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Deponie:

Endlager für Atommüll- derzeit überhaupt realisierbar?

Bislang ist die Suche nach einem Endlager für Atommüll in Deutschland erfolglos geblieben. Und so schnell wird es auch keine Deponie für das strahlende Erbe geben.

Deutschland braucht ein Endlager für seinen Atommüll.

Deutschland sucht ein Endlager für seinen radioaktiven Atommüll – bislang ohne Erfolg. Bild: © picture-alliance

Per Definition ist ein Endlager ein Deponierungsort, der auf unbegrenzte Zeit die sichere Verwahrung von Gefahrstoffen gewährleistet. Kurz gesagt, es muss sich niemand kümmern, da keinerlei Gefahr für die Umwelt und die Menschen ausgeht. Der Begriff wird sowohl für siedlungs- und gewerbebedingten Abfall wie auch bei radioaktivem Müll verwendet. Zumindest vom Gesetzgeber, der in der Deponieverordnung klare Kriterien für die Endlagerqualität für Deponien formuliert. Experten aus der Wissenschaft und dem Ingenieurswesen jedoch scheuen den Begriff „Endlagerqualität“ im Zusammenhang mit Deponien, da es nach heutigem Forschungs- und Technikstand kaum absehbar ist, wann dieser Zustand tatsächlich erreicht ist. Es gibt zu viele Variablen, auch durch den jeweiligen Standort begründet.

Kein Endlager für Atommüll in Sicht

Wenn nicht mal für den relativ ungefährlichen Haus- und Gewerbemüll eine eindeutige Aussage zur Erreichung der Endlagerqualität getätigt werden kann, wie ist es dann möglich, ein Endlager für Atommüll zu finden, dessen Gefährdungspotenzial um ein Vielfaches höher liegt und daher noch deutlich sicherer gelagert werden muss? Es gibt diverse Überlegungen, einheitlich ist dabei, dass der radioaktive Müll sowohl im Untergrund versenkt als auch zusätzlich durch technische Barrieren von seiner Umwelt abgeschottet werden muss. Der geologische Untergrund bildet dabei das Problem, da die stattfindenden Prozesse auf lange Sicht (also im geologischen Maßstab von Millionen von Jahren) schwierig zu kalkulieren sind. Um beispielsweise zukünftige Eiszeiten unbeschadet zu überstehen, muss ein Endlager in mindestens 300 Metern Tiefe errichtet werden, darf aber aufgrund der stetig ansteigenden Temperatur auch nicht tiefer als 1500 Meter liegen (was außerdem die Sicherheit der den Stollen errichtenden Bergleute gefährden würde). Auch muss das Gestein Wärme ableiten können, möglichst unbeweglich und äußerst widerstandsfähig gegenüber Rissbildung sein, da andernfalls Grundwasser eintreten und kontaminiert werden könnte. Derzeit erfüllt kein bekanntes Gestein diese hohen Anforderungen: Salz ist durch die Kriechfähigkeit zu mobil, Granit aufgrund der Härte zu rissanfällig, Ton leitet die Wärme unzureichend ab und Tuff birgt aufgrund seines vulkanischen Ursprungs ein zu hohes Risiko. Mission also nicht erfüllt.

Was aber bedeutet das für nachfolgende Generationen?

Wie sollen nachfolgende Generationen in weiter Zukunft über die Problematik informiert werden, wenn sich bis dahin die Gesellschaft und mit ihr die Sprache komplett gewandelt hat? Auch hier gibt es Überlegungen mit verschiedenen Symbolen, jedoch unter Experten keine Einigung. Ist dies ein weiterer Hinweis darauf, dass das Projekt Atommüllendlager derzeit und in naher Zukunft einfach nicht zu realisieren ist? Es gibt durchaus Parallelen zum Atomausstieg nach der Kernschmelze in Fukushima, wo ebenfalls die Regierung ohne fachlichen Rat seitens der Energiewirtschaft vorgeprescht ist. Andererseits ist es im Sinne der Nachhaltigkeit löblich, dass weiterhin auf dem Gebiet geforscht wird, damit die nächsten Generationen von den Ergebnissen profitieren können. Diese Erkenntnis hat immerhin auch einige Jahrzehnte auf sich warten lassen, waren doch wegen des kalten Krieges zu Recht andere Themen wichtiger als der umsichtige Umgang mit der Umwelt, der mittlerweile zunehmend an Gewicht gewinnt, da er uns alle angeht. Sorgen wir vor, für uns und alle, die nach uns kommen!

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