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Vertieftes Wissen:

Mit Pausen lernt es sich leichter

Einige Lehrer haben es schon lange gepredigt, doch eine Studie gibt nun Gewissheit: Pausen machen schlau, wer durchlernt ist im Nachteil.

Studentin macht eine Pause vom lernenEhrgeiz kann in vielen Angelegenheiten zwar ein wichtiger Schritt zum Erfolg sein, doch tut man sich mit zu viel des Guten keinen Gefallen. Wie eine aktuelle Studie der University of New South Wales in Sydney, Australien, zeigt, sind Pausen nicht nur wichtig, um neue Energie und Konzentration zu tanken, sondern auch Voraussetzung dafür, dass sich neu erlerntes Wissen im Gehirn verankern kann. Die Wissenschaftler Soren Ashley und Joel Pearson haben die Ergebnisse ihrer Untersuchung im Fachmagazin „Proceedings of the Royal Society B“ veröffentlicht.

Der Weg ins Langzeitgedächtnis

Wie die Untersuchung der Australier zeigen konnte, findet beim Erlernen neuer Fertigkeiten auch eine Neuverdrahtung im Gehirn statt. In der Fachsprache wird dieses Ereignis als „neurale Plastizität“ bezeichnet. Damit neues Wissen oder Können langfristig im Gehirn gespeichert werden kann, muss eine Übertragung vom Kurzzeitgedächtnis ins Langzeitgedächtnis stattfinden. „Werden die Informationen und/oder neuralen Veränderungen nicht entsprechend konsolidiert, macht sich ein Lernfortschritt nur kurzfristig bemerkbar oder stellt sich gar nicht erst ein“, erläutern die Wissenschaftler. Diese Erkenntnis an sich ist zwar nicht neu, allerdings wurde die Wichtigkeit von Pausen bei diesem Prozess bislang nicht eindeutig belegt.

Auch Schlafmangel wirkt sich negativ aus

Ein Durchlernen ohne Pause ist jedoch nicht die einzige Hürde beim Lernprozess, denn auch wer zu wenig schläft, verhindert einen optimalen Transfer des Wissens in das Langzeitgedächtnis. Schlafmangel wirkt sich negativ auf die Lernprozesse des Gehirns aus. Ebenso ist es von Nachteil, wenn man eine zweite Fertigkeit erlernt, während die erste noch nicht verinnerlicht ist. „Viele Studien haben gezeigt, dass ein Lernfortschritt grundsätzlich ausbleibt, wenn man nach einem Übungstag nicht schläft. Ähnlich sieht es aus, wenn man zu viel übt und dem Gehirn nicht genug Zeit zur Konsolidierung gibt“, erklärt Dr. Pearson.

Die Studie im Überblick

Die Forscher untersuchten vor allem, wie sich Ruhepausen auf den Lernfortschritt auswirken. Dafür standen 31 Testpersonen zur Verfügung, die eine schwierige Aufgabe am Computer lösen sollten. Es sollten verschiedene Lichtpunkte auf dem Bildschirm gefunden werden, während die Probanden jedoch massiv optisch abgelenkt wurden. Die Testpersonen wurden für den Versuch in drei verschiedene Gruppen aufgeteilt, die das Problem zeitlich unterschiedlich lösen sollten. Die erste Gruppe sollte sich nur eine Stunde mit der Aufgabe befassen. Die zweite Gruppe musste 2 Stunden ohne Pause durcharbeiten und die dritte Gruppe sollte sich ebenfalls zwei Stunden mit der Aufgabe befassen, durfte aber eine Pause von einer Stunde einlegen, wobei Schlafen allerdings tabu war. Im Ergebnis schnitt die erste Gruppe am besten ab, obwohl sich diese am kürzesten mit dem Problem beschäftigte. Auf Platz zwei landete die dritte Gruppe, während die zweite Gruppe, die ohne Pause durcharbeitete am schlechtesten abschnitt. Entsprechend sieht man, dass ganz getreu dem Sprichwort, in der Ruhe eben tatsächlich die Kraft zu liegen scheint.

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Über Stephan Lenz

Stephan Lenz studierte Philosophie, Soziologie und Anglistik an der Universität Mannheim. Es folgten schriftstellerische Fortbildungen und die freiberufliche Arbeit als Autor und Journalist. Neben unzähligen Artikeln in diversen Magazinen, veröffentlichte er Prosa im Charon Verlag, Hamburg, sowie im Wortkuss-Verlag, München. Er gehört seit vielen Jahren zum festen Stamm der Redaktion des Artikelmagazins.