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Sterbeforschung:

Thanatopsychologie – Wie bewältigt der Mensch seine Endlichkeit?

Sterbeforschung - ThanatopsychologieDie akademische Psychologie steht in der Pflicht, das Objekt ihres forschenden Interesses bis zum letzten Atemzug im Dienste wertvollen Erkenntnisgewinns zu begleiten. So hat sich konsequenterweise die Thanatopsychologie als eigenständige Disziplin entwickelt und etabliert. Es liegt in der traurigen Natur der Sache, dass Thanatopsychologen sich eher schwer damit tun, für ihre Befunde und Ergebnisse eine ebenso breite wie aufnahmewillige Öffentlichkeit zu schaffen. Wer will sich schon gerne freiwillig mit der menschlichen Vergänglichkeit, mit Tod und Sterben befassen? Gleichwohl sollte niemand die Augen vor der „Psychologie des Todes“ verschließen. Denn wenn die letzte Stunde schlägt, kann hier eine kostbare und letzten Endes heilsame Quelle des Trostes gefunden werden.

Wo muss Trauerarbeit geleistet werden?

Es gibt zahlreiche Situationen, die auf einen „Abschied für immer“ hinauslaufen. Sei es, dass man als Individuum einen geliebten Menschen plötzlich oder auch erwartet loslassen muss, oder dass man selbst derjenige ist, der das Ende unausweichlich nahen sieht. Doch die Notwendigkeit von Trauerarbeit kann sich auch als kulturelle, gesellschaftliche oder ethnische Aufgabe stellen. Denn leider passiert es oft genug, dass ganze Völker, Stämme oder Rassen einander in unbarmherziger Feindschaft gnadenlos ins Massengrab schicken. Ob die Gründe dafür in Habgier, Neid, Machtstreben, Größenwahn oder unvereinbaren religiösen Unterschieden liegen, ist in Anbetracht des kollektiven Leides fast schon nachrangig. Zusätzlich sei noch ergänzend angemerkt, dass auch höher entwickelte Tiere über eine sehr konkrete Vorstellung von Tod, Trauer und Verlust verfügen. Dies manifestiert sich sowohl bei Haustieren, die um ihre verstorbenen Herrchen und Frauchen trauern, als auch bei Tieren in freier Wildbahn. Wer zum Beispiel jemals gesehen hat, wie Elefanten im Verbund ihrer Herde einen verblichenen Artgenossen betrauern, kann an dem echten seelischen Leid der Tiere nicht zweifeln.

Elisabeth Kübler-Ross : Ein Forscherinnenleben für den Tod

Die schweizerisch-US-amerikanische Psychiaterin Elisabeth Kübler-Ross ist die Begründerin der wissenschaftlichen Sterbeforschung und mithin der Thanatopsychologie. Sie überwand Berührungsängste und wagte es, mutige Fragen zu stellen, um die tapferen Antworten darauf systematisch auszuwerten. Was sie dabei mit aufopferungsvollem persönlichem Engagement herausgefunden und aufgeschrieben hat, hat sowohl Licht ins tabuisierte Dunkel gebracht, als auch vielen Sterbenden und Trauernden den schweren Weg etwas gangbarer gestaltet. Obwohl auch diese großartige Frau inzwischen nicht mehr unter den Lebenden weilt, sind ihre Bücher immer noch samt und sonders mit Nachdruck zur Lektüre zu empfehlen. Wer schon einmal mit dem Werk von Elisabeth Kübler-Ross in Berührung gekommen ist, wird sich sicher an die fünf Phasen des Sterbens erinnern, die als regelmäßig wiederkehrendes psychisches Muster bei fast allen todkranken Menschen auftreten:

  1. Nichtwahrhaben wollen und Isolierung, aktives Verleugnen
  2. Zorn, Wut und Neid auf all jene, die weiterleben dürfen
  3. Verhandeln mit „Gott“ und der Welt
  4. Depression und Verzweiflung in Anbetracht der eigenen Hilflosigkeitserfahrung
  5. Akzeptanz und ab sofort kampfloses sich drein fügen in das Unvermeidbare

Während all dieser Phasen ist und bleibt es die Aufgabe aller am Sterbeprozess beteiligten Begleiter, dem Sterbenden stets Hoffnung zu geben. Hoffnung natürlich nicht im Sinne von illusorischer oder absurder Schönfärberei, sondern im Sinne des stetigen Angebotes von Hilfe, Erleichterung und Freundschaft.

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