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Schmerzmittelforschung:

Mambalgine – Schmerzlinderung durch Schlangengift

Schlangengift: tödlich und heilsam zugleich. Das Gift der schwarzen Mamba könnte in Zukunft die Basis für neue Schmerzmittel liefern. Mambalgine macht’s möglich.

Eine schwarze Mamba hat sich aufgerichtet - die Schlange ist bereit zum AngriffDas Gift der schwarzen Mamba wirkt normalerweise tödlich. Doch es enthält auch Substanzen, die hochwirksam sind gegen Schmerzen. Das entdeckten französische Forscher jetzt im Tierversuch.

Das Gift der schwarzen Mamba enthält zwei Eiweißfragmente, von den Forschern Mambalgine getauft, die eine morphinähnliche Wirkung zeigen. Im Gegensatz zu Morphin, dem stärksten bekannten Schmerzwirkstoff, wirkte das Schlangengift bei den Versuchstieren nebenwirkungsfrei und ohne abhängig zu machen. Deshalb könnten die Mambalgine zukünftig eine Grundlage für neue Schmerzmedikamente sein. Wann sie für Menschen anwendbar sein werden, ist aber noch unklar. Ihre Forschungsergebnisse stellten Sylvie Diochot und ihre Kollegen vom CNRS in Valbonne in der Fachzeitschrift »Nature« vor.

Die schwarze Mamba – ihr Gift wirkt schnell und tödlich

Das Gift der schwarzen Mamba ist eine zuverlässige Waffe: Es ist eins der am schnellsten wirksamen Schlangengifte und die Vergiftung endet, wenn nicht sofort ein Gegengift verabreicht wird, immer tödlich. Das Gift besteht aus einem tödlichen Cocktail verschiedener Eiweißmoleküle mit unterschiedlichen Wirkungen: Einige greifen die Nervenzellen an, andere die Muskeln und das Herz. Das Gift stört die Erzeugung und Weiterleitung von Nervenimpulsen, beispielsweise den Befehl zum Zusammenziehen des Herzmuskels.

Wichtige Schmerz-Rezeptoren werden blockiert

Die beiden Eiweiße, die die französischen Forscher identifiziert haben, zielen auf bestimmte Ionenkanäle, sogenannte Acid Sensing Ion Channels (ASIC), die eine wesentliche Rolle für das Schmerzempfinden haben und durch einen sauren pH-Wert stimuliert werden. Die Mambalgine sind in der Lage sowohl ASIC-Schmerzrezeptoren im Körper als auch im Gehirn und Rückenmark zu blockieren. Das bewiesen Versuche, bei denen Mäuse eine Injektion mit Mambalginen entweder ins zentrale Nervensystem oder in eine Pfote erhielten. Nach beiden Injektionen ließ die Schmerzempfindlichkeit der Mäuse binnen weniger Minuten stark nach.

Normalerweise verursachen Mambalgin ähnliche Moleküle schwere Schädigungen des Nervensystems wie Lähmungen, Bewegungsstörungen, Teilnahmslosigkeit oder Krämpfe. Diese negativen Effekte blieben aber nach der Gabe der Mambalgine aus. Ein weiterer Pluspunkt: Die Schmerzdämpfung ist außerordentlich stark und verliert auch nicht die Wirkung, wie es beispielsweise bei Morphium vorkommt.

Mambalgine mit großem Potenzial

Durch die aktuelle Studie verstehen die Wissenschaftler besser, wie Schmerz entsteht und welche Rolle die ASIC-Rezeptoren spielen. Weiterhin bieten die Mambalgine eine natürliche wirkungsvolle Grundlage für neue Schmerzmedikamente.

Schlangengift diente auch schon in der Vergangenheit als Vorlage für Arzneimittel oder als Medikament selbst, beispielsweise zur Hemmung oder Förderung der Blutgerinnung. Homöopathisch werden stark verdünnte Schlangengifte seit langer Zeit gegen entzündliche Erkrankungen wie Rheuma, aber auch gegen Bronchitis oder Allergien eingesetzt.

Quelle: S. Diochot et al.: Black mamba venom peptides target acid-sensing ion channels to abolish pain, Nature, 03.10.2012, doi: 10.1038/nature11494

Foto: © picture alliance / WILDLIFE

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Über Angelika Lensen

Angelika Lensen ist gelernte Bürokauffrau und hat Betriebswirtschaft an der FH studiert. Seit 2010 arbeitet Angelika Lensen als freie Autorin und Journalistin. Neben ihrer Tätigkeit als Redakteurin beim Artikelmagazin, publiziert sie auch Beiträge für andere Online- und Printmedien mit Schwerpunkt Gesundheit, Medizin, Ernährung, Wissenschaft, Naturheilkunde.