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Risiken abschätzen:

Wie hoch ist Ihre Risikointelligenz?

Um Risiken abschätzen zu können, ist Intelligenz ein guter Ratgeber. Das Max-Planck-Institut hat einen Test entwickelt, der Risikointelligenz messen soll.

Kletterteam in Gefahr: Risikobereitschaft - Risiken richtig einschätzenWährend man die Intelligenz noch vor einigen Jahren von einem einzigen Quotienten abhängig machte, hat sich die Frage um das Denkvermögen in letzter Zeit stark differenziert. Entsprechend gibt es schon lange nicht mehr nur den einen Intelligenztest, sondern vielmehr verschiedene Varianten, die bestimmte Bereiche der Intelligenz messen sollen. Neben beispielsweise allgemeiner Intelligenz oder emotionaler Intelligenz hat das Max-Planck-Institut für Bildungsforschung einen Schnelltest entwickelt, der die Risikointelligenz messen soll.

Der Ursprung des Tests

Verschiedene Tests, die sich um die Persönlichkeit drehen oder auch um die allgemeine Intelligenz oder speziell die Gedächtnisleistung gibt es einige und gewiss auch solche, die als recht zuverlässig zu bewerten sind. Was lange nicht möglich war, war die Möglichkeit, die Risikointelligenz einzuschätzen. Der Psychologe Edward Cokely vom Max-Planck-Institut hält diese Intelligenz jedoch für eine besonders wichtige, da die Fähigkeit der Risikoeinschätzung unsere Entscheidungen maßgeblich beeinflusst – beruflich, wie privat. Die Idee einen Test zu entwickeln, der eben jene Fähigkeit beurteilen soll, hatte der Forscher bereits im Jahre 2007 und entsprechend entwickelte er mit seinem Team einen Schnelltest. In einem Zeitraum von fünf Jahren wurden zusammen mit dem Max Planck Direktor Gerd Gigerenzer vom Berliner Institut und der Michigan Technological University 21 Studien in 15 Ländern durchgeführt. Herausgekommen ist dabei der „Berlin Numeracy Test“ in den Sprachen Deutsch, Englisch, Spanisch und Niederländisch.

Nur drei Minuten sollen Aufschluss geben

Viele psychologische Tests sind ein wenig umfangreicher und erfordern einiges an Zeit. Der Risikointelligenztest dauert hingegen nur circa drei Minuten und funktioniert dabei doppelt so gut, wie bisherige Methoden. Denn herkömmliche Tests orientieren sich an kognitiven Kapazitäten, wie eben der allgemeinen Intelligenz oder auch der Aufmerksamkeitskontrolle, was alles aber nichts über die Risikokompetenz der Menschen aussagt. So erklärt Cokely, dass eine hohe Intelligenz nichts damit zu tun habe, in allen Bereichen „gut“ zu sein. Als Vergleich nennt er seine Ärztin, die zwar eine hervorragende Medizinerin sei, aber sich sicherlich schwer tun würde, ein Auto zu reparieren. Der neu entwickelte Test soll nun also Aufschluss über den Teilbereich der Risikoeinschätzung geben.

Alle Faktoren wurden berücksichtigt

Natürlich war es den Forschern wichtig, einen funktionierenden und auch aussagekräftigen Test zu entwickeln, weshalb alle Aspekte in den Vorbereitungen abgedeckt wurden. Für diesen Zweck wurden mehrere Tausend Teilnehmer aus allen Teilen der Welt getestet. Probanden aus Nordamerika nahmen ebenso an den Studien teil, wie auch Menschen aus Asien und Europa. Die zu testenden Bereiche wurden dabei sorgfältig und vor allem auch vielfältig gewählt. In Berlin beispielsweise, wurden 300 Teilnehmer einer Studie mit psychologischen Testaufgaben unterzogen. Bewertet wurden dabei die allgemeine Zufriedenheit der Probanden, die persönliche emotionale Stabilität, sowie die Prüfungsangst. Vor diesem Hintergrund sollten dann Informationen über Risiken interpretiert werden. Zum Beispiel wollte man herausfinden, wie gut Wettervorhersagen verstanden wurden. Mit zunehmenden Studien kristallisierten sich Methoden heraus, die eine Beurteilung von Risiken zuließ.

Der Schlüssel liegt in der Mathematik

Während der Untersuchungen hatten auch hochgebildete Personen teilweise Schwierigkeiten damit, Risikosituationen richtig zu beurteilen. Bei gebildeten Bürgern, die ihre Entscheidungen aufgrund von Informationen treffen, sei es laut Cokely aber wichtig, dass diese die Informationen über Risiken auch verstehen und richtig einschätzen können. Der Forscher gibt der Risikointelligenz daher eine Wichtigkeit, die er mit dem Lesen und Schreiben vergleicht. Und wie sich zeigte, hinkt dieser Vergleich nicht, da sich die Intelligenz über die Risikobewertung ebenfalls erlernen ließe.  Denn wie es die Forschungen zeigten, ist diese sehr eng mit dem mathematischen Verständnis verknüpft. Entsprechend wurde der Risikointelligenztest auch darauf ausgerichtet und besteht aus drei Aufgaben der Prozentrechnung. Wenn Sie den Test gleich in der Praxis ausprobieren möchten, können Sie dies hier www.riskliteracy.org tun. Und, wie hoch ist Ihre Risikointelligenz?

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Über Stephan Lenz

Stephan Lenz studierte Philosophie, Soziologie und Anglistik an der Universität Mannheim. Es folgten schriftstellerische Fortbildungen und die freiberufliche Arbeit als Autor und Journalist. Neben unzähligen Artikeln in diversen Magazinen, veröffentlichte er Prosa im Charon Verlag, Hamburg, sowie im Wortkuss-Verlag, München. Er gehört seit vielen Jahren zum festen Stamm der Redaktion des Artikelmagazins.