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Allergierisiko:

Kaiserschnittgeburt fördert bei Kindern Allergien

Amerikanische Forscher konnten in einer Studie beobachten, dass Kinder nach einer Kaiserschnittgeburt häufiger Allergien entwickeln.

Mädchen hat Heuschnupfen und putzt sich die Nase.

Kinder die per Kaiserschnitt geboren wurden, sind häufiger von Allergien betroffen. Bild: © fotolia.de

In Deutschland kommt inzwischen jedes dritte Kind per Kaiserschnitt zur Welt. Die Zahl der Kaiserschnittgeburten hat sich seit den 90er Jahren verdoppelt. Nicht immer werden Kaiserschnittgeburten nur aus medizinischen Gründen durchgeführt. Ärzte fürchten rechtliche Konsequenzen, falls die natürliche Geburt nicht ohne Komplikationen abläuft. Und auch wirtschaftliche Interessen spielen eine Rolle: Kliniken erhalten für eine Kaiserschnittgeburt von den Krankenversicherungen doppelt so viel wie für eine natürliche Geburt. Doch Wissenschaftler dokumentieren schon länger, dass eine natürliche Entbindung das Kind besser auf das Leben außerhalb des Mutterleibes vorbereitet.

Allergierisiko steigt

Auf der Jahrestagung der »American Academy of Allergy, Asthma and Immunology« in San Antonio stellten amerikanische Wissenschaftler die Ergebnisse einer neuen Studie vor. Danach finden sich im Blut von zweijährigen Kindern, die per Kaiserschnitt geboren wurden, fünfmal häufiger Antikörper gegen typische Allergie auslösende Stoffe wie Tierhaare oder Hausstaubmilben. Die Wissenschaftler haben dafür mehr als tausend Kinder untersucht. Ihre Ergebnisse stützen die Resultate früherer Studien, nach denen Kinder nach Kaiserschnittgeburten ein um 40 Prozent höheres Risiko für Asthma haben.

Geburtsweg wichtig für das Immunsystem

Die Wissenschaftler dokumentieren mit ihrer Studie einen Zusammenhang zwischen dem Geburtsweg und der Entstehung von Allergien im späteren Leben. Sie empfehlen deshalb auf jeden Fall eine natürliche Geburt, sofern keine medizinischen Gründe dagegen sprechen. Die Forscher glauben, dass der Kontakt des Kindes mit den Keimen im Geburtskanal wesentlich ist für den Aufbau des Immunsystems. Das untermauert außerdem die sogenannte Hygiene-Hypothese. Sie besagt, dass ein früher Kontakt zu Mikroorganismen eine positive Wirkung auf die Immunabwehr hat und damit auch vor Allergien schützen kann.

Für die aktuelle Studie werteten die Wissenschaftler Daten von 1.258 Kindern aus, die zwischen 2003 und 2007 per Kaiserschnitt oder auf natürlichem Wege geboren wurden. Erfasst wurde unter anderem, ob sich im Haushalt der Kinder Allergene von Tierhaaren, Kakerlaken und Hausstaubmilben befanden. Das Blut der Kinder wurde in den ersten zwei Jahren auf spezifische Antikörper gegen die genannten Allergene untersucht. Bei den natürlich geborenen Kindern konnte kein Zusammenhang zwischen Antikörpern im Blut und Allergieauslösern festgestellt werden. Bei den Kindern, die per Kaiserschnitt geboren waren, fanden sich jedoch etwa fünfmal häufiger Antikörper gegen Tierhaare und Hausstaubmilben. Die Forscher halten daher einen Einfluss der Entbindungsart auf die Allergen-Sensibilisierung für naheliegend. Schon seit einigen Jahren wird das Risiko kindlicher Erkrankungen nach einem Kaiserschnitt erforscht. Dabei scheint nicht nur das Risiko für Allergien und Asthma erhöht zu sein, sondern auch für Typ-1 Diabetes und Zöliakie, einer Unverträglichkeit gegen das im Weizen enthaltene Klebeeiweiß Gluten.

Quelle: Christine Cole Johnson et al.: The Impact of Caesarian Section On the Relationship Between Inhalent Allergen Exposure and Allergen-Specific IgE At Age 2 Years, The Journal of Allergy and Clinical Immunology – February 2013 (Vol. 131, Issue 2, Supplement, Page AB129, DOI: 10.1016/j.jaci.2012.12.1129)

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Über Angelika Lensen

Angelika Lensen ist gelernte Bürokauffrau und hat Betriebswirtschaft an der FH studiert. Seit 2010 arbeitet Angelika Lensen als freie Autorin und Journalistin. Neben ihrer Tätigkeit als Redakteurin beim Artikelmagazin, publiziert sie auch Beiträge für andere Online- und Printmedien mit Schwerpunkt Gesundheit, Medizin, Ernährung, Wissenschaft, Naturheilkunde.