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Mobiler Dolmetscher:

Smartphone App als Übersetzer für Gebärdensprache

Für medizinisches Personal ist die Kommunikation mit Gehörlosen so wichtig, wie auch schwierig: Eine App soll den Dialog nun erleichtern.

Dolmetscher: Die Smartphone App iSignIT übersetzt Gebärdensprache. Bild: © ServiceCenter ÖGS.barrierefrei

Beherrscht jemand nicht die Gebärdensprache, so ist die Kommunikation mit gehörlosen Menschen zwar nicht unmöglich, aber zumindest doch massiv erschwert, gerade wenn es sich um einen medizinischen Dialog handelt. Einfache Anweisungen der Ärzte oder des Pflegepersonals können dabei schnell zur Hürde werden, die Papier und Bleistift erfordert. Das kostet jedoch Zeit, die medizinisches Personal in der Regel nicht hat und birgt zudem die Gefahr für Missverständnisse. Um diesem Problem so einfach wie möglich Abhilfe zu schaffen, ist seit Kurzem die iSignIT-App für mobile Endgeräte erhältlich und übersetzt ganz einfach medizinische Phrasen in die Gebärdensprache.

Anwendung ist kostenfrei

Die Anwendung „iSignIT“ wurde vom Peter L. Reichertz Institut für Medizinische Informatik (PLRI) in Zusammenarbeit mit ServiceCenter ÖGS.barrierefrei und der Entwicklerfirma Blue Owl Software entwickelt. Das PLRI unter dem Dach der Medizinischen Hochschule Hannover stellt die praktische Anwendung kostenlos für medizinisches Personal und für Patienten zur Verfügung. Die App läuft auf mobilen Endgeräten, wie Smartphones oder Tablet-PCs und ermöglicht eine Basiskommunikation zwischen gehörlosen Patienten und medizinischem Personal. Dafür wurden mehr als 800 medizinische Phrasen in die Gebärdensprache übersetzt. Anhand von einfachen Fragen und Antworten sollen sich gehörlose Patienten dann bequem verständigen können. Die medizinischen Aussagen werden dabei einfach ausgewählt und mit einem Video für den Patienten übersetzt. „Patienten können mit Hilfe der App rasch ihre Probleme beschreiben. Medizinisches Personal wiederum kann gezielt nachfragen und über Behandlungsschritte informieren“, sagt Tino Schaft vom PLRI MedAppLab.

Mehrere Sprachen verfügbar

Auf den ersten Blick könnte man sich fragen, warum die Phrasen überhaupt in die Gebärdensprache übersetzt werden müssen und der Patient diese nicht einfach von der App abliest. Doch die Antwort ist einfach: Auch die Gebärdensprache unterscheidet sich in den verschiedenen Ländern. Entsprechend kann man die gewählten Aussagen derzeit in die deutsche, österreichische und englische Gebärdensprache übersetzen lassen, weitere Sprachen sollen folgen. Ferner darf man nicht vergessen, dass die Gebärdensprache für die meisten gehörlosen Patienten die Muttersprache darstellt. In diesem Zuge weist man auch darauf hin, dass die App einen Gebärdesprache-Dolmetscher natürlich nicht vollständig ersetzen kann. Erste oder kleinere Barrieren lassen sich mit der Anwendung allerdings rasch abbauen und sorgen für weniger Schwierigkeiten in der Kommunikation. Schätzungen zu Folge geht man übrigens davon aus, dass in Deutschland derzeit rund 200.000 Menschen die Gebärdensprache nutzen.

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Über Stephan Lenz

Stephan Lenz studierte Philosophie, Soziologie und Anglistik an der Universität Mannheim. Es folgten schriftstellerische Fortbildungen und die freiberufliche Arbeit als Autor und Journalist. Neben unzähligen Artikeln in diversen Magazinen, veröffentlichte er Prosa im Charon Verlag, Hamburg, sowie im Wortkuss-Verlag, München. Er gehört seit vielen Jahren zum festen Stamm der Redaktion des Artikelmagazins.