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Höhere Überlebenschancen:

Übergewicht soll Vorteile beim Schlaganfall haben

Laut einer aktuellen Studie soll Übergewicht eine höhere Überlebenschance bei Schlaganfällen garantieren. Ein Widerspruch, der nicht neu ist.

Drei dicke Männer mit Adipositas.

Paradox: Übergewichtige Menschen haben bessere Überlebenschancen bei einem Schlaganfall. Bild: © fotolia.de

In dem Fachmagazin „European Heart Journal“ ist vor kurzem eine Studie erschienen, die ein ganz anderes Bild auf das Übergewicht wirft. Denn während sonst nur auf die Gefahren der überflüssigen Pfunde hingewiesen wird, scheint es so, dass Übergewicht bei einem Schlaganfall auch einen positiven Aspekt entfalten kann. In Zusammenarbeit mit der Charité-Universitätsmedizin in Berlin zeigte sich, dass Patienten nach einem Schlaganfall seltener starben oder weniger Behinderungen davontrugen, wenn sie übergewichtig waren.

Widersprüchlicher Zusammenhang bereits bekannt

Der scheinbar widersprüchliche Zusammenhang zwischen Übergewicht und positiven Aspekten für die Gesundheit wird in der Fachsprache „Obesity Paradox“ genannt und ist keinesfalls eine neue Entdeckung. Bei anderen chronischen Krankheiten wie zum Beispiel bei der Herzinsuffizienz zeigte sich bereits in der Vergangenheit ein ähnliches Bild. Demnach hatten die Patienten mit Übergewicht Vorteile bei den Folgen der Erkrankung. In der aktuellen Studie wurde dieses Paradox im Hinblick auf einen Schlaganfall genauer untersucht und konnte auch hier festgestellt werden. Patienten, die an Fettleibigkeit litten überlebten einen Schlaganfall eher als andere Betroffene. Zudem haben die übergewichtigen Menschen weniger Behinderungen davongetragen und wurden seltener zum Pflegefall als Normalgewichtige. Für den Schlaganfall ist diese Erkenntnis neu, wie Professor Dr. Wolfram Döhner, Erstautor der Studie, mitteilt. Zwar sei das Risiko für einen ersten Schlaganfall bei Übergewichtigen höher, doch zeige sich in der Folge eines Schlaganfalles keine erhöhten Risiken durch Übergewicht. Besonders diese Erkenntnis widerspricht der bisherigen Empfehlung, nach einem Schlaganfall abzunehmen.

Behandlungsleitlinie muss überdacht werden

Die Empfehlung nach einem Schlaganfall das Körpergewicht zu reduzieren, basiert auf den Erkenntnissen die zur Vorsorge der Erkrankung dienen. Für die Situation nach dem Schlaganfall fehlten bislang aussagekräftige Daten, die durch die aktuelle Studie nun aber geliefert werden konnten. Wie sich zeigte sind untergewichtige Patienten sogar am schwersten von den Folgen eines Schlaganfalls betroffen. Bei Übergewichtigen sinke das Risiko zur Sterblichkeit hingegen um 14%, bei fettleibigen Personen gar um 24% bis 45%. Professor Döhner sieht in den Ergebnisse die landläufige Meinung, dass Schlanksein als allgemeiner Gesundheitsfaktor zähle als überholt. In der Vorbeugung seien schlanke Menschen zwar nach wie vor im Vorteil, doch müsste die Situation bei bereits erkrankten Menschen nun anders bewertet werden.

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Über Stephan Lenz

Stephan Lenz studierte Philosophie, Soziologie und Anglistik an der Universität Mannheim. Es folgten schriftstellerische Fortbildungen und die freiberufliche Arbeit als Autor und Journalist. Neben unzähligen Artikeln in diversen Magazinen, veröffentlichte er Prosa im Charon Verlag, Hamburg, sowie im Wortkuss-Verlag, München. Er gehört seit vielen Jahren zum festen Stamm der Redaktion des Artikelmagazins.