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Tierschutz:

EU verbietet das Abtrennen von Haifischflossen

Shark-Finning ist jetzt in der gesamten EU verboten. Bislang haben sich nicht alle Länder der EU an das Verbot aus 2003 gehalten. Damit ist jetzt Schluß.

Fischer schneidet einem Hammerhai die Flossen ab

EU verbietet Abschneiden von Hai-Flossen auf hoher See. Bild: © picture alliance / WaterFrame

„Und der Haifisch, der hat Zähne, und die trägt er im Gesicht“….Dieser Song stammt aus dem Jahr 1928 und ist Leitmoritat von Bertolt Brechts Dreigroschenoper. Angst einflössend war und ist das den Räuber der Meere besingende Liedchen kaum. Anders dann 47 Jahre später ein Kino-Hit: Steven Spielbergs „Der weiße Hai“, der den Boom des Tierhorror-Genres im Film einläutete, hat nach Ansicht von Psychologen zugleich eine Art Urangst gegenüber dem Meeresräuber geschürt und der Menschheit endgültig eingepflanzt. Haie wurden und werden gejagt, ihr Bestand dezimiert, und heute ist es so, dass die Fische vor dem Menschen geschützt werden müssen, damit ihre Art überlebt. „Schützt die Haie“, heißt die Parole – mit der sich nun auch das Europaparlament hat befassen müssen.

Bislang Ausnahmen für Spanien und Portugal

Anm. d. Red.:
Worin der Unterschied besteht: einem Hai die Flossen auf See oder an Land abzutrennen, erschließt sich uns nicht. Fakt ist, die Tiere werden unnötig wegen der Flosse getötet, und der Bestand an Haien wird weiterhin minimiert.

Ausgangspunkt der parlamentarischen Debatte war eigentlich ein so genannter kulinarischer Leckerbissen: die Haifischflossensuppe nämlich, und die Art, wie Fischer – und dann die Köche – der Flossen Herr werden. Haifischflossen, man weiß es, haben besonders in Asien einen sehr hohen Marktwert. Deshalb ist es dort weithin die Regel, dass Fischer Haie fangen, ihnen die Flossen abschneiden und die so verstümmelten Tiere lebend zurück ins Wasser werden, weil das Fleisch von geringerem Wert ist. Diese Praxis, Finning genannt, ist in Europa und für europäische Fisher schon lange verboten. Allerdings gab es bislang eine in Spanien und Portugal angewandte Ausnahmereglung, die das Abschneiden der Flossen an Bord der Schiffe erlaubte, um eine getrennte Lagerhaltung von Flossen und Fischkörper zu ermöglichen. Da ist dann offenbar häufig Schindluder getrieben, Finning sozusagen unter der Hand praktiziert worden. Dem hat das Europaparlament jetzt die Basis entzogen: Die Flossen dürfen künftig erst an Land vom Körper der Haie abgetrennt werden.

Ein Hai-Kiefer ist 50.000 Dollar wert

Der Handel mit den Flossen boomt: Riesenhaie erreichen eine Größe bis zu zehn Meter Länge, und ihre Flossen werden bis zu zwei Meter lang. Solche Flossen können Preise bis zu 15.000 US-Dollar erzielen. Beim großen Weißen Haie gibt es noch andere „Souvenirs“, mit denen Geld gemacht werden kann. Der internationale Handel mit seinen Kiefern und Zähnen reduziert die Population bedenklich. Es sind schon stolze Summen: Die Kiefer bringen einen Erlös bis zu 50.000 Dollar und ein einzelner Zahn im Schnitt 60 Dollar.

Knorpel ein Mittel gegen Krebs?

Inzwischen gibt es auch auf internationaler Ebene Gruppierungen, die sich zur Aufgabe gemacht haben, den Hai vor den Menschen zu schützen; unter dem Motto „Wenn der Hai stirbt, stirbt das Meer“. Diese Aktivisten rufen dazu auf, im Restaurant keine Haifischflossensuppe zu essen, auch keine anderen „Hai-Produkte“ wie „Schillerlocken“ oder „Meer-Aal“, auch keine Hai-Steaks.  Schließlich nennen sie es einen gefährlichen Irrglauben,  dass die Knorpel des Hais ein Mittel gegen Krebs seien. Dieser Irrglaube habe schon vielen Fischen das Leben gekostet – völlig sinnlos.

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Über Klaus J. Schwehn

Nach 25 Jahren spannender Tätigkeit als Parlamentskorrespondent in Bonn (Badische Zeitung, Die Welt, Berliner Tagesspiegel) lebe ich heute in Oberitalien. Meine Arbeitsschwerpunkte sind Politik und Gesellschaft in Italien und Deutschland; aber auch Fragen der Europäischen Union.