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Ich will mich ändern:

Warum gute Vorsätze so oft scheitern und was man dagegen tun kann

Vorsätze: Vorsatz - an den Nagel hängen und aufgebenWarum sind gute Vorsätze bloß immer so schlecht in die Tat umzusetzen? Sollten wir nicht eigentlich das Positive, das mit guten Vorsätzen in unser Leben treten soll, mit Freuden willkommen heißen, und ihm sämtliche Wege ebnen? Stattdessen kennt meist der perfide Erfindungsreichtum, mit dem wir uns samt unserer guten Vorsätze selbst torpedieren, kaum Grenzen. In dieser klaffenden Lücke zwischen vermeintlichem Wunsch und nackter Realität scheint keinerlei Logik erkennbar. Es sei denn, man richtet den psychologisch filternden Blick auf das Unsichtbare, um dort das Unmögliche zu entdecken. Denn dann erst erkennt man die wahren Ursachen für das ewige Scheitern guter Vorsätze – und entdeckt gleichzeitig den persönlichen Zündschlüssel zum eigenen Selbstmotivations-Turbo.

Warum?

Wer nach außen hin sagt, er wolle endlich mal mehr Sport treiben, sein Gewicht in den Griff kriegen, oder mit dem Rauchen aufhören, der will in Wahrheit etwas gänzlich anderes. Denn sportgestählte Muskeln in einem schlanken Body, der gut duftet, haben keinen eigentlichen Wert an sich, wenn man nicht gerade Dorian Gray heißt. Deshalb muss man sich beim Aufkeimen guter Vorsätze immer fragen: WARUM will ich das eigentlich? Und – bin wirklich ich es, der das will? Erst dann, wenn man die echten und eigentlichen individuellen Bedürfnisse hinter den vordergründig gesteckten Zielen zum einen erkennt, und zum anderen als ich-konform erlebt, haben auch die internen Besserungsgelöbnisse eine gute Aussicht auf Erfolg.

Ein gar nicht mal so fiktives Fallbeispiel

Birthe, eine rundliche Mittvierzigerin und unfreiwillig Single, hat sich mal wieder vorgenommen, die Joggingschuhe rauszukramen und gleichzeitig den Schlüssel zur Speisekammer zu verstecken. Leider kommen ihr just ab diesem Moment ständig Einladungen zum Essen und andere dringliche Angelegenheiten in die Quere, die sowohl ihre sportlichen Ziele als auch ihre Diätabsichten nachhaltig vereiteln. Und so setzt sich Birthe hin und stellt sich die alles aufdeckende Frage: Warum will ich eigentlich sportlicher und schlanker sein? Die Antworten darauf stellen psychische Abgründe bloß:

Frage: Wenn ich attraktiver aussehe, finde ich vielleicht meinen Traummann.
Gegenfrage: Warum erst dann?

Antwort: Weil die meisten Männer erst mal gucken und dann denken.
Gegenfrage:  Warum willst Du so einen, der lieber guckt als denkt?

Anwort: Will ich eigentlich gar nicht. Ich will einen, der mich so liebt, wie ich nun mal bin.

Gegenfrage:  Warum willst Du denn dann überhaupt abnehmen?
Antwort: Will ich ja nicht. Ich mag mich eigentlich ganz gerne so, wie ich bin.

Kein Wunder, dass sich Birthes Unterbewusstsein mit allen Mitteln dagegen zur Wehr setzt, den Körper in das Beuteschema eines potenziellen Partners zu rücken, der im Grunde genommen überhaupt nicht als erstrebenswert erachtet wird. Was Birthe eigentlich will, ist ein sympathischer Mann, der sie als feminines Gesamtkunstwerk verehrt, liebt und wertschätzt. Dazu muss Birthe aber nicht abnehmen, sondern einfach nur an den geeigneten Plätzen die Augen und das Herz offen halten. Und dabei selbstbewusst ganz genau so bleiben, wie sie ist.

Das AHA-Erlebnis

In fast allen Fällen gescheiterter guter Vorsätze wird sich bei näherem Hinsehen feststellen lassen, dass der eigentliche Wunsch an einem ganz anderen Ort zu finden wäre, als es der gefasste Vorsatz scheinen lässt. Und manchmal sind dabei auch mehrere Wünsche und Bedürfnislagen so innig ineinander verwoben, dass das private Warum-Fragespiel mehrere Durchgänge braucht, um alle Aha-Erlebnisse aufzuspüren. Einige häufiger zu findende Quellen des vordergründigen Versagens sind die folgenden:

  • Es stellt sich heraus, dass gar nicht die eigenen Wünsche, sondern die Wünsche von Freunden, Bekannten oder Verwandten erfüllt werden sollen.
  • Es zeigt sich, dass tief greifende Störungen im Selbstwerterleben und im Selbstkonzept durch die guten Vorsätze nach außen hin kompensiert werden sollen.
  • Die Akzeptanz der allgemeinen sozialen Erwünschtheit bestimmter Formen des Verhaltens oder der äußeren Erscheinung wird über die eigene individuelle Authentizität gestellt.

Fazit

Wenn das „Warum?“ hinter dem guten Vorsatz auch nach der sorgfältigsten Prüfung als echter Herzenswunsch bestehen bleibt, dann werden sich die guten Vorsätze wie von selbst im Eiltempo verwirklichen. Hat man sich mit dem guten Vorsatz jedoch selbst einen Bären aufgebunden, dann muss man sich auch nicht wundern, wenn die schlaue Seele dem falschen Spiel mit dem eigenen Selbst einen belastbaren Riegel vorschiebt.

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