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Essstörungen:

Fressanfälle sind vor allem Frauensache

Fressanfälle sind vor allem Frauensache, wie Forschungen an Ratten jetzt beweisen. Ein deutlicher Hinweis, dass die Biologie bei Essstörungen eine große Rolle spielt.

Frauen haben sehr viel öfter unter einem Fressanfall zu leiden als Männer.

Geschlechterunterschiede: Frauen leiden häufiger unter Fressanfällen als Männer. Bild: © fotolia.de

Weibliche Ratten neigen wahrscheinlich eher zu Fressanfällen als männliche Ratten, dokumentieren neue Forschungen. Die Studie von Wissenschaftlern der »Michigan State University« hat als erste im Tierversuch ermittelt, dass es bei Fressanfällen Unterschiede zwischen den Geschlechtern gibt und das lässt sich auch auf den Menschen übertragen. Fressanfälle gehören zu den zentralen Symptomen für die meisten Essstörungen, einschließlich  der Ess-Brech-Sucht Bulimie (Bulimia nervosa) und der Magersucht Anorexie (Anorexia nervosa) vom Purging-Typ, auch bulimische Anorexie genannt. Die Wahrscheinlichkeit an einer Essstörung zu erkranken ist für Frauen vier- bis zehnmal größer.

Psychosozialer Druck nicht der einzige Grund

»Die meisten Theorien, warum Essstörungen so viel häufiger Frauen als Männer betreffen, richten sich auf den zunehmenden kulturellen und psychologischen Druck, dem Mädchen und Frauen ausgesetzt sind«, sagt Kelly Klump, Leiterin der Studie und Professorin für Psychologie. »Aber diese Studie deutet an, dass biologische Faktoren wahrscheinlich genauso dazu beitragen, da weibliche Ratten nicht den gleichen psychosozialen Druck erfahren- nämlich dünn zu sein – wie Menschen.«

Klump und ihre Kollegen führten ein Futter-Experiment mit 30 weiblichen und 30 männlichen Ratten über zwei Wochen durch. Sie ersetzten das Nagerfutter regelmäßig durch Vanille Frosting, eine Creme-Glasur. Sie stellten fest, dass die Anfälligkeit für Fressanfälle bei den weiblichen Ratten bis zu sechsmal höher war im Vergleich zu den männlichen Versuchstieren.

Wirken Belohnungsreize bei Frauen anders?

Die Tendenz für Fressanfälle könnte mit dem Belohnungssystem im Gehirn im Zusammenhang stehen oder in welchem Umfang jemand Belohnung braucht und sucht, sagt Klump. Die Wissenschaftler untersuchen die Ratten momentan, um festzustellen, ob das weibliche Gehirn empfindlicher und/oder eher anspricht auf Belohnungsreize wie Fett, Zucker und Substanzen, die ein Belohnungsverhalten auslösen. Die Antworten könnten endlich dabei helfen, die Therapien zu verbessern, sowohl die Beratung als auch die Medikamente.

»Die Forschungen deuten an, dass es wahrscheinlich einen biologischen Unterschied zwischen Männern und Frauen gibt, den wir entdecken müssen, um die Risikofaktoren und Mechanismen zu verstehen«, erklärt Klump.

Die Studie wurde in der Online-Ausgabe des »International Journal of Eating Disorders« veröffentlicht.

Signale für eine Essstörung

Mögliche Anzeichen für eine Essstörung können sein:

  • Das Tragen von weiter Kleidung
  • Vermeidung von Mahlzeiten im Beisein anderer Personen
  • Häufige Gewichtskontrolle
  • Ständige Unzufriedenheit mit dem eigenen Gewicht
  • Obsessive Gewichtsabnahme und ständige Diäten
  • Extreme sportliche Aktivitäten bis zur Erschöpfung
  • Hyperaktivität in Kombination mit Schlaflosigkeit

Quelle: Klump, K. L., Racine, S., Hildebrandt, B. and Sisk, C. L. (2013), Sex differences in binge eating patterns in male and female adult rats. Int. J. Eat. Disord. DOI: 10.1002/eat.22139

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Über Angelika Lensen

Angelika Lensen ist gelernte Bürokauffrau und hat Betriebswirtschaft an der FH studiert. Seit 2010 arbeitet Angelika Lensen als freie Autorin und Journalistin. Neben ihrer Tätigkeit als Redakteurin beim Artikelmagazin, publiziert sie auch Beiträge für andere Online- und Printmedien mit Schwerpunkt Gesundheit, Medizin, Ernährung, Wissenschaft, Naturheilkunde.