck, Diabetes und Herzproblemen vom Verzehr der Energy-Drinks ab. Und das, obwohl sie vor der Studie selbst gerne Energy-Drinks getrunken hat. Doch solche Ergebnisse hatten die Wissenschaftler nicht erwartet. Und Zusatzstoffe wie Guarana, häufig zu finden in den Erfrischungsgetränken, verstärken noch die aufputschende Wirkung der Energy-Drinks. Die Früchte der südamerikanischen Guarana-Pflanze enthalten ebenfalls Koffein, das im Körper nur sehr langsam abgebaut wird. Die Koffeinwirkung wird verstärkt und verzögert. Und Koffein kann abhängig machen: Wer täglich mehr als vier bis sechs Drinks zu sich nimmt, kann süchtig werden. Entzugserscheinungen äußern sich meist als Kopfschmerzen, Nervosität, Unruhe, Reizbarkeit sowie Konzentrations- und Schlafstörungen.

Der Genuss von Energy-Drinks kann zu Herzrhythmusstörungen führenWeitere diesjährige Studien aus den USA bestätigen, dass eine Dose »Red Bull« mit 80 mg Koffeingehalt den Blutdruck erhöht. Dieselbe Menge Koffein alleine zeigt nicht diese Wirkung. Eine australische Gift-Notruf-Zentrale berichtet von fast 300 Fällen mit Vergiftungserscheinungen aufgrund von Energy-Drinks. Die Betroffenen – alle im Alter von etwa 17 Jahren – hatten durchschnittlich fünf Energy-Drinks in einer Stunde konsumiert. Die meist genannten Symptome waren Herzklopfen, Unruhe, Zittern und Magen-Darm-Verstimmungen. 21 Patienten zeigten schwere Beeinträchtigungen des Herz-Kreislauf- und Nervensystems. 128 Patienten, von denen 57 nichts anderes zu sich genommen hatten, mussten stationär im Krankenhaus behandelt werden. Amerikanische Kinderärzte fordern nun die Sicherheit dieser Produkte genauer zu untersuchen, und nötigenfalls die Vorschriften anzupassen. Denn laut einem Bericht des kalifornischen »Fountain Valley Patch« starb im Dezember 2011 sogar ein gesundes 14-jähriges Mädchen wenige Tage nach dem Konsum von Energy-Drinks. Die Autopsie ergab als Todesursache Herzrhythmusstörungen aufgrund einer Koffeinvergiftung.

Energy-Drinks – schaden auch den Zähnen

Weitere Studien über Energy-Drinks ergaben einen sehr hohen Säuregehalt, der den Zahnschmelz schnell angreift. Und der enthaltene Zucker – zehn bis zwölf Würfel pro 250-ml-Dose – beschleunigt noch zusätzlich die Entstehung von Karies. Mal ganz abgesehen vom Risiko, bei täglichem Genuss schnell zu viele Kilos auf den Hüften zu haben. Allergiker sollten ebenfalls besser zu anderen Getränken greifen, denn die vielen Zusatz- und Farbstoffe können bei Betroffenen allergische Reaktionen hervorrufen. Weil die Trendgetränke in den schrillbunten Verpackungen mit skurrilen Namen wie »Rockstar Original«, »Rhino‘s« oder »Sexergy« besonders von Jugendlichen geliebt werden, müssen die Hersteller per Gesetz auf den erhöhten Koffeingehalt hinweisen. Ab 2014 ist zusätzlich der Hinweis vorgeschrieben: »nicht empfohlen für Kinder, Schwangere und koffeinempfindliche Personen«. Ob dadurch die Kaufentscheidung der vorwiegend jungen Konsumenten beeinflusst wird, bleibt abzuwarten.

Quellen:
1. Szotowska M, Bartmanska M, Wyskida K, et al. Influence of »energy drinks« on the blood pressure and the pulse rate in healthy young adults. J Hypertension 2012; 30 (e-Supplement A):e369

2. Koczwara K. Moms talk: Are energy drinks safe for teens? Fountain Valley Patch, April 26, 2012

3. Academy of General Dentistry. (2012, May 3). »Irreversible Damage To Teeth Caused By Sports And Energy Drinks.« Medical News Today

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Über Angelika Lensen

Angelika Lensen ist gelernte Bürokauffrau und hat Betriebswirtschaft an der FH studiert. Seit 2010 arbeitet Angelika Lensen als freie Autorin und Journalistin. Neben ihrer Tätigkeit als Redakteurin beim Artikelmagazin, publiziert sie auch Beiträge für andere Online- und Printmedien mit Schwerpunkt Gesundheit, Medizin, Ernährung, Wissenschaft, Naturheilkunde.