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Schlankheitsmittel:

Viagra – der Kick für Potenz und Fettabbau

Wie Forscher der Universität Bonn herausfanden, wirkt Viagra nicht nur positiv auf die Potenz, sondern auch auf unliebsame Fettpolster.

Apothekerin hält eine Schachtel Viagra in der Hand.

Multitalent: Viagra hilft nicht nur bei Potenzstörungen, es kann auch Fett abbauen. Bild: © picture-alliance / BSIP/MAY

Schon vor einiger Zeit entdeckten Forscher, dass fettleibige Mäuse, die längere Zeit den Wirkstoff Sildenafil – besser bekannt als Viagra – erhielten, Gewicht verloren. Der Grund dafür war allerdings bislang unklar. Nun stellte Prof. Dr. Alexander Pfeifer von der Universität Bonn mit seinem Team nach gezielten Tests an Fettzellen von Mäusen fest, dass das Potenzmittel weiße Fettzellen in beige Fettzellen umwandelt.

Wissenschaftlich werden drei Arten von Fett unterschieden: Weiße Fettzellen speichern Energie und stecken auch in den unerwünschten Fettpolstern übergewichtiger Menschen. Braune Fettzellen findet man bei Erwachsenen fast nur noch in kleinen Bereichen im Nacken und entlang der Wirbelsäule. Bei Säuglingen sorgen wärmeerzeugende braune Fettzellen dafür, dass sie nicht auskühlen. Hoffnungsträger bei der Bekämpfung von Übergewicht und Fettleibigkeit sind sogenannte beige Fettzellen. Sie verbrennen genau wie die braunen Fettzellen Nahrungsenergie zu Wärme und können sich aus den weißen Fettzellen bilden.

Verstärkte Umwandlung der Fettzellen durch Viagra

Das Potenzmittel Viagra verändert die Wirkung des Botenstoffs cyklisches Guanosinmonophosphat (cGMP), der für das Einströmen des Blutes in die Schwellkörper des Penis verantwortlich ist und so eine Erektion möglich macht. Das Team unter der Leitung von Prof. Pfeifer hat schon 2009 herausgefunden, dass braune Fettzellen den Botenstoff cGMP benötigen. Und nach neuen Erkenntnissen gilt dasselbe für beige Fettzellen. Forschungen zur Wirkung des cGMP auf Fettzellen laufen schon seit längerer Zeit und nun erhielten Testmäuse sieben Tage lang den Wirkstoff Sildenafil. Während dieser Zeit wandelten sich weiße Fettzellen verstärkt in beiges Fett um. Dies könnte in Zukunft äußerst hilfreich bei der Bekämpfung von Adipositas sein.

Positiver Einfluss auf Folgeerkrankungen der Fettleibigkeit

Weiße Fettzellen sind so gefürchtet, weil sie mit zunehmender Größe Botenstoffe ausschütten, die Entzündungsprozesse in Gang setzen und ein Risiko für die Gesundheit bedeuten können. Folgen solcher Entzündungen sind Arteriosklerose, Herz-Kreislauf- und Krebserkrankungen und Diabetes. Bei den Tests spürten die Bonner Wissenschaftler einen interessanten Nebeneffekt auf: Der Wirkstoff Sildenafil bremste diese Entzündungsreaktionen und die weißen Fettzellen entwickelten sich gesünder.

Hilfe für Übergewichtige

Die Forscher hoffen, für Menschen, die an krankhaftem Übergewicht leiden, zukünftig neue Wirkstoffe entwickeln zu können, denn weltweit sind mehr als eine halbe Milliarde Menschen von dem Problem betroffen. Die Wirkung des Sildenafil auf die Fettzellen und der günstige Effekt auf die Folgeerkrankungen bieten neue Ansatzpunkte zur Entwicklung neuer Arzneimittel. Doch weitere Untersuchungen sind notwendig, um die Ergebnisse zu bestätigen. Bis zu einem Medikament, das beim Menschen weiße Fettzellen in beige umwandelt, ist es noch ein weiter Weg. Die Forscher warnen deshalb auch ausdrücklich davor, Sildenafil oder Viagra eigenmächtig als Schlankheitsmittel anzuwenden.

Quelle: Alexander Pfeifer et al.: Increased cGMP promotes healthy expansion and browning of white adipose tissue, FASEB J fj.12-221580, doi: 10.1096/fj.12-221580

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Über Angelika Lensen

Angelika Lensen ist gelernte Bürokauffrau und hat Betriebswirtschaft an der FH studiert. Seit 2010 arbeitet Angelika Lensen als freie Autorin und Journalistin. Neben ihrer Tätigkeit als Redakteurin beim Artikelmagazin, publiziert sie auch Beiträge für andere Online- und Printmedien mit Schwerpunkt Gesundheit, Medizin, Ernährung, Wissenschaft, Naturheilkunde.