Startseite / Wissenschaft / Psychologie / Deutscher Stressreport zeichnet ein düsteres Bild

Arbeitsbelastung:

Deutscher Stressreport zeichnet ein düsteres Bild

Stress ist eine negative Begleiterscheinung der modernen Arbeitswelt und ein gesundheitsgefährdender Faktor, der zunehmend ernster genommen wird.

Mit einem Buntstift schreibt jemand das Wort "Stress" während die Spitze des Stift bricht.

Stress und psychische Belastungen bleiben weiterhin ein Thema im Arbeitsalltag. Bild: © fotolia.de

Multitasking, Monotonie, Zeitdruck oder Störungen bei der Arbeit stehen in vielen Berufen an der Tagesordnung und machen es der Psyche der Arbeitnehmer zunehmend schwerer. Dabei kennt die psychische Belastung keine Grenzen und zieht sich durch sämtliche Hierarchien und Branchen. Doch ein gutes soziales Klima oder Handlungsfreiräume der Angestellten können den negativen Effekten entgegenwirken. Dies ist das Ergebnis des Stressreports 2012 von Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA).

Entwicklungen der Arbeitswelt

Der Stressreport beruht auf der Befragung von Erwerbstätigen aus den Jahren 2011 und 2012. Berücksichtigt wurden dafür rund 20.000 Beschäftigte, die Auskunft über Arbeitsbedingungen, Beanspruchung und gesundheitliche Beschwerden gaben. Die Europäische Erhebung über die Arbeitsbedingungen (EWCS 2010) enthält ähnliche Daten und floss in den Report mit ein. Der Bericht soll Aufschluss über die Entwicklung von Trends geben, wie sie sich auf die Beschäftigten auswirken und welcher Handlungsbedarf besteht.

Belastung hat sich seit 2006 nicht verändert

Der Stressreport berücksichtigt die psychische Belastung im besonderen Maße und weist auch im Jahre 2012 ähnliche Probleme wie zuletzt im Jahre 2006 auf. So sind die Spitzenreiter der Belastungen die gleichen geblieben. Im Einzelnen sind dies Multitasking mit 58%, starker Termin- und Leistungsdruck mit 52%, sich ständig wiederholende Arbeitsvorgänge mit 50% und auch Störungen am Arbeitsplatz mit 44%. Bei der Befragung war auffällig, dass vier von fünf Befragten angaben, dass ein gutes soziales Klima über die Belastungen hinweghelfe. Kollegen und eine gute Zusammenarbeit erleichterten die Arbeit ebenso, wie die Möglichkeit diese selbst planen und einteilen zu können.

Die Befragung machte zudem deutlich, dass die psychische Belastung vor keiner Position halt macht. Entsprechend berichteten hoch positionierte Führungskräfte ebenso über Stress wie auch die einfachen Mitarbeiter. Und auch die Branche macht in diesem Zusammenhang keinen Unterschied. Beanspruchende körperliche Arbeit und psychischer Druck nahmen sich bei der Untersuchung nicht viel.

Positive Herausforderung fördert die Gesundheit

Die Zahlen des Stressreports untermauern die bisherige Annahme, dass sich eine positive Herausforderung als förderlich für die Gesundheit erweist. So gehören Ingenieure und Naturwissenschaftler zum Beispiel zu den psychisch am meisten belasteten Beschäftigten, klagten aber gleichzeitig am wenigsten über gesundheitliche Beschwerden. Grundsätzliche wirken sich Herausforderungen bei der Arbeit und deren erfolgreiche Bewältigung positiv auf die psychische Gesundheit aus. Problematisch wird es hingegen bei Arbeit, die dauerhaft körperlich oder psychisch überfordert. Auch ein Mangel an Handlungsspielraum und sozialer Unterstützung führt zu einer Belastung der Gesundheit. Entsprechend klagten Arbeitnehmer aus Fertigungsberufen, Bergleute oder Mineralgewinner auch häufiger über Beschwerden.

Erholung ist oft ein Problem

Wie der Stressreport offenbart, gibt es bei dem Thema Erholung häufig Handlungsbedarf. Denn jeder vierte Befragte, ließ seine gesetzlich vorgeschriebene Pause entfallen, obwohl diese besonders wichtig für die Gesundheit und auch Leistungsfähigkeit sei. Ferner wirken sich ständige Umstrukturierungsprozesse negativ aus. Als Verbesserung wurde eine bessere Begleitung der Prozesse durch das Management genannt. Wirtschaftlich hat sich die Situation der Arbeitnehmer entspannt: Die Angst vor einem Arbeitsplatzverlust ist seit 2006 wieder gesunken. Grundsätzlich seien die Arbeitsschützer in den Betrieben angehalten, sich stärker auf die psychischen Belastungen und Anforderungen zu konzentrieren sowie Aspekte zur Gesundheitsförderung im Auge zu behalten. Als Vorbild betrachten Experten beispielsweise die Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie (GDA), die versucht, psychische Belastungen frühzeitig zu erkennen und durch vorbeugende Maßnahmen zu verringern.

Der vollständige Stressreport 2012 kann auf der Webseite der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin kostenlos heruntergeladen werden: http://www.baua.de/de/Publikationen/Fachbeitraege/Gd68.html

© Pixel Trader Ltd. 2013 Alle Rechte vorbehalten

Über Stephan Lenz

Stephan Lenz studierte Philosophie, Soziologie und Anglistik an der Universität Mannheim. Es folgten schriftstellerische Fortbildungen und die freiberufliche Arbeit als Autor und Journalist. Neben unzähligen Artikeln in diversen Magazinen, veröffentlichte er Prosa im Charon Verlag, Hamburg, sowie im Wortkuss-Verlag, München. Er gehört seit vielen Jahren zum festen Stamm der Redaktion des Artikelmagazins.