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Neurowissenschaft:

Tanzen hält Senioren geistig und körperlich fit

Eine Stunde Tanzen wöchentlich kann die Leistungsfähigkeit von Senioren deutlich verbessern, sagen Forscher der Ruhr-Universität Bochum (RUB).

Senioren Pärchen tanzt auf einer Wiese.

Senioren die einmal pro Woche tanzen, steigern ihre kognitive und körperliche Leistungsfähigkeit. Bild: © fotolia.de

Dass Tanzen fit hält konnten die Forscher der Ruhr-Universität Bochum schon vor einiger Zeit nachweisen. Doch nun testeten sie ein spezielles Tanzprogramm für Senioren. Die Ergebnisse waren selbst für die Wissenschaftler erstaunlich: Sogar Senioren, die sich vorher kaum bewegt hatten, waren nach sechs Monaten nicht nur körperlich fitter, sondern auch geistig. Eine Stunde Tanzen pro Woche verbesserte sowohl Aufmerksamkeit als auch Reaktionsfähigkeit.

Selbstständigkeit fördern

Die zunehmende Vergreisung unserer Gesellschaft macht es notwendig, besonders auf seine Gesundheit zu achten, um möglichst lange selbstständig bleiben zu können. Die Neurowissenschaftler der Ruhr-Universität Bochum widmen sich deshalb der Erforschung geeigneter Maßnahmen, um unsere Fitness möglichst lange zu erhalten. Aus Tierversuchen ist bekannt, dass eine Umwelt mit vielen Reizen und Herausforderungen die Lernfähigkeit steigert und degenerative Alterungsprozesse bremst. Dieser Effekt scheint durch das Tanzen auf den Menschen übertragbar. Die körperliche Aktivität beim Tanzen kann individuell an die Fähigkeiten angepasst werden und lässt dennoch genügend Raum für Entwicklungen. Das Gehirn wird gefordert, in dem neue Tanzschritte und Choreographien gelernt werden. Ebenso wichtig ist auch das Miteinander beim Tanzen und die Freude an der Musik. So ergibt sich die perfekte Umgebung mit vielen Anregungen und Herausforderungen auf verschiedenen Ebenen.

Umfangreiche Tests rundum das Tanzprogramm

Für ihre Studie analysierten die Neurowissenschaftler den Einfluss des Tanzprogramms »AGILANDO ®« des Allgemeinen Deutschen Tanzlehrerverbandes, das speziell für ältere Menschen entwickelt wurde. Eine Teilnehmergruppe von 25 Senioren zwischen 60 und 94 Jahren tanzte einmal pro Woche über einen Zeitraum von sechs Monaten. Eine Kontrollgruppe erhielt kein Tanztraining. Vor und nach dem Training nahmen die Teilnehmer an 18 Tests teil. Dabei wurden mehr als 80 Parameter untersucht, um möglichst genau den Leistungsstand der Älteren zu dokumentieren. Untersucht wurden nicht nur tanztypische Bewegungen wie Körperhaltung und Reaktionszeit, sondern auch Beweglichkeit, Sensorik, kognitive Fähigkeiten, Leistungsfähigkeit des Herz-Kreislauf-Systems und auch wie zufrieden die Senioren mit ihrer eigenen Lebenssituation waren.

Eine Stunde wöchentlich reicht aus

Die Tanzgruppe zeigte im Gegensatz zur Kontrollgruppe nach dem sechsmonatigen Tanzprogramm deutliche Verbesserungen in allen Bereichen. Nur die Parameter Intelligenz und Herz-Kreislauf-Leistungsfähigkeit waren unverändert. Darüber waren die Neurowissenschaftler erstaunt, denn oft gehen verbesserte kognitive Fähigkeiten einher mit einer höheren Belastbarkeit des Herz-Kreislauf-Systems. Dennoch zeigt die Studie, dass schon durch geringe Trainingsintensität eine deutliche Verbesserung vieler Fähigkeiten zu erreichen ist.

Tanzen bietet im Vergleich zu anderen Sportarten wie Radfahren, Laufen oder Kraftsport viele Vorteile, meinen die Forscher. Das Zusammenspiel von musikalischer, sozialer und emotionaler Interaktion mit kognitiven Herausforderungen fördert und fordert viele Bereiche. Und Tanzen ist leicht zu erlernen, so dass man schnell Erfolge erzielt, was die Motivation erhöht, sich regelmäßig zu bewegen.

Also schwingen Sie doch auch mal wieder das Tanzbein! Denn Tanzen ist schließlich etwas für Jung und Alt!

Quelle: Kattenstroth JC, Kalisch T, Holt S, Tegenthoff M, Dinse HR: Six months of dance intervention enhances postural, sensorimotor, and cognitive performance in elderly without affecting cardio-respiratory functions.2012, Front. Ag. Neurosci. 5:5, DOI: 10.3389/fnagi.2013.00005

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Über Angelika Lensen

Angelika Lensen ist gelernte Bürokauffrau und hat Betriebswirtschaft an der FH studiert. Seit 2010 arbeitet Angelika Lensen als freie Autorin und Journalistin. Neben ihrer Tätigkeit als Redakteurin beim Artikelmagazin, publiziert sie auch Beiträge für andere Online- und Printmedien mit Schwerpunkt Gesundheit, Medizin, Ernährung, Wissenschaft, Naturheilkunde.