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Krankheitserreger:

Krähen übertragen krankmachendes Eiweiß

Krähen können krankmachende Prionen übertragen, die bei Rindern BSE und beim Menschen die verwandte Creutzfeldt-Jakob-Krankheit verursachen.

Krähe sitzt auf einem MetallgitterKrähen können mit ihrem Kot krankheitserregende Prionen verbreiten. Prionen sind fehlgeformte Proteine, die Krankheiten wie Bovine spongiforme Enzephalopathie (BSE) oder die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit verursachen.

Die Bezeichnung Prionen kommt von der englischen Bezeichnung »proteinaceous infectious particle«, also eiweißartiger infektiöser Partikel. Man nimmt an, dass sie aufgrund von genetischen Veränderungen oder Infekten aus den körpereigenen Prion-Eiweißen gebildet werden. Durch ihre veränderte Struktur können sie das Hirngewebe schädigen. Da sie vom Organismus nicht als fremd erkannt werden, lösen sie keine Abwehrreaktion des Immunsystems aus. Menschen können sich durch den Verzehr von Innereien anstecken, wenn das Fleisch von BSE infizierten Rindern stammt.

Die aasfressenden Krähen nehmen die krankmachenden Prionen über infizierte Kadaver, beispielsweise von Hirschen, auf und scheiden die Prionen über den Kot wieder aus, ohne dass diese ihre Gefährlichkeit verlieren. Das dokumentierten jetzt amerikanische Wissenschaftler in einem Experiment und veröffentlichten ihre Ergebnisse im Fachmagazin »PLOS ONE«. Die Vögel legen täglich bis zu 80 Kilometer zurück und verbreiten die tödlichen Prionenerkrankungen unter Wild- und Haustieren.

Erreger überlebt auch im Boden

Amerikanische Krähen (Corvus brachyrhynchos) kommen in allen fast allen Gebieten vor, in denen es Prionenkrankheiten gibt. Die gefährlichen Erreger überleben im Boden mehr als zwei Jahre.

Prionen verursachen verschiedene sogenannte übertragbare spongiforme Enzephalopathien, abgekürzt TSE (Transmissible Spongiforme Enzephalopathie). Werden Prionen von Tieren mit dem Futter aufgenommen oder erreichen sie über die Blutbahn das Nervensystem, zerstören die Prionen nach und nach das Hirngewebe. Die Hirnmasse bekommt eine schwammähnliche – spongiforme – Beschaffenheit. Der fortschreitende Abbau der Gehirnzellen löst Bewegungsstörungen und Demenz aus und endet für die infizierten Tiere immer tödlich. Prionenkrankheiten kommen bei vielen Wildtieren, aber auch bei Haustieren und beim Menschen vor in Form von Rinderwahn BSE und Creutzfeldt-Jakob.

Experiment an Mäusen

Die Forscher benutzten für das Experiment eine Prionenart, die bei Mäusen todbringenden Hirnzellenabbau verursacht. Die Prionenlösung wurde dann 20 Krähen verabreicht und vier Stunden später der Kot der Krähen eingesammelt. Der infizierte Kot wurde verdünnt und 84 Mäusen in die Bauchhöhle injiziert. In den Nagern waren dann auch infektiöse Prionen nachweisbar, alle Mäuse erkrankten und 240 Tage später waren alle Testmäuse tot. Das beweist zuverlässig, dass die krankmachenden Prionen durch den Verdauungsprozess nicht zerstört werden und ansteckend bleiben. Die Krähen erkranken nicht durch die mäusespezifische TSE-Form. Geprüft werden muss noch, ob andere Prionenarten, die zum Beispiel Schafe und Kühe infizieren, auf ähnliche Weise übertragbar sind. Die Wissenschaftler halten das aber für sehr wahrscheinlich.

Quelle: VerCauteren KC, Pilon JL, Nash PB, Phillips GE, Fischer JW (2012): Prion Remains Infectious after Passage through Digestive System of American Crows (Corvus brachyrhynchos). PLoS ONE 7(10): e45774. doi:10.1371/journal.pone.0045774

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Über Angelika Lensen

Angelika Lensen ist gelernte Bürokauffrau und hat Betriebswirtschaft an der FH studiert. Seit 2010 arbeitet Angelika Lensen als freie Autorin und Journalistin. Neben ihrer Tätigkeit als Redakteurin beim Artikelmagazin, publiziert sie auch Beiträge für andere Online- und Printmedien mit Schwerpunkt Gesundheit, Medizin, Ernährung, Wissenschaft, Naturheilkunde.