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Selbsterkenntnis:

Enttäuschungen können befreiend sein

Das Wort „Enttäuschung“ ist mit negativen und unangenehmen Spontanassoziationen behaftet. Enttäuschung ist nach verbreiteter Auffassung etwas, das man nicht erleben möchte.

Aus Enttäuschungen muss man seine Lehren ziehen, und positiv in die Zukunft schauen.

Wer sich von der Enttäuschungen befreien kann, ist klar im Vorteil. Bild: © fotolia.de

Etwas, dem man nicht begegnen will. Doch warum ist es uns eigentlich so zutiefst missliebig, von etwas oder jemandem enttäuscht zu werden? Die wertfreie Analyse der tatsächlich zugrunde liegenden Begriffsbedeutung sowie ein mutiger Blick in die eigene Psyche können zeigen, dass jede erlebte Enttäuschung ein befreiendes Geschenk für die Seele und deren Weiterentwicklung sein kann.

Enttäuschung: Sich aus einer Täuschung herauslösen

Grundsätzlich will die Vorsilbe „ent-“ die Sinnbedeutung von „weg“, „fort“ oder „heraus“ vermitteln. Es geht also beim „ent“ immer darum, sich von etwas zu lösen und sich von etwas zu trennen, um anschließend Abstand und Distanz aufzubauen und zu halten. Ganz genau so verhält es sich auch mit der Ent-Täuschung. Denn dabei wird eine vorliegende und wirksame Täuschung als solche erkannt, und in der Folge weg getan, fort geschickt und aus der mentalen Gemengelage herausgelöst. Oder anders formuliert: Der Mensch befreit sich von einer Täuschung, der er bis dahin erlegen war.

Das ist doch sehr gut!

Allerdings. Doch wie kam es überhaupt dazu, dass man sich hat täuschen lassen? An dieser Frage liegt der Psycho-Hase im Pfeffer. Denn wer sich täuschen lässt, also einer Täuschung aufsitzt, der hat sich ganz offensichtlich aktiv und unbemerkt hinters Licht führen lassen. Das ist als gnadenlose Selbsterkenntnis nicht gerade schmeichelhaft. Wen man täuschen kann, der ist nämlich entweder zu dumm oder zu unsensibel oder zu verblendet, um gleich von Anfang an die nackte Wahrheit zu erkennen. Wer nicht mitdenkt, wird ruckzuck über den Tisch gezogen und aufs Glatteis geschickt. Wer alles durch eine frisch verliebte rosa Brille sieht, holt sich den falschen Partner ins Leben. Und wer sich verunsichern lässt, trifft die falsche Entscheidung. Der Beispiele ließen sich noch viele finden, doch die Aussage wäre immer die gleiche: Eine Enttäuschung kann nur ein Mensch erleben, der sich hat täuschen lassen. Und das sind echt fiese Nadelstiche im aufrechten Ego.

Machen Sie sich doch bitte mal frei

Wer es schafft, eine Enttäuschung als eine mentale und seelische Befreiung zu sehen, statt als Schande für den Selbstwert, der geht den richtigen Weg. Denn mit dieser offenen und ehrlichen Sichtweise kann man glasklar analysieren, wie man zu dem erlebten Irrtum finden konnte. Das Ergebnis dieser Betrachtung wird dazu beitragen, dass man kein zweites Mal in die gleiche Falle tappt. Und dass man sich nie wieder ein X für ein U vormachen lässt. Es sei denn, die Hormone würden Ringelreihen tanzen, wie es in psychischen Ausnahmesituationen und unter seelischen Grenzerfahrungen immer der Fall ist. Doch auch hier wirkt eine liebevoll annehmende Selbsterkenntnis wahre Wunder. Denn vielleicht gibt es ja eine Möglichkeit, den aktuellen Eu- oder Disstress so weit zu entschärfen, dass die Sicht wieder klar wird. Und wenn nicht, dann hat man wenigstens eine wissenschaftliche Entschuldigung dafür, mal nicht alle sieben Sinne beisammen gehabt zu haben. Auch das wirkt sehr entlastend.

Fehler macht man, um aus ihnen zu lernen, und um an diesem Lernfortschritt zu wachsen und zu reifen. So darf jede Ent-Täuschung als wertvolle Lebens-Lektion gesehen und geachtet werden, die die Persönlichkeit einen wichtigen Schritt weiter bringt.

Webtipp:
Dr. Doris Wolf (Diplompsychologin, Psychotherapeutin): Enttäuschungen – Befreiung von einer Täuschung
http://www.palverlag.de/enttaeuschungen.html

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