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Denkfähigkeit:

Hörverlust bei Senioren schlecht fürs Gehirn

Wenn sich das Gehör im Alter verschlechtert, kann sich der Hörverlust negativ auf die kognitiven Fähigkeiten bei Senioren auswirken.

Senioren die unter Gehörverlust leiden, haben auch Probleme mit dem Gedächtnis.

Durch einen Hörverlust werden bei Senioren auch die kognitiven Fähigkeiten eingeschränkt. Bild: © fotolia.de

Ärzte sollten frühzeitig mit ihren Patienten über Hörprobleme sprechen. Wissenschaftler des »John Hopkins Center on Aging and Health« in Baltimore stellten fest, dass Hörverlust bei älteren Menschen auch die kognitiven Fähigkeiten schnell abnehmen lässt.

Das Auftreten von Demenz wird sich aufgrund der älter werdenden Bevölkerung voraussichtlich alle zwanzig Jahre verdoppeln. Wichtig ist es deshalb, die Faktoren zu identifizieren und die Signalwege zu verstehen, die zu kognitivem Rückgang und Demenz führen, schreiben die Autoren der Studie.

Wissenschaftler Frank Lin untersuchte 1.984 Erwachsene mit einem Durchschnittsalter von 77 Jahren. Sie waren Teil einer vorausschauenden Beobachtungsstudie, die in den Jahren 1997 bis 1998 startete.

Bei insgesamt 1.162 Teilnehmern mit grundlegendem Hörverlust fielen die jährlichen kognitiven Testergebnisse um 32 bis 41 Prozent schlechter aus als bei Senioren mit normalem Gehör. Das Risiko für Einschränkungen der kognitiven Fähigkeiten war immer noch 24 Prozent höher als bei normal Hörenden.

Nach Hörverlust gibt es Probleme beim Denken

»Unsere Ergebnisse zeigen, dass ein Zusammenhang zwischen Hörvermögen und kognitiven Funktionen besteht«, sagt Lin. »Das Risiko für eine Verschlechterung der Gedächtnisleistung in sechs Jahren war bei Schlechthörenden signifikant höher als bei Senioren mit einem guten Gehör.« Den Wissenschaftlern zufolge haben Menschen mit Hörverlust 7,7 Jahre nötig, um fünf Punkte auf einer viel benutzten Skala zur Messung kognitiver Fähigkeiten abzusinken. Bei normal Hörenden beträgt diese Zeitspanne 10,9 Jahre.

Folgestudien müssen zeigen, welche Mechanismen für den beobachteten Zusammenhang verantwortlich sind und ob rehabilitative Maßnahmen eine Verbesserung bringen könnten.

Rechtzeitig Hörhilfen verordnen

Die Studienergebnisse sollten den Autoren zufolge dazu führen, dass Ärzte mit ihren Patienten rechtzeitig über eventuelle Hörprobleme sprechen und vorausschauend jegliche Verschlechterung ansprechen. Ab 50 nimmt die Hörfähigkeit kontinuierlich ab und das Gehör sollte regelmäßig getestet werden. Oftmals bleibt ein Hörverlust unbemerkt, denn nur 15 Prozent der Menschen, die eigentlich eine Hörhilfe bräuchten, bekommen auch eine. Damit bleibt das Problem des schlechten Gehörs mit allen Konsequenzen oft genug unbehandelt.

Mögliche Erklärungen für das Absinken der kognitiven Fähigkeiten sind die Beziehungen zwischen Hörverlust und sozialer Isolation, wobei Einsamkeit als Risikofaktor für eine Verschlechterung der Hirnleistung aus früheren Studien bekannt ist. Der Abbau des Hörvermögens könnte auch das Gehirn dazu zwingen, zu viel Energie der Geräuschverarbeitung zu widmen, was zulasten von Gedächtnis und Denkfähigkeit geht. Aber auch allgemeine zugrundeliegende Schädigungen, die sowohl Hörverlust als auch kognitive Probleme verursachen, könnten verantwortlich sein. In weiteren Studien wollen die Forscher untersuchen, ob Hörhilfen oder ähnliche Hilfsmittel dem kognitiven Rückgang vielleicht zuvorkommen oder ihn verzögern können. Die Ergebnisse der aktuellen Studie wurden im »JAMA Internal Medicine« veröffentlicht.

Quelle: Frank R. Lin et al.: Hearing Loss and Cognitive Decline in Older Adults, JAMA Intern Med. 2013;():1-7. doi:10.1001/jamainternmed.2013.1868

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Über Angelika Lensen

Angelika Lensen ist gelernte Bürokauffrau und hat Betriebswirtschaft an der FH studiert. Seit 2010 arbeitet Angelika Lensen als freie Autorin und Journalistin. Neben ihrer Tätigkeit als Redakteurin beim Artikelmagazin, publiziert sie auch Beiträge für andere Online- und Printmedien mit Schwerpunkt Gesundheit, Medizin, Ernährung, Wissenschaft, Naturheilkunde.