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Demenzrisiko:

Schlechte Mundhygiene führt zu Gedächtnisproblemen

Schlechte Mundhygiene führt nicht nur zu vorzeitigem Zahnverlust, sondern kann auch das Gedächtnis negativ beeinflussen. Das haben jetzt schwedische Forscher herausgefunden.

Mundhygiene verhindert Probleme mit dem Gedächtnis im Alter.

Mundhygiene: Wer die Zähne regelmäßig pflegt, muss sich im Alter keine Sorgen um das Gedächtnis machen.
Bild: © fotolia.de

Zahnverlust ist eines der Risikos beim Älterwerden, genauso wie das Nachlassen des Gedächtnisses. Doch es scheint, dass beides auch Hand in Hand gehen kann: Forschungen zeigen, dass der Verlust von Zähnen eine Ursache für Gedächtnisprobleme sein kann. Ursache soll sein, dass Zähne Signale an eine Gehirnregion senden, die für die Bildung und Speicherung von Erinnerungen verantwortlich ist.

Verschiedene Universitäten in Schweden und Norwegen untersuchten 273 Testpersonen zwischen 55 und 80 Jahren. Die Teilnehmer hatten durchschnittlich noch 22 natürliche Zähne, zehn weniger als beim normalen Gebiss eines Erwachsenen. Mehr als 70 Prozent der fehlenden Zähne waren Backenzähne.

Besseres Gedächtnis mit eigenen Zähnen

Alle Testpersonen nahmen an verschiedenen Gedächtnistests teil. Aus der Analyse der Ergebnisse konnten die Wissenschaftler ableiten, dass die Anzahl der natürlichen Zähne im Zusammenhang stand mit besseren Testergebnissen für das episodische und das semantische Gedächtnis. Dabei geht es um Geschehnisse aus der Vergangenheit (episodisch) und um Wissen, das man sich im Laufe des Lebens aneignet (semantisch).

Senioren, die noch den größten Teil ihrer natürlichen Zähne besaßen, schnitten bei den Gedächtnistests durchschnittlich um vier Prozent besser ab als ihre zahnlosen Konkurrenten.

Das Team geht davon aus, dass dem Gedächtnisverlust eine Reduzierung der sensorische Eindrücke über die Zähne zu Grund liegt. »Denn obwohl Implantate die Sensorik zum Teil wiederherstellen können, werden doch bedeutend weniger Signale ans Gehirn geschickt«, erklären die Forscher.

Eine andere mögliche Erklärung ist eine Veränderung im Kauvermögen. Durch das Kauen wird der Blutstrom zum Gehirn angeregt und erhöht die Aktivität in verschiedenen Hirnregionen.

»Weiterhin ist es möglich, dass die Gehirnaktivität sich verändert, weil Menschen durch den Zahnverlust bestimmte Nahrungsmittel vermeiden. Dadurch nehmen sie weniger Vitamine, Eiweiß und Kalorien zu sich«, erklärt das Wissenschaftsteam.

Demenz durch schlechte Mundhygiene?

Eine Studie aus 2012 berichtete schon über einen Zusammenhang zwischen sauberen Zähnen und der Entwicklung von Demenz. Wissenschaftler der Universität von Kalifornien untersuchten für einen Zeitraum von 18 Jahren 5.500 ältere Menschen. Wer die Zähne weniger als einmal täglich putzte, hatte ein um 65 Prozent höheres Risiko für Demenz gegenüber den Teilnehmern, die ihre Zähne dreimal am Tag reinigten.

Andere Studien zeigten, dass Alzheimerpatienten mehr Bakterien im Gehirn haben, die bei Zahnfleischerkrankungen vorkommen. Man nimmt an, dass die Bakterien, die ins Gehirn gelangen, dort zu Entzündungen und Zellschädigungen führen. Schon seit längerem bekannt ist ja, dass Zahnfleischerkrankungen auch Herz und Kreislauf negativ beeinflussen und sogar das Herzinfarktrisiko erhöhen. Eine gute Mundhygiene ist deshalb nicht nur für den Erhalt der eigenen Zähne wichtig, sondern auch um ernste gesundheitliche Probleme zu vermeiden.

Quelle: Patrik Hansson, Karin Sunnegårdh-Grönberg, Jan Bergdahl, Maud Bergdahl, Lars Nyberg, Lars-Göran Nilsson: Relationship between natural teeth and memory in a healthy elderly population, Eur J Oral Sci 2013, DOI: 10.1111/eos.12060

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Über Angelika Lensen

Angelika Lensen ist gelernte Bürokauffrau und hat Betriebswirtschaft an der FH studiert. Seit 2010 arbeitet Angelika Lensen als freie Autorin und Journalistin. Neben ihrer Tätigkeit als Redakteurin beim Artikelmagazin, publiziert sie auch Beiträge für andere Online- und Printmedien mit Schwerpunkt Gesundheit, Medizin, Ernährung, Wissenschaft, Naturheilkunde.